Alte Tradition

5. Juli: „Für reiche Chinesen ist Muttermilch der neue Champagner“

Die reichen Chinesinnen trinken Muttermilch wie Champagner? Nein, sie trinken Muttermilch wie Medizin. Die Chinesen essen und trinken bekanntermaßen nicht nur, um satt zu werden, sondern vor allem, um gesund zu bleiben. So ist es eine sehr alte Tradition der wohlhabenden Frauen – oft sehr zerbrechlich und empfindsam –, ihre wertvolle Milch nicht an die eigenen Kindern abzugeben, sondern sie bei sich zu behalten und kräftige, gesunde Ammen zu engagieren. So trank z.B. die chinesische Kaiserin Cixi ihr Leben lang die Muttermilch ihrer Untertanen. Mao, der Standesunterschiede zerstören wollte, verbot das 1949. Heute scheint sich diese Tradition wieder Bahn zu brechen. Für uns ist das befremdlich, aber für arme chinesische Bäuerinnen ist es vielleicht eine Möglichkeit, zu überleben. Dafür opfern in anderen Ländern manche sogar ihre Organe. Andere Länder, andere Sitten – das ist nicht immer leicht zu ertragen.

Zeitgeist getroffen

5. Juli: Zwischenruf/Glosse, „Das fettige Gold unserer Zeit“

Eine wunderbare Anekdote über unseren Zeitgeist: Unser ehemaliges Grundnahrungsmittel, die Kartoffel, wird durch Entzug ihrer guten Inhaltsstoffe und Zuführung von Krebsstoffen durch heißes Öl um ein vielfaches wertvoller für den Verkäufer, der dem Wetter auch noch die Schuld für die Preiserhebungen geben kann. Bei Extremwetter schmecken die Pommes auch noch besonders gut.

Ergebnis zählt!

4. Juli: „Hamburger Millionäre holen Federer an den Rothenbaum. Tennisstar erhält 300.000 Euro Antrittsprämie

Über die Überschrift im Bild habe ich mich geärgert. Mit dem Wort „Millionäre“ oben auf der Titelseite wird Neid geschürt bei allen, die nicht die Million auf dem Konto haben. Aber worauf kommt es wirklich an? Lediglich Millionär zu sein bedeutet gar nichts. Hier geben großzügige Menschen, Tennis-Begeisterte, Tennis-Unterstützer, und nicht zuletzt Hamburg-Begeisterte, Geld für ein Tennisturnier, welches einst für Hamburg eine große Bedeutung hatte. Da spielen die genannten Zahlen doch keine Rolle. Ob die Unterstützer Millionäre sind, ist völlig nebensächlich. Auf das Ergebnis kommt es an. Ich freue mich, dass die Bemühungen von Michael Stich unterstützt werden, und Hamburg sein Tennisturnier dadurch nicht verliert. Der Kommentar auf Seite 2 ist übrigens deutlich sachlicher und informativ.

Besser: Kindern helfen

Rodger Federer in Hamburg: eine gute Nachricht. Federer erhält Antrittsgeld von 300.000 Euro: eine ganz schlechte Nachricht. Nicht nur, dass dem Tennisspieler so zum motivierenden Wochenanfang zehn Jahresgehälter von Durchschnittsverdienern ausgezahlt werden, was an sich schon ein skandalöser Betrag ist. Aber wenn es die Idee der Hamburger Millionäre war, etwas für den Tennissport zu tun, dann hätte man mit z.B. 200.000 Euro auch 2000 Kindern in der Stadt ein Tennistrainingscamp spendieren können, anstatt alles in das pralle Säckel eines einzelnen Showstars der Szene zu schütten.

Scheinargument

2. Juli: „,Abhören geht gar nicht‘: Merkel will Obama zur Rede stellen“

Selbstverständlich ist es mir nicht egal, dass u.a. meine E-Mails und Skype-Gespräche abgehört und für unbestimmte Zeiträume archiviert werden. Genauso wenig wie ich es möchte, dass meine Briefpost geöffnet und von fremden Personen gelesen wird. Dabei ist es egal, ob es sich um belanglose Inhalte handelt oder nicht. Hier zu argumentieren, dass damit Verbrechen und Terrorismus rechtzeitig entdeckt werden, halte ich für ein Scheinargument, da mittlerweile von diesen Personen eine Verschlüsselung eingesetzt werden kann, welche nicht oder nur mit erheblichem Aufwand zu entschlüsseln ist. Ferner muss die Frage erlaubt sein, ob die Amerikaner wirklich noch unsere Freunde sind.

Zu wenig Seefahrt

26. Juni: „1,5 Millionen Kreuzfahrer. Die Deutschen zieht es aufs Meer. Vor allem Themenreisen liegen im Trend“

Ich gehöre zu den Menschen, die Wasser sehr lieben. Aber ich mag keine Kreuzfahrtschiffe – dort gibt es zu viele Menschen, zu wenig Seefahrt. Ich liebe Fracht- und Containerschiffe und das ruhige, seemännische Leben darauf.

Die Zuschriften geben die Meinung der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten. Weitere Briefe auf www.abendblatt.de

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