Eiskalt kalkuliert

4. Oktober: "Steinbrück soll Nebeneinkünfte offenlegen"

Nun soll er also richten, was sich die Herren Steinmeier und Gabriel nicht zutrauen: Angela Merkel die Kanzlerschaft streitig zu machen. Nach den vollmundigen populistischen Ankündigungen, die wir lesen durften, war das zu erwarten: Banken zerschlagen, Managergehälter beschränken. Alles nur leeres Wortgeklingel, denn ein Peer Steinbrück ist viel zu intelligent, um nicht zu wissen, dass sich solche Forderungen, ist die SPD erst einmal an der Regierung, nie und nimmer werden umsetzen lassen. Das ist ein eiskalt kalkuliertes Vorgehen: Man versucht, mit Stammtischparolen auf Wählerfang zu gehen, wissend, das man niemals in die Verlegenheit kommen wird, das, was man zuvor so großartig versprochen hat, auch realisieren zu müssen. Da ähneln sich die Politiker aller Couleur. Nicht dass ich diesen Forderungen irgendwie das Wort reden würde, aber: Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Dr. Thomas Koch

Paradies für Wahnsinnige

4. Oktober: Kommentar "Tanz auf dem Krisen-Vulkan"

Sie stellen an überzeugenden Beispielen den Wahnsinn der modernen Wohlstandsgesellschaft dar. Den Leuten scheint der gesunde Menschenverstand abhanden gekommen zu sein. Die einen versuchen einen Sinn im Leben durch Konsum zu finden, die anderen werden Adrenalinjunkies oder fliehen in die Arme von Esoterikern. Und der Zustand, der von den Europäern ständig als Krise bezeichnet wird, muss den Ärmsten der Armen wie ein Paradies erscheinen. Eben ein Paradies, in dem ein Haufen Wahnsinniger haust.

Christiane Mielck-Retzdorff

Schnee von gestern

4. Oktober: "Elbphilharmonie ist eine Kathedrale"

Was Herr Walter und die "modernen" Architekten als richtig empfinden, dass Glasbauten einer Stadt guttun, ist Schnee von gestern. Vor hundert Jahren baute Gropius in Alfeld das Fagus-Werk, eine Ikone der Architektur. Heute erleben wir, dass dasselbe immer noch gebaut wird - nur in der Größe aufgeblasen. In hundert Jahren keine Entwicklung! Die war Herrn Walters Vorgänger gelungen, Hamburgs Oberbaudirektor Fritz Schumacher mit seinen das Stadtbild prägenden Bauten.

Dr. Gunter Alfke

Nur erträumt?

Eine Aussage so flach wie die zu oft eintönige Architektur im bisher gebauten Teil der HafenCity. Sicher sind der Berliner Bogen und das Docklands sehr gelungene und dem Stadtbild förderliche Bauten. Das ändert aber nichts daran, dass Kaiserkai und Sandtorkai in prominenter und dominanter Lage der HafenCity einen negativen Kontrast darstellen zum Charme der architektonischen Strukturen in der Speicherstadt und von wenig ansprechenden Klotz-an-Klotz-Reihen am Wasser und in den Straßenschluchten geprägt werden. Am Stadtbild dort kann auch die von Oberbaudirektor Walter im Interview in Aussicht gestellte oder erträumte Vielfalt in den noch zu bebauenden Teilen der HafenCity nichts mehr ändern.

Manfred W.H. Kuhlmann

Sehr gelungen

Herrn Walter muss man in vieler Hinsicht gegen einige Vorwürfe zustimmen: Bei der HafenCity von Stahl-Glas-Beton zu sprechen, ist ungerechtfertigt: Allenfalls im Bereich der Marco-Polo-Terrassen gibt es wenige Bauten, die dies verdienen, die aber dort auch nicht schlecht wirken. Am Magdeburger Hafen und rund um das Maritime Museum herum existieren nur Backsteinbauten, passend zum Museum und den benachbarten Speicherstadt-Gebäuden. Vor allem werden die HafenCity-Anlagen abgerundet von einer Vielzahl schöner Wege am Wasser mit Bänken und auch viel Grün. Die sicher nicht einfache Anlage eines fast komplett neuen, gar nicht gleichförmigen Stadtteils am Wasser ist hier sehr gelungen.

Dr. Berthold Schwarz

Ohne ersichtlichen Grund

4. Oktober: "Wie gefährlich ist Radfahren mit Motor?"

Gestern konnte ich hier lesen, drei Zweiradfahrer wurden lebensgefährlich verletzt, zwei Motorradfahrer und ein Radfahrer. Sie wurden jeweils von einem Golf umgefahren. Ist Golf fahren gefährlich für Zweiradfahrer? Zwei der Golffahrer waren Frauen, einer war männlich und 78 Jahre alt. Weitere Schlussfolgerungen meinerseits entsprächen nicht mehr der Political Correctness. Vorschlag zur Güte meinerseits: Frauen fahren weiter Golf, 78-Jährige weiter Auto - ist eh sicherer als Radfahren in Hamburg. Und ab und zu fällt ein Senior "ohne ersichtlichen Grund" vom Pedelec.

Michel Oelerich

Neue Einnahmequellen

Im Grunde dreht sich die Diskussion über die Elektroräder darum, neue Einnahmequellen für Staat, Versicherungen und Fahrschulen zu schaffen.

Dr. Udo Fuchs

Geschichtsfälschung

4. Oktober: "Der Zug der Zeit - darauf fahren Nostalgiker ab"

Wie schön, dass die Hochbahn wenigstens einige alte U-Bahn-Wagen gerettet hat. Das Jubiläum auf U-Bahn und Bus zu reduzieren, grenzt aber schon an Geschichtsfälschung. Was ist mit Hamburgs Straßenbahn? Sie prägte über Jahrzehnte bis 1978 ebenfalls das Stadtbild Hamburgs und hatte eines der größten Liniennetze in Deutschland. Auf der Feier kein Hinweis, kein Foto, kein Fahrzeug. Will oder darf die Hochbahn sich daran nicht erinnern, um so der Stadtbahn-Diskussion aus dem Wege zu gehen? Das ist beschämend.

Jens Ode

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