Unheil anrichten

12. Juli: "Allein in Deutschland. Laut Mikrozensus nehmen Einpersonenhaushalte zu"

Der hochinteressante Artikel endet leider am Ende nach vielen richtigen Vorschlägen des Bevölkerungsforschers Rainer Klingholz mit einem Irrtum. In Frankreich kann das Familiensplitting nur deswegen kein Unheil anrichten, weil Frankreich kein Lohnsteuerverfahren hat und zudem die Förderung der Kinder vor allem durch staatliche Leistungen und nicht durch Steuervergünstigungen erfolgt. Ein Familiensplitting ist eine Haushaltsbesteuerung, wie wir sie früher hatten. Da gab es zumeist nur einen Verdiener, und die Wirkung fiel nicht ins Gewicht. Heute aber, wo auch die Kinder teilweise schon Geld verdienen oder gar Vermögen haben, wäre die Wirkung absolut verheerend. Zumal, wie schon das Wort Splitting sagt, die steuerlichen Kinderfreibeträge mit jedem zusätzlichen Kind weniger Wirkung entfalten würden. Also bitte, eine Änderung des derzeitigen Ehegattensplittings ja, aber den heutigen Verhältnissen angepasst.

Helga Schulz

Mehr als dünn

12. Juli: "Staatsanwalt ermittelt gegen Mappus"

Wie ist es möglich, dass ein solcher "Deal" am Parlament vorbei überhaupt durchgeführt werden konnte? Jeder Staatsrechtler hätte dieses vorher wahrscheinlich als ziemlich ausgeschlossen bezeichnet. Diesen Kaufpreis nur mit der Partei und Schulfreundschaft erklären zu wollen erscheint mehr als dünn, hier werden auch persönliche Vorteile eine Rolle gespielt haben. Mit Sicherheit wäre es zu keiner Anklage im "Musterländle" gekommen, hätten die Bürger 2011 nicht andere Mehrheiten gewählt. Was diese sogenannten Eliten den Bürgern in diesem unserem Land alles zumuten, konnte man sich vor einigen Jahren noch nicht vorstellen.

Wilfrid Warncke

Steuergelder verfüttern

11. Juli: "Ist die Rettung des Euro wichtiger als das Grundgesetz? Richter wehren sich gegen politischen Druck"

Für die Bundesregierung ist sicherlich das Grundgesetz wichtiger als der Euro. Wir können den Gründern unserer Verfassung nur dankbar sein, dass es bei uns ein Grundgesetz und ein Bundesverfassungsgericht gibt, das sich nicht knicken lässt. An die Adresse der Bundesregierung sei die Frage gerichtet, was die Bundesrepublik eigentlich mit Spaniens Banken zu tun hat? Offenbar gibt man nicht eher Ruhe, als bis die Bundesrepublik ganz Europa mit unseren Steuergeldern füttert. Der Euro ist uns damals aufgezwungen worden. Eigentlich hätte es zur Einführung eine Volksabstimmung geben müssen.

Klaus Pflugmacher

Keine Bedeutung

Das Abendblatt und seine Schlagzeile "Ist die Rettung des Euro wichtiger als das Grundgesetz?" könnte eine historische Ausgabe werden. Meines Wissens haben Politiker noch nie so deutlich gesagt, dass für sie Grundgesetz und Rechtsstaat keine Bedeutung haben, wenn sie politisch andere Ziele erreichen wollen. Da ist ein Ermächtigungsgesetz wohl nur noch eine Frage des günstigen Augenblicks. Wenn eine Straße die Krötenwanderung behindert, ist in unserem Lande der Teufel los, mal sehen was passiert, wenn die Demokratie ausgesetzt wird.

Klaus Landahl

Kein Mitleid

10. Juli: "6000 Anleger bangen um ihr Geld"

Als Lotse klettere ich jeden Tag über mehrere Schiffe, darunter viele Schiffe der Anleger, die von der Krise betroffen sind. Als Insider kann ich sie so ungefähr zuordnen. Die Registrierung der Schiffe lässt keinen Rückschluss zu. Die Flaggen Liberia, Zypern, Großbritannien, Luxemburg oder Karibikinseln dominieren, die deutsche Flagge ist die absolute Ausnahme. Die Kapitäne sind in der Regel aus Russland, der Ukraine oder von den Philippinen, deutsche Kapitäne findet man nur noch bei Hapag oder der Hamburg-Süd. Die deutschen Kapitäne hat man so lange schikaniert, bis sie von selbst gegangen sind. Ein Konkurs dieser Anleger hat also auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland so gut wie keine Auswirkung. Und die Anleger? Die Regeln stehen im Kleingedruckten. Wer sich da nicht über Nachschusspflicht und wirtschaftliche Risiken informiert und nur die Steuervorteile sieht, verdient kein Mitleid.

Kapitän Wolfgang Volknant

Falsch verstanden?

Leider wird die HSH Nordbank ihr Engagement in der Schiffsfinanzierung zurückfahren, und die Commerzbank wird aus diesem Geschäftszweig ganz aussteigen. Das wird sicherlich zu einer Schwächung des Wirtschaftsstandortes Hamburg führen. Mit umso größerem Erstaunen habe ich zur Kenntnis genommen, dass griechische Reeder nun die Nutznießer sein könnten, indem sie Schiffe günstig ersteigern. Denn, man höre und staune, "genügend Eigenkapital ist vorhanden". Haben wir da vielleicht alle etwas falsch verstanden? So schlecht kann es dem Land doch dann nicht gehen.

Gert Blankenburg

Sehr dankbar

10. Juli: "Merkel will Gaucks Appell nicht kommentieren"

Es muss doch möglich sein, in kurzer und für jeden Bürger verständlicher Form die Krise und ihre Bewältigung zu erklären. Natürlich kann sich jeder, der dazu in der Lage ist, die Informationen zeitaufwendig aus dem Internet zusammensuchen. Doch wären wir alle Frau Merkel sehr dankbar, wenn Sie uns sagt, was Fiskalpakt und ESM bedeuten und warum diese für uns nicht fassbaren Milliardensummen aufgebracht werden müssen, welche Risiken darin stecken und was am Ende das Ziel dieser ganzen Aktionen sein wird.

Hermann Kapczynski

Heillos zerstritten

Was soll Frau Merkel uns denn erklären? Ist doch die gesamte Wirtschaftswissenschaft heillos zerstritten über den richtigen Weg aus der Krise. Wenn es denn überhaupt einen gibt. Seitdem die Regierungen ständig neue Lösungen anbieten, hat sich die Krise immer weiter entwickelt.

Hanno Woitek

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