Wirre Gedanken

10. September: "Von der Leyen sucht mit SPD Rentenkonsens"

Zwischen den Zeilen des Rentenkonsensbeitrages lese ich, dass eine Aufstockung der Ruhestandsbezüge auf 850 Euro Zuschussrente diskutiert wird, wenn die eigene Rente und die einer privaten Altersvorsorge nicht reichen. Im Klartext heißt das also, dass sich eine private Vorsorge nicht rechnet, weil diejenigen, die keine haben, diese vom Staat noch obendrauf erhalten. Das darf doch alles nicht wahr sein. Wie kann es nur angehen, dass Politiker in der Anfangsphase des Rentenkonsenses solch wirre Gedanken im Kopf haben.

Michael Hartig

Nur Stückwerk

Jetzt beginnt die Politik das Thema Rente scheinbar behandeln zu wollen. Aber Ansätze wie die einer privaten Altersvorsorge, von Mindest-Ruhestandsbezügen, Erweiterung von Erziehungszeiten und nicht zuletzt auch das Konzept der SPD und der Gewerkschaften sind nur erbärmlich, absurd und als Stückwerk zu betrachten. Es zeigt jedoch auch, mit welcher Akribie diejenigen, die bis heute keinen Beitrag geleistet haben, einer vernünftigen, nachhaltigen, von der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung geforderten Reform, offensichtlich entgegenstehen. Solidarität, ein viel benutzter Begriff in politischen Kreisen, jedoch in der Realität eine Illusion. Schade.

Rüdiger Bartelt

Zeche bezahlen

Zur Einhaltung des Generationenvertrages gehört mehr als die Bezahlung des Beitrages zur Rentenversicherung: Nämlich dafür zu sorgen, dass bei Fälligkeit der eigenen Rente genügend neue, beruflich qualifizierte Beitragszahler vorhanden sind. Seit 1968 überließ es jedoch gar mancher nach Selbstverwirklichung strebende Zeitgenosse gerne anderen, sich Kinder "zu leisten". Nun prognostiziert Frau von der Leyen, dass diese Rechnung nicht aufgehen wird, und unterstellt in ihren Lösungsvorschlägen, dass die Dummen, die sich aus welchen Gründen auch immer Kinder "geleistet" hatten, die Zeche der Selbstverwirklicher mit bezahlen. Bei dieser Gelegenheit eine Bemerkung zur kapitalgedeckten Rente: Was nutzt alles Kapital, wenn es an Menschen mangelt, die sich seiner bedienen und dafür Zinsen zu zahlen bereit sind?

Franz Holzner

Glaubwürdigkeit

8./9. September: "Evangelische Kirche: Endlich auf Kurs. Experten klären Missbrauch auf"

Wer anderen christliche Nächstenliebe predigt, muss bei der Aufarbeitung von Straftaten in den eigenen Reihen ebenso vorbildlich sein wie bei der Integration von Behinderten oder der Gleichstellung von Frauen. Die persönliche Glaubwürdigkeit des einzelnen Christen wird umso wichtiger, je mehr die Institution Kirche und die christlichen Traditionen an gesellschaftlichem Einfluss verlieren. Pfarrer, Diakone, Religionslehrer und Erzieher, die Kinder missbrauchen oder Behinderte schäbig behandeln, schaden der Kirche mehr als die bissigsten Atheisten. Zwar können wir Christen ohne den Segen Gottes niemanden zum Glauben führen, doch liegt es an unserem Verhalten, ob die Leute uns überhaupt noch zuhören.

Christian Fuchs

Unvollständig

8./9. September: "Vier Irrtümer von Autofahrern. Wer barfuß am Steuer sitzt, riskiert kein Bußgeld"

Der Beitrag zum Schuhwerk beim Autofahren gibt den Sachverhalt nur unvollständig wieder. Keine Verbote gibt es nur bei privaten Fahrten. Wer beruflich fährt, muss zwingend ein den Fuß umschließendes Schuhwerk tragen. Dies bestimmt die Unfallverhütungsvorschrift "Fahrzeuge". Bei Unfallverhütungsvorschriften handelt es sich um autonome Rechtsnormen mit Gesetzescharakter. Sie sind von Unternehmern und Beschäftigten während der beruflichen Tätigkeit einzuhalten. Die Nichteinhaltung dieser Bestimmung in diesem Fall ist eine Ordnungswidrigkeit und kann mit einer Geldbuße geahndet werden.

Joachim Zander

Dringend angesagt

6. September: "Debatte um Beschneidung. 'Ich frage mich, ob Deutschland Juden noch haben will'"

Nicht zuletzt als Lehre aus der Vergangenheit steht in Deutschland das Recht von Kindern auf Unversehrtheit an Leib und Seele über dem der Religionsfreiheit. Eine Umkehrung würde dem Missbrauch nur Tür und Tor öffnen und unser modernes Land einen Schritt zurück ins Mittelalter machen lassen. Wer glaubt, dass ein Ritus über die weitere Ausübung eines Glaubens entscheidet, hat eine Vorstellung von dem Begriff Religionsfreiheit, über die nachzudenken und zu reden dringend angesagt ist.

Edith Aufdembrinke

Ich schäme mich

10. September: "Das sind keine Menschen. In Hamburg töteten in der NS-Zeit Ärzte Dutzende behinderter Kinder"

Vielen Dank für Ihren ausführlichen Artikel. Ich empfinde allerdings die Aufregung über die NS-Zeit als Heuchelei. Heute werden in Deutschland auch Kinder mit gesellschaftlichem Konsens und gesetzlicher Legitimation von Ärzten getötet, weil sie behindert sind. Der Unterschied ist, dass heute nur noch Kinder vor der Geburt getötet werden. Die Begründung ist eine andere, aber die Taten haben das gleiche Ergebnis. Ich finde es schrecklich, was im Dritten Reich passiert ist. Wir haben gerade tolle Paralympics erlebt. Deshalb schäme ich mich als Arzt und Deutscher umso mehr, dass immer noch Menschen getötet werden, weil sie behindert sind.

Christoph Niemeyer

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