Haben Sie Sorgen, Probleme im Alltag? Ralf Nehmzow ist Leserbotschafter des Hamburger Abendblatts, er vermittelt, hilft, engagiert sich für die Interessen der Leser. An den ersten Donnerstagen im Monat lässt er in seiner Kolumne Leser mit jeweils drei Fällen zu Wort kommen, konfrontiert damit die betroffenen Behörden, Institutionen und Unternehmen. Nicht alle Ärger-Fälle lassen sich lösen, manchmal gibt es nur Erklärungen. Am jeweils letzten Donnerstag dokumentiert er den "Fall des Monats" mit Ergebnis.

Der Fall

Silvia A., 43, war begeisterte Kundin in einem Fitness-Studio in Bahrenfeld. Sport auf dem Laufband, Yoga-Übungen und Schwimmen. "Es war ein schöner Ausgleich, und ich habe mich wohlgefühlt", sagt die Frau aus Eimsbüttel. Sie bezahlte monatlich 82 Euro. Als sie schwanger wurde, ließ sie den Vertrag für zehn Monate ruhen, bis Februar 2010. Währenddessen musste sie nicht bezahlen. Im Frühjahr fing sie wieder mit dem Sport im Studio an. Sie zahlte nunmehr erneut die 82 Euro pro Monat. "Mir war damals ausdrücklich gesagt worden, bei diesem Beitrag könne ich jederzeit zum Monatsende kündigen, darauf habe ich mich verlassen, nur deshalb bin ich in dem Studio geblieben", sagt die Personalberaterin. Als sie beruflich wieder anfing, nicht mehr so viel Zeit hatte, entschied sie sich, zum Mai 2010 zu kündigen. Dann begann der Ärger. "Man sagte mir völlig überraschend, das sei nicht möglich, sondern nur nach einem Jahr käme ich aus dem Vertrag heraus. Deshalb soll ich jetzt insgesamt 984 Euro bezahlen. Ich bin bestürzt."

Die Recherche

Die Recherche zu dem Unternehmen, das eine ganze Kette von solchen Fitness-Studios in Deutschland betrieb, ergibt, dass es sich in Insolvenz befindet. Ende Mai 2009 wurde die Firmen-Gruppe von einem privaten Investorenkonsortium gekauft und wird seitdem von einer englischen Fitnessfirma betreut. Die Studios sind weiter geöffnet, werden nur unter anderer Regie geführt. "Wir haben nur das Eigentum an den Studios erworben, für Altverträge von Kunden sind wir nicht zuständig", sagt eine Mitarbeiterin der englischen Firma, als sie mit dem Fall aus Bahrenfeld konfrontiert wird. "Die Altverträge von Kunden werden von unserem Vorgänger abgewickelt. Erst wenn Altkunden mit uns neue Verträge abschließen wollen, sind wir damit befasst."

Eine Kundenbetreuerin des betreffenden Fitness-Unternehmens, das vergangenes Jahr Insolvenz anmeldete und das Studio in Bahrenfeld betrieb, geht offenbar von anderen Vertragsbedingungen im Fall von Silvia A. aus - und gibt sich hart: "Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir die Kündigung nicht zu dem von Ihnen gewünschten Termin bestätigen können", heißt es in einem Schreiben an die Kundin. Und weiter: "Wir bitten um Ihr Verständnis und bedauern sehr, Sie bald als Kunden zu verlieren, denn unser Ziel war es, Sie langfristig zu mehr Vitalität aktivieren und begleiten zu dürfen."

Silvia A. kann das nicht nachvollziehen. Sie sagt: "Es war ganz klar vereinbart, dass ich monatlich kündigen kann, deshalb habe ich auch einen höheren Monatsbetrag gezahlt." Zudem seien die Mitglieder nicht über die Insolvenz informiert wurden. "Das hat mich verwirrt, man wusste nicht, an wen man sich wenden kann."

Nachdem der Leserbotschafter noch mal nachhakt, zeigt dies Wirkung bei der unnachgiebigen Firma.

Das Ergebnis

Die Firma, mit der Silvia A. Ärger hat, gibt nach. Sie besteht nun nicht mehr darauf, dass die Kundin noch ein weiteres Jahr zahlen muss, sondern entlässt sie wunschgemäß aus dem Vertrag. "Nach Rücksprache mit dem Klubmanagement bestätigen wir die vorzeitige Kündigung des Vertrages", schreibt die Firma. Die Kundin muss also die 984 Euro nicht bezahlen. Silvia A. ist zufrieden: "984 Euro sind eine Menge Geld, ich bin glücklich, dass der Fall so positiv ausgegangen ist. Danke, damit hatte ich gar nicht mehr gerechnet."

So erreichen Sie den Leserbotschafter: Schicken Sie bitte Ihre Alltagsärger-Fälle, kurz skizziert, mit Ihrer Telefonnummer per E-Mail an: Leserbotschafter@Abendblatt.de oder an: Leserbotschafter Ralf Nehmzow, Chefredaktion Hamburger Abendblatt, Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg.