Haltestelle abgeschafft

1. Juli: „Hochbahn plant neues elektronisches Ticket“

Statt eine neue Sau durchs Dorf zu treiben, sollte der HVV wenigstens den bestehenden Service aufrechterhalten. Stattdessen ist die Bushaltestelle vor dem Amtsgericht Altona, früher von vier Linien angefahren, abgeschafft worden. Begründung: Die Lage lasse „weniger Freiheitsgrade hinsichtlich einer Bevorzugung der Busse zu“. Auf Deutsch: Da die Haltestelle von zu vielen Fahrgästen genutzt wird, steht sie der Busbeschleunigung im Weg. Besucher des Gerichts müssen seit dem 15. Juli Hunderte von Metern von den nächsten Bushaltestellen laufen und dabei mehrere gefährliche Kreuzungen überqueren. Für Behinderte, Schwangere und Ältere eine Zumutung.

Kay Schulz

Überteuert

Herr Elste sucht nichts anderes als einen neuen Vertriebsweg für überteuerte Einzelkarten. Er will sich die Überschüsse aus falsch geplanten Zeitkarten und vergessenen Abos von alten Leuten im Pflegeheim nicht entgehen lassen. Ein wirklich auf den günstigsten Tarif programmiertes elektronisches Bezahlsystem könnte es ermöglichen, den HVV frank und frei zum jeweils günstigsten passenden Einzel-, Wochen-, Monats- oder Jahreskartenpreis zu nutzen. Man müsste sich nicht ständig Gedanken über die richtige Fahrkarte machen oder ärgern, dass sich die Monatskarte wieder einmal um den Preis für die Einzelfahrt zur Verkaufsstelle verteuert. Einfach ein- und aussteigen, ab der zweiten Fahrt am Tag zahlt man nur noch einmal die Differenz zur Tageskarte. Ab ungefähr der zehnten Fahrt greift die Deckelung durch den Preis einer Wochenkarte, ab der 25. Fahrt im Monat diejenige durch den Preis einer Monatskarte. In Australien haben wir solche Smartrider-Karten schon seit vielen Jahren.

Russel O`Donnell

Profaner Politiker

1. Juli: „Verteidigungsminister de Maizière gibt Unklarheiten in Kommunikation zu“

„Unt-ergebene“ haben vielleicht etwas verbockt, aber nicht die Verantwortung. Deshalb sind sie nicht Minister. De Maizière hat die politische Verantwortung und sollte längst zurückgetreten sein. Gerade von ihm hätte ich eine „unt-adelige“ Haltung erwartet. Jetzt ist er nur noch ein profaner Politiker, unfähig und unwillig, das Unvermeidliche zu erkennen und entsprechend zu handeln.

Maren Plaschnick

Rechtliche Bahnen einhalten

31. Juli: „Hartz-IV-Rebellin kämpft weiter. Inge Hannemann darf vorerst nicht in ihr Büro zurück“

Bei aller Sympathie für den subjektiven Gerechtigkeitssinn der Inge Hannemann: Wo kämen wir hin, wenn jeder sein subjektives Gerechtigkeitsempfinden so ausleben würde, dass er wissentlich und öffentlich nach eigenem Gusto handelt, ungeachtet gesetzlicher Vorschriften und Ausführungsbestimmungen, die seinem Tun rechtliche Bahnen und Grenzen geben. Das führt ein Gemeinwesen ins Chaos. Für Beschwerden gegen ungerechte Gesetze haben wir das Bundesverfassungsgericht. Und das hat sich in mehr als sechs Jahrzehnten bestens bewährt.

Hanno Lülwes

Anstoß für die Politik

Wenn sich die „Hartz-IV-Rebellin“ als öffentlich Bedienstete im Einzelfall weigert, Hartz-IV-Empfänger mit Sanktionen zu belegen, weil sie das Mittel der Kürzung von Geldzuweisungen für „menschenunwürdig“ hält, so mag sie aus gesellschafts- und sozialpolitischer Sicht nicht Unrecht haben. Ebenso kann der Frust nachvollzogen werden, seit Jahren bei ihren Vorgesetzten gescheitert zu sein, das aus ihrer Sicht untaugliche Hartz-IV-System im Grundsätzlichen zur Sprache zu bringen. Allerdings war die „Rebellin“ schlecht beraten, Kritik an Kollegen zu üben, die auf der Grundlage gesetzlicher Vorgaben im Rahmen ihres Ermessens zu anderen Einzelfallentscheidungen gekommen sind. Sinnfragen eines Sozialleistungsgesetzes neu zu bewerten und gesetzliche Reformen anzustoßen ist Aufgabe der Politiker und der sie beratenden Fachressorts in den Ministerien. Insofern sollte der Kampf der „Hartz-IV-Rebellin“ nicht nur arbeitsrechtlich „abgearbeitet“ werden, sondern für die Politik auch Anstoß sein, sich ernsthaft der dahinter stehenden kritischen sozial- und familienpolitischen Auswirkungen anzunehmen.

Helmut Eidenmüller

Feige

1. Juli: „Plagiatsvorwürfe: Doktorarbeit Lammerts bleibt umstritten“

Ein Plagiatsjäger, der zu feige ist, seinen Namen zu nennen zu seinen Vorwürfen, die durch nichts, kein Hochschulgremium und keinen wissenschaftlichen Plagiatsexperten, belegt sind, der aber das Amt und die Menschenwürde des Betroffenen schwer beschädigt hat, muss sich abgrundtief schämen.

Christa von Kietzell-Scheunemann

Mutig

27./28. Juli: „Von Zeit zu Zeit: Und plötzlich bin ich Schlager-Fan“

Was für ein mutiges Outing. Ich bin 1965 in Munster/Soltau geboren und habe mich selbst durch die Einzelstunden im Akkordeonunterricht und später auch durch die samstäglichen Orchesterproben gekämpft. Mir hallt noch der Spruch des legendären Lehrers im Kopf „Sing schön mit, so erhalten wir uns das deutsche Volksliedergut.“ Und in der Tat bin ich heute noch bei kurpfälzischen Jägern und gelben Wagen textsicher. Und wie stolz waren die Eltern, wenn man mit den anderen 200 Akkordeonisten im Soldatenheim auf der Bühne saß und mit schwarzem Rock und weißer Bluse die mittelalterliche Menge in Stimmung gebracht hat. Danke für diese Rückblende auf eine (fast) traumatische Kindheitserinnerung.

Sabine Flade

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