Schweigen wäre Gold

11. September: "Leben und Frust im Schloss Bellevue"

Eine bessere Werbung für ihr Buch konnte die ehemalige Lady von was auch immer nicht bekommen. Was doch arg befremdet, ist, dass dieser Dame mit ihrem ausgeprägten Geltungsdrang so viel Platz eingeräumt wird. Gibt es nichts Wichtigeres? Zu Frau Wulffs Aktion, gegen ihren Rufmord juristisch vorzugehen, drängt sich die Frage auf: Warum erst jetzt? Meines Erachtens gehört sie in die Kategorie von Menschen, die stets im Rampenlicht stehen müssen. Schweigen wäre nach dieser mehr als unangenehmen Vorgeschichte Gold gewesen.

Silvia Böker

Nicht ernst nehmen

11. September: "Euro-Rebell Gauweiler will Karlsruher ESM-Urteil stoppen"

Herr Gauweiler hat recht, wenn er nun im Eilverfahren versucht, dem Bundesverfassungsgericht die veränderte Situation zu schildern und die Entscheidung in Karlsruhe zu verhindern. Über 37 000 Bürger stehen allein mit Klagen beim Gericht in Karlsruhe neben und hinter ihm. Der Satz von Frau Merkel: "Wenn der Euro fällt, scheitert Europa", ist völliger Quatsch, und Frau Merkel weiß das auch. Der Euro ist stabil, nur einzelne Länder sind nicht bereit, mit ihren eigenen Anstrengungen dafür zu sorgen, dass das auch so bleibt. Und die EZB sorgt nun mit ihrem Verhalten dafür, dass diese Länder, wie Griechenland, Spanien und Italien, auch künftig das Sparen nicht ernst nehmen müssen.

Hans-Jürgen Vogt

Natürliches Verhalten

11. September: "Der deutsche Wal greift an. Riesenwelse breiten sich in Flüssen und Seen aus"

Als aktiver Angler und Naturschützer wundere ich mich sehr über den Artikel, der vom Menschen-attackierenden Monster berichtet. Der Waller ist ein sehr scheuer Fisch, der Menschen nur dann attackiert, wenn er sich in seinem Lebensraum bedroht fühlt. Diese Attacken dienen lediglich dem Vertreiben und erfolgen nicht deshalb, weil er Menschen fressen will. Auch andere große Raubfische, zum Beispiel der Hecht, rauben Wasservögel. Das ist ein natürliches Verhalten. Vielleicht sollte mal über die Attacken von Hunden berichtet werden, denn das kommt bedeutend häufiger vor, und dabei sterben sogar hin und wieder Menschen. Abschließend bleibt zu erwähnen, dass wir, die Menschen, in den Lebensraum der Tiere eindringen und ihnen den Lebensraum nehmen. Dass sich die Tiere dagegen wehren, ist nur natürlich.

Frank Hüls

Zorn und Hass

10. September: "'Das sind keine Menschen'. In Hamburg töteten während der NS-Zeit Ärzte Dutzende behinderter Kinder"

Zorn und Hass gegen die Protagonisten der NS-Euthanasie stiegen in mir erneut darüber auf, wie in den Jahren nach dem Krieg Verbrecher wie Bayer praktizieren konnten. Die Hamburger Ärztekammer pflegte wohl bei ihrer Urteilsfindung noch "traditionelle Grundsätze". Meine Schwester wurde 1949 aufgrund von Komplikationen bei der Geburt als mehrfach behindert eingestuft. Die Gesellschaft wusste zu dieser Zeit nicht recht mit diesem Problem umzugehen und schwankte zwischen Ratlosigkeit, Aussonderung, Abscheu und tatenlosem Mitleid. Fachärzte zur sachkundigen Beurteilung und Therapie waren rar. Meine verzweifelten Eltern erhielten den Rat, einen Dr. Bayer zu konsultieren. Der Inhalt dieses Gespräches traumatisierte meine Eltern, die erst nach Jahren sich mir gegenüber zu den unglaublichen Einlassungen dieses frei praktizierenden Verbrechers äußern wollten. Meine Schwester fand nach 37 Jahren der Betreuung in der Familie eine liebevolle Aufnahme in einer betreuten Wohngruppe und nimmt mit vielen Reflexionen am Leben teil. Wir sehen Paralympics und wollen nie wieder Bayer und seine Schergen.

Peter Bohnhoff

Späte Einsicht

10. September: "CDU geht in der Rentenfrage auf die SPD zu"

Mit den Zuschuss- und Mindestrentenvorschlägen entschuldigen sich die beiden großen Volksparteien nachträglich für ihre jahrzehntelange Niedriglohnpolitik mit versicherungsfreien beziehungsweise versicherungsarmen Beschäftigungsverhältnissen, von deren Erträgen kein Mensch leben kann und die nur der Schönung der Arbeitslosenstatistik dient. Diese späte Einsicht lässt hoffen, dass man jetzt auch den Mut hat, die wahren Ursachen für Armut zu beheben.

Uwe-Carsten Edeler

Hoffnungsfroh

10. September: "'Filme sind mehr als nur Unterhaltung'. Kim Ki-duk erhielt den Goldenen Löwen"

Welch seltenes und gelungenes Interview, in dem der koreanische Regisseur Kim Ki-duk zu seinem Film "Pieta" nicht mit knallharten und wahren Aussagen geizte. Die positive Resonanz aus Venedig stimmt hoffnungsfroh, dass auch unangenehme Realitäten ernst genommen werden.

Klaus-G. Walther

Kein Spaß mehr

10. September: Glosse über Laubsauger und andere Lärmquellen. "Es geht schon wieder los"

Was hier als Glosse herüberkommt, ist längst kein Spaß mehr. Elf Jahre an meinem Wohnort zeigen die technische Veränderung. Wurden anfangs Harke und Besen genommen, was für die Mehrzahl der Bewohner und auch die wenigen Profibetriebe galt, hat sich die Entwicklung inzwischen umgekehrt und strebt einem neuen Höhepunkt zu. Den ganzen Mai und Juni und nun im September finden sich Tag für Tag Gartenbauunternehmen ein. Wo einst nur der berittene Rasenmäher störte, kommt nun schwerstes, Benzinmotor-getriebenes Gerät zum Heckenschneiden, Rasenmähen, Baumschneiden zum Einsatz. Und das Tag für Tag, unabgestimmt Haus für Haus. Die Menschen werden offenkundig immer fauler, lieber TV, PC oder allenfalls noch Laufband statt Besen, Harke und Schaufel. Gartenbaubetriebe sind offenkundig preiswert, die gesundheitlichen Kosten tragen die Vernünftigen.

Peter D. Schmidt

Die Zuschriften geben die Meinung der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten. Weitere Briefe auf www.abendblatt.de

Schreiben Sie an briefe@abendblatt.de oder per Post an das Brieffach 2110, 20350 Hamburg