Traurige Abseitsposition

23. April: "Wie viel Hoeneß steckt in uns allen? Jeden Tag eine Selbstanzeige in Hamburg. Jeder Fünfte gibt zu, schon einmal Steuerbetrug begangen zu haben"

Es ist traurig, dass solch markige Personen der Gesellschaft wie Uli Hoeneß, die für unternehmerischen Erfolg ebenso stehen wie für sportliches und soziales Engagement, beim sensiblen Thema Steuergerechtigkeit die Abseitsposition einnehmen. Die meisten Menschen in unserer Gesellschaft gehen fleißig ihrer Tagesaufgabe nach und halten so den Jobmotor in Bewegung. Sie zahlen Steuern und können das Dickicht steuerlicher Regelungen nur noch mithilfe des Steuerberaters lichten. Man könnte glauben, der Grundsatz "Jeder denkt an sich, nur ich denke an mich" hat im übertragenen Sinne unsere Gesellschaft umfassend erreicht.

Günther Aust

Gegen Redlichkeit

Ich halte diese Überschrift für eine Provokation, die manche Mitbürger denken lässt, dass das Delikt des Herrn Hoeneß wieder als Kavaliersdelikt angesehen wird. Festzuhalten ist: Er hat eine Tat zugegeben, die sich gegen alle redlichen Steuerzahler wendet.

Jobst Thurmann

Blanker Erfolgsneid

Es ist nur ein weiteres Beispiel, wie Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, bei jeder Kleinigkeit verbal bloßgestellt und dann zerrissen werden. Es spielt in diesem Fall keine Rolle, ob Uli Hoeneß Moral gepredigt und Champagner getrunken hat. Blanker Erfolgsneid! Jeder von uns allen ist nicht anders! Für viele ist ein klein wenig Schummeln ein Kavaliersdelikt - in der Schule, im Beruf, bei Bewirtungskosten, bei Reisekosten oder bei den Steuern. Wir sollten alle ganz still sein. Uli Hoeneß wird sich verantworten und das allein schultern müssen.

Wieland Jacob

Wer im Glashaus sitzt

Die Affäre um Uli Hoeneß lässt sich auf zwei Volksweisheiten eingrenzen. Erstens: Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen, und: Je höher der Aufstieg, desto tiefer der Fall. Nun ist nicht nur das schöne Glashaus kaputt, sondern auch der tiefe Fall programmiert.

Anne Wilke

Mangel mit Ansage

23. April: "Ver.di-Studie: Hamburgs Kliniken fehlen 4200 Pfleger. ,Immer mehr Mitarbeiter werden wegen der Überlastung selber krank'"

Der Pflegekräftemangel war mit Ansage. Von 2004 bis 2011 wurden bundesweit zehn Prozent aller Pflegestellen in Kliniken wegrationalisiert, und das trotz steigender Patientenzahlen. In Folge gibt es bis heute massive Arbeitsverdichtung, Ausgliederungen, Qualifikationszugeständnisse und immer weniger Interesse am Berufsbild Gesundheits- und Krankenpflege. Da helfen nur gesetzliche Regelungen zur Mindestbesetzung, die natürlich auch finanziert werden müssten - und genau vor dieser Konsequenz drücken sich die Verantwortlichen in Bund und Ländern erfolgreich.

Kai Holm, Betriebsratsvorsitzender, Fachkrankenpfleger, Elbe Klinikum Stade

Kein Realitätssinn

22. April: "Neue Studie unterstützt Kritik an der Elbvertiefung"

Die Umweltverbände haben mit ihrer Klage gegen die Fahrrinnenanpassung jeden umweltpolitischen Realitätssinn vermissen lassen. Wenn nun aber das niederländische Umweltministerium eine interessengeleitete Studie dazu in Auftrag gibt und die Ergebnisse so unverblümt veröffentlicht, bleibt nur eine Schlussfolgerung übrig: Der Hamburger Hafen ist nach wie vor ein hoch attraktiver Standort für die Reedereien, den einzig die Umweltverbände gefährden.

Thomas Nahr

Sachlich diskutieren!

Sollen wir wieder zurück in die mittelalterliche Selbstversorgung? Wo bleibt der Wille für einen vernünftigen Kompromiss, der allen Seiten gerecht wird? Dazu gehört jedoch eine Versachlichung der Diskussionen ohne parteipolitische und weltanschauliche Scheuklappen.

Dr. Jürgen Koch

Immer brutaler

22. April: "Lufthansa streicht heute alle Hamburger Flüge. Gewerkschaft Ver.di ruft Beschäftigte zum Streik auf"

Ver.di wird immer brutaler gegenüber Flugpassagieren als unbeteiligte Dritte. Mitten in laufenden Tarifverhandlungen auf dem Rücken und zum Schaden Zehntausender Ticketinhaber zum Streik aufzurufen, um den Forderungen mehr Nachdruck zu verleihen, ist schlicht unverschämt. Hier muss sich die Rechtsprechung endlich der grundgesetzlich geschützten Interessen der unbeteiligten Dritten annehmen und deren Schadenersatzforderungen gegenüber den Gewerkschaften ermöglichen.

Dr. Gunter Alfke

Zeichen verabreden

20. April: Rubrik "Gott und die Welt, ,Und unsern kranken Nachbarn auch'"

Die Kolumne las ich wieder gern und mit Interesse. Diesmal ganz besonders deshalb, weil es um ein Thema ging, das ich vor Kurzem auf besonders gute nachbarschaftliche Weise selbst erleben und lösen konnte: Ich, 65, habe mit einer freundlichen Nachbarin vereinbart, dass sie täglich eine von mir vorbereitete Karte in meinen Briefkasten legt, und ich sie wieder zurücklege. Zum Briefkasten geht man ja in der Regel täglich. Das gilt dann also als tägliches Zeichen, dass bei mir alles in Ordnung ist.

Gisela Gelhaar

Anregend

20. April: "Der Marathon - ein Spaziergang"

Es war ein wunderbarer Bericht über den Verlauf der Marathonstrecke, die man in Gedanken mitgehen konnte. Man hat viele Anregungen zum Kennenlernen der Stadt bekommen. Am Ende taten einem nach der Lektüre fast auch die Füße weh.

Karin Meyer-Balz

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