Unbeholfener Versuch

22. Oktober: "Ein bisschen Frieden in den Lauben. Kleingärtner setzen auf Integration"

Wenn der Bürgermeister von Neukölln, Herr Buschkowsky, konstatiert, dass Integration in erster Linie eine Bringschuld sei, erntet er dafür Beifall von allen Seiten. Fordert der Vorsitzende des Kleingartenvereins Harksheide, Herr Kühl, von seinen ausländischen Vereinsmitgliedern im Prinzip das Gleiche, muss er sich als "brauner Gartenzwerg" titulieren lassen. Seine inzwischen revidierte, schräge Quotenregelung muss doch als das bewertet werden, was sie ist: der unbeholfene Versuch, nach mehreren gescheiterten Integrationsanläufen eine harmonische Vereinsatmosphäre zu schaffen.

Herbert Mellin

Keine Durchschlagskraft

22. Oktober: "Vorerst gescheitert. HSV verpasst den unverhofften Sprung in die Spitzengruppe"

Diese verdiente Niederlage kam gerade zur rechten Zeit, um alle Träumer, die den HSV bereits wieder auf Europaliga-Kurs sahen, auf den Boden der Realität zurückzuholen. Mehr als ein Platz im gesicherten Mittelfeld wird am Ende dieser Spielzeit trotz Van der Vaart und Badelj nicht erreichbar sein. Für einen Platz im oberen Tabellendrittel fehlt dieser Mannschaft nach wie vor jegliche Durchschlagskraft im Sturm.

Martin Wucherpfennig

Außer Betracht gelassen

20./21. Oktober: "Modell für neue Verkehrspolitik. Was Hamburg von Kopenhagen lernen kann"

Bei diesem Aufmacher fehlt mir zumindest das Fragezeichen. Soll sich Hamburg allen Ernstes mit eher kleineren Städten wie Münster oder auch Kopenhagen vergleichen, wobei Letztere nun wirklich nicht zu den internationalen Metropolen zählt? Der Artikel betrachtet die Situation ausschließlich und einseitig aus der Sicht von Zweiradfahrern und lässt völlig außer Betracht, welche übergeordnete Bedeutung der Wirtschafts- und der Individualverkehr für unsere Stadt hat. Im Übrigen fühle ich mich als Fußgänger wesentlich sicherer in wirklichen Metropolen wie New York, Chicago und Los Angeles, in denen Radfahrer absolut keine Rolle spielen. Und wo auch niemand Verlangen nach ihnen hat.

Bernd Glodek

Keine Autoindustrie

Das vorbildliche Kopenhagen liegt in einem Land ohne Autoindustrie. Während bei uns in dieser Branche gewerkschaftlich durchorganisierte Belegschaften Lohnsteuer, Gewerbesteuer, Körperschaftssteuer, Betriebs- und Aufsichtsratsposten und auch noch Wählerstimmen bieten, also alles, was ein Politiker zum schöneren Leben braucht, können die Dänen andere Prioritäten setzen. Dafür müssen sie dann allerdings auch auf das wunderbare "Wir-Gefühl" verzichten, das allmorgendlich zwischen Maschen und Stillhorn Hamburgs Pendler vereint und auf die Staus auf dem Ring 2 einstimmt. Verblüffend, wie gut sie damit offenbar fertig werden.

Dr. Uwe J. Petersen

Augenwischerei

20./21. Oktober: "Neues Abitur: Das ändert sich für Hamburgs Schüler"

Es kreißte die Kultusministerkonferenz und gebar eine kümmerliche Richtlinie zur Einführung allgemeiner Bildungsstandards. Dazu brauchte es fünf Jahre. Vollmundig nennt Thies Rabe das "einen großen Schritt für das deutsche Schulwesen". Welch eine Augenwischerei. Einheitliche Prüfungsanforderungen für das Abitur hat es schon früher gegeben. Gleiche Anforderungen und Standards zu formulieren ist eine Sache, sie zu gewährleisten und zu überprüfen eine ganz andere. Das gelingt nicht einmal beim Hamburger Zentralabitur. Die Leistungsunterschiede zwischen gleichen Schulformen in unterschiedlichen Stadtteilen und zwischen Gymnasien und Stadtteilschulen sind weiterhin eklatant. Daran wird sich auch, freiwillige bundesweite Regelungen hin oder her, nichts ändern, solange es keine unabhängigen Erst- und Zweitkorrekturen der Abi-Arbeiten gibt.

Bernd Guth, IB Coordinator, Helene-Lange-Gymnasium

Lächerlich

19. Oktober: "Juristisch festgefahren. Die Elbvertiefung ist fraglicher denn je"

Ach, hätten wir doch einen Nordstaat. Dann hätten Hamburg und Wilhelmshaven eine Kooperationsvereinbarung, würden die Umwelt schonen, Hunderte Millionen für die Elbvertiefung einsparen und wären in der Lage, Rotterdam ernstlich Konkurrenz zu machen. Stattdessen wird auf Steuerzahlerkosten ein Wirtschaftskrieg zwischen Hamburg und Niedersachsen ausgefochten. Lächerlich, denn langfristig werden dann beide Häfen die Verlierer sein.

Gerd Wooge

Keine Sternstunde

19. Oktober: "Das erste Duell. Steinbrück übt schon mal Kanzler"

Zu einer Sternstunde der parlamentarischen Streitkultur wurde der Schlagabtausch nicht, und das lag auch am äußeren Rahmen. Ein ordentliches Duell zu einer solch brisanten Problematik würde davon leben, dass man in dem Moment vor dem Applaus eine Stecknadel fallen hörte. Aber die Unsitte, selbst von Spitzenpolitikern, während der laufenden Debatte an Mobiltelefonen herumzunesteln, signalisiert vor allem eins: Desinteresse. Wenn jemand im Parlament meint, seine Ergüsse seien bedeutender als die des Redners, dann sollte er ans Mikrofon treten. Wichtigtuereien für Twitter kann er auf stilleren Örtchen tippen als im Bundestagsplenum.

Dieter Hasselbacher

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