Verdächtige Einstellung

8. August: "Was der Medaillenspiegel über die Welt verrät"

Das Streben nach Höchstleistungen hat in Deutschland nicht unbedingt nachgelassen, aber es beschränkt sich mehr auf finanziell Erfolg versprechende Sparten, zu denen die meisten Sportarten nicht gehören. Letztere verschlingen Geld und Zeit, als Lohn gibt es die Ehre. Sportler sollten sich allerdings mit Äußerungen wie "Ich bin stolz darauf, für meine Heimat Deutschland zu siegen" vorsehen, sonst machen sie sich einer zweifelhaften politischen Einstellung verdächtig. Deutsche Olympioniken müssen ehrgeizige Idealisten sein, hoffentlich sterben die bei uns nicht aus.

Christiane Mielck-Retzdorff

Auge zugedrückt

8. August: "Schengen-Zone ohne Rumänien und Bulgarien"

Dass die EU nach wie vor in erster Linie eine Wirtschaftsunion und nicht auch eine Wertegemeinschaft ist, zeigt sich erneut, wenn der Innenminister feststellt, dass Rumänien und Bulgarien wegen rechtstaatlicher Defizite noch weit entfernt sind, dem Schengen-Abkommen beizutreten. Im Interesse neuer Absatzmärkte, billiger Arbeitskräfte und subventionierter Schaffung von Produktionsstätten in Südosteuropa sieht man gern darüber hinweg, dass es etwa in Tschechien an der Rechtsstaatlichkeit durchaus hapert, in Ungarn die Pressefreiheit eingeschränkt wurde oder in Polen Schwule und Lesben mit staatlicher Billigung diskriminiert werden. Die Aufzählung könnte fortgesetzt werden. Nach dem Motto "Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral" hat man hastig Beitritte zur Union beschlossen und mehr als ein Auge zugedrückt.

Ulrich Reppenhagen

Gigantisches Futterprogramm

8. August: "Wildschweine - eine Plage für die Bauern"

Über Wildschweine im Mais zu klagen ist so, als beschwerte man sich, wenn Vögel im Winter ins Futterhäuschen fliegen. Der wachsende Maisanbau verdrängt gerade im Norden artenreiches Grünland, auf dem viele gefährdete Vögel bislang überleben konnten, er fördert die Erosion und wirkt wie ein gigantisches Wildschweine-Futterprogramm.

Dr. Tanja Busse

Anspruchsdenken

Die Landwirte jammern ewig. Sie bauen Mais in Monokultur an, ausschließlich zum Zwecke der Gewinnmaximierung; die Folge ist eine Vermehrung von Wildschweinen. Für dieses selbst geschaffene Leiden soll nun wie immer die Allgemeinheit mit "Töpfen" für Gewinnausfälle aufkommen. Woher dieses Anspruchsdenken? Wo bleiben die Eigenverantwortung und die Vernunft, in Vielfalt anzubauen? Ich unterstreiche meine Forderung nach Subventionsabbau, und zwar für alles und jeden.

Petra Lindemann

Wandsbek-Schilda

8. August: "Rahlstedter Palmen völlig verdorrt"

Der Bezirksamtsleiter träumt selig lächelnd unter nördlichen Palmen. Groß, ganz groß, wie wir das hingekriegt haben. Klimazone und Bürgermeinung sind Ausdruck ignoranter Provinz. Wir in Wandsbek-Schilda holen euch die karibische Sonne nach Rahlstedt. Eine Schnapsidee war das, sagt der Bund der Steuerzahler. Doch wer zahlt die Zeche? Die Bezirkspolitiker, die uns Rahlstedtern das eingebrockt haben, verstecken sich. Verantwortung übernehmen, vielleicht sogar das eigene Portemonnaie öffnen? Wir doch nicht. Jetzt soll es der Lieferant des Unsinns richten. Die Dilettanten sollten sich schämen.

Joachim Sassen

Hermann Hesse, ein Muss

8. August: "Ein deutscher Weltklassiker"

Für Jugendliche ist die Hermann-Hesse-Lektüre ein Muss, die allermeisten überstehen das unbeschadet. Dem Rest ist eh nicht zu helfen.

Hans-Emil Schuster

Reiner Hohn

8. August: "E.on: Energiekonzern verdient 6,7 Milliarden Euro"

Verdient? Abgezockt wäre der richtige Ausdruck. Mit der Grundversorgung Strom so viel Geld für das erste Halbjahr zu erhalten und das Ergebnis als Erfolg anzupreisen, ohne eine unternehmerische Leistung einzubringen, ist der reine Hohn. Die Lizenz zum Gelddrucken liegt beim Staat - da gehören die Energieunternehmen wieder hin, die Preise für Strom machen müssen, die bezahlbar sind.

Dietmar Johnen-Kluge

Zwang ausüben

4./5. August: " Der Hamburger Schulschwänzer-Report"

Die Stadt gibt Millionen aus, damit die Kinder lernen können. Wenn einige Schüler meinen, dass sie es nicht nötig haben, in die Schule zu gehen, so wäre es einfach, durch Streichung des Kindergeldes einen gewissen Zwang auf die Eltern auszuüben, damit diese ihrer Verpflichtung nachkommen. Frau Dora Heyenn mag zwar recht haben, dass Dauerschwänzer nicht durch Strafen abgeschreckt werden können, aber ihre Aussage, dass mehr Ausbildungsplätze her müssen, zeigt Unwissenheit. Erst am 1. August war zu lesen, dass in Hamburg noch 3358 Lehrstellen frei sind. Was ist der Grund? Sind die angebotenen Stellen nicht attraktiv? Oder sind die Schüler, die noch keine Lehrstelle haben, die Schulschwänzer?

Christoph Schröder

Größte Fehlleistung

7. August: "Ältere besser integrieren"

Der Gerechtigkeit wegen muss erwähnt werden, dass sich früher bei Weitem nicht alle Arbeitnehmer schon mit Mitte 50 vom Staat, also vom Steuerzahler, bis zum eigentlichen Rentenalter alimentieren ließen. Das war zum Teil auch gar nicht möglich. Sie bekamen auch keine üppige Abfindung, sondern arbeiteten fleißig bis zum Beginn des gesetzlich vorgeschriebenen Rentenalters. Die Frühverrentung war die größte "Blümsche" Fehlleistung der Ära Kohl.

Ekkehard Below

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