Illusion

25. Juni: „Hart gegen Erdogan. Die EU muss ihre Strategie ändern“

Der Artikel zur Europäisierung der Türkei ist eine schöne Empfehlung, wird aber ein Wunschtraum bleiben. Die Demokratie mit ihrer Verpflichtung zum Einhalten der Menschenrechte und -würde bleibt illusorisch. Ministerpräsident Erdogan hat alles Mögliche getan, um Wähler der bildungsfernen Schichten zu gewinnen. Jetzt sind die Äpfel reif, und der nächste Schritt kann gefahrlos erfolgen: Der Koran wird Verfassung. Das Konzept, Freiheit und Menschenwürde durch die EU in das Land zu bringen, wird scheitern. Ungarn ist doch das beste Beispiel. Auch hier ist es der EU nicht gelungen, einen autoritären Regierungschef in die Schranken zu weisen. Eine freiheitlich-soziale und gerechte EU wird eine Illusion bleiben.

Egon Niemann

Alte Architektur würdigen

22./23. Juni: „Der Krimi an der Elbchaussee. Prächtige Villa verfällt“

Die prächtige Villa ist erbaut von meinem Großvater Georg Kallmorgen, seines Zeichens Senator von Altona. Der Kaispeicher A, das Fundament für die Elbphilharmonie, ist erbaut von dessen Sohn Werner Kallmorgen, meinem Vater. Es wäre schön, wenn gute Architektur, die die Jahrhunderte überdauert hat, weiterhin von uns gepflegt und umsorgt, vor allem gewürdigt würde.

Johanna Louise Kallmorgen

Unerträglich

Dieses Klein-Klein zwischen Bezirk und Denkmalschutzamt ist unerträglich. Das Schicksal der vorgestellten Villa ist ein bezeichnendes Beispiel, wie hier eine historische Straße insgesamt ihren baukulturellen Charakter zu verlieren droht. Ein Masterplan muss her. Ein international besetztes Forum im Vorfeld täte gut. Ein Hinweis fehlt in der Beschreibung des Objektes in Othmarschen. Wir lernten als Kinder noch in der „Heimatkunde“, dass der Dachreiter der Elbchaussee 239 dem alten Altonaer Rathaus entstammt. Der Vorgänger des heutigen Rathauses wurde einst abgerissen. Die Altonaer Stadtgeschichte wird in Hamburg zuweilen stiefmütterlich behandelt.

Peter Schmidt

Unsinnige Debatte

24. Juni: „Fahrrad-Club: ‚Helmpflicht durch die Hintertür‘“

Es ist immer wieder amüsant zu lesen, wie sehr sich der Deutsche eine Regulierung aller das Leben betreffenden Umstände wünscht. Ich möchte sogar die Behauptung aufstellen, dass einige mittlerweile erst Gesetze brauchen, ehe sie sich trauen, aus eigenem Antrieb etwas um- oder aufzusetzen. So auch in dieser Debatte, die ich als übertrieben und unsinnig befinde. Es steht völlig außer Frage, dass ein Helm im Unglücksfall das Leben oder die Gesundheit retten kann. Daraus aber schon wieder eine Vorschrift zu machen ist der falsche Weg.

Ronny Strowick

Konsequentes Urteil

Wer mit 200 km/h über die Autobahn rast, bekommt ein Mitverschulden über die Höhe des Schadens, auch wenn er sonst alles richtig gemacht hat. Wer als Motorradfahrer zwar einen Helm trägt, aber mit kurzer Hose fährt, bekommt ein Mitverschulden über die Höhe des Schadens, auch wenn er sonst alles richtig gemacht hat. Insofern ist das Urteil des OLG Schleswig nur konsequent. Man hat nämlich nicht alles richtig gemacht, wenn man auf sinnvolle und zumutbare Schutzmaßnahmen verzichtet. Im Übrigen halte ich es für ziemlich zynisch, auf Schutzmaßnahmen zu verzichten, nur weil dann das Radfahren eventuell weniger attraktiv erscheinen könnte.

Jürgen Jeschke

Friedensstiftender Prozess?

24. Juni: „Die Langeweile als politisches Prinzip. Angela Merkel lebt die Große Koalition in einer Person“

Wenn Parteien durch ihre Programmatik die Zielgruppe fortwährend erweitern, um neue Wählerschichten zu gewinnen, wenn an den Spitzen aller Parteien kantige Persönlichkeiten fehlen, wenn Parteien sich danach ausrichten, was ihnen Meinungsumfragen tagesaktuell einflüstern, wenn europäisches Recht nationales dominiert, dann gleichen sich Parteien naturgemäß immer weiter an. Das mündet, konsequent weitergedacht, im Einparteiensystem und: Es ist Ruhe im Karton. Ist das nicht ein demokratischer, friedensstiftender Prozess? An Kollateralschäden haben wir uns ja schon längst gewöhnt. Nur die Medien würden ohne Konflikte „verhungern“.

Uwe-Carsten Edeler

Falscher Eindruck

24. Juni: „Tausendfaches Harleyluja am Großmarkt. 550.000 Besucher feiern drei Tage lang die Harley Days“

In dem Artikel wird dem Leser der Eindruck vermittelt, dass alle Motorradfahrer militaristisch oder martialisch sind. Das kann ich so nicht stehen lassen. Der genaue Ursprung der Totenkopf-Symbolik ist meines Erachtens nach in der Motorradszene nicht genau datierbar. Höchstwahrscheinlich liegt dieser in den 60er-Jahren, als sich in Europa die ersten Motorrad-Clubs gründeten, und steht auch heute noch für die Unerschrockenheit und die Akzeptanz, dass der Tod zum Leben dazugehört. Aber es geht vorrangig nicht um den Tod oder darum, Angst und Schrecken zu verbreiten, sondern vielmehr um das Leben und seine schönen Seiten. Hierzu gehören auch das Motorradfahren und das friedliche Treffen mit Gleichgesinnten.

Mathias Heß

Absurd

22./23. Juni: „Sicherheitsrisiko ist zu groß: Aus für die HafenCity-Seilbahn“

Da wird der Stadt von zwei Unternehmen ein sensationell touristisches Highlight in Form einer Seilbahn über den Hafen angeboten, und die mutlosen kleinbürgerlichen SPD-Politiker erstarren in ihrer Angst vor spektakulären Entscheidungen. Dabei ist besonders absurd, dass die Politiker im Bezirksamt als Hauptsorge den großen zu erwartenden Erfolg sehen. Wem Touristen und Trubel zu viel sind, sollte eben nicht nach St. Pauli ziehen. So einfach ist das.

Axel Jürgens