In Vergessenheit geraten

12. März: "Hamburger wollen alte Villen vor Abriss retten. Historische Gebäude sollen Apartments weichen"

Es ist gut, dass das Abendblatt an den Villengipfel des Ersten Bürgermeisters vor fünf Jahren erinnert. Damals wurden vor dem Hintergrund des Abrisses des Mollerschen Palais zahlreiche schöne Stadtvillen gerettet. Die heilsame Lehre aus dem Sündenfall von 2007 ist leider wieder arg in Vergessenheit geraten. Dabei könnten die Bezirke viel mehr aus dem Instrument der städtebaulichen Erhaltensverordnungen machen, um das Stadtbild und damit unser Kulturerbe zu bewahren. Und der Hamburger Senat sollte endlich das unterschriftsreife neue Denkmalschutzgesetz verabschieden, das Denkmäler und Ensembles besser vor nachteiligen Veränderungen schützt.

Helmuth Barth, Verein Freunde der Denkmalpflege

Gesetzeslage ändern

Die Kritik an der verheerenden städtebaulichen Entwicklung in Hamburg verdient ihre vollste Berechtigung. Denn durch die Vernichtung historischer Fassaden für schnöde Glasbauten und 08/15-Eigentumswohnungen wird die angeblich schönste Stadt der Welt nicht nur vom Ästhetischen ein Stück weit hässlicher, weil dadurch auch ihr bürgerlicher Charakter verloren geht. Und damit gerade an Orten wie den hier aufgeführten Pöseldorf oder Uhlenhorst ein hohes Maß an Lebensqualität. Weswegen der Senat gut daran tut, das Problem nicht alleine den Bezirken zu überlassen, sondern selbst auf seine Tagesordnung zu setzen. Indem man zum Beispiel die Gesetzeslage danach ändert, dass sämtliche Bauten aus der Gründerzeit unter Denkmalschutz gestellt werden können. Zumal man auf jene Weise ebenfalls die Gentrifizierung verlangsamen könnte, die in immer mehr Stadtteilen den inneren und sozialen Frieden bedroht.

Rasmus Ph. Helt

Zu viel Selbstgerechtigkeit

12. März: "Hamburger Kritiken: Heldentum nach Ladenschluss"

Ich habe die Betrachtungen zum Fall Wulff mit großer Erleichterung gelesen. So viel Selbstgerechtigkeit und Häme von allen Seiten wie in den letzten Wochen habe ich mir nicht vorstellen können. Als Nachkriegsgeneration habe ich nach 1945 noch die Bescheidenheit unseres geschlagenen Landes kennengelernt. Eigene Not, Schuld oder Verstrickungen boten keinen Raum für Häme, es genügte zu verstehen und dann zu handeln. Mit wachsendem Wohlstand aber ist die Selbstgerechtigkeit überproportional gewachsen. Jeder weiß, kann und will alles. Hoffentlich kommt jetzt die Zeit, in der Abgeordnete und Regierung die Chance nutzen, eine generell ungerechte Altersversorgung bei Abgeordneten, Beamten und Normalbürgern zu berichtigen.

Siegfried Meyn

Der Bürger als Bittsteller

12. März: "Der neue Personalausweis kommt die Bezirke teuer zu stehen"

An Fingerabdrücken oder Fotos kann es nicht liegen. Bei der Einreise in die USA schafft der Immigration-Officer zehn Fingerabdrücke plus biometrisches Foto plus Einlesen der Passdaten in rund zehn Sekunden. Was in Hamburg eine halbe Stunde dauert, ist nichts anderes als bürgerfeindliche Bürokratie. Sie beginnt meistens damit, dass der deutsche Beamte den Bürger als Bittsteller ansieht und minutenlang allein darüber sinniert, ob ein Foto gut genug sein kann, wenn es nicht aus dem behördeneigenen Automaten kommt.

Dirk Emmermann

In Kilowatt denken

10./11. März: "Einmal Wende-Chaos und zurück. Die Energiewende stockt"

Die sogenannte Energiewende muss sich in den Köpfen aller Beteiligten abspielen. Solange hier an den Straßen immer mehr von diesen grässlichen, das Stadtbild verschandelnden Werbetafeln entstehen, die alle strombetrieben sind, scheinen wir ja noch Energie im Überfluss zu haben. Vom Irrsinn der Elektroautos gar nicht zu reden. Jeder weiß, dass Kurzstrecken besser mit dem Fahrrad zurückgelegt werden sollten, wo sind aber die Infrastrukturmaßnahmen dafür? Nur das Ausrufen von Velorouten, garniert mit ein paar Schildern, reicht eben nicht. Es muss ein gemeinsames Denken entstehen, dass jede verbrauchte Kilowattstunde und jeder verbrauchte Liter Benzin zu viel ist.

Walter Haveltal

Nichts gelernt

10./11. März: "Der Tag, der alles verändert. Ein Atomausstieg ist in Japan noch fern"

Das Abendblatt berichtete vor wenigen Tagen über die Sturmflut 1962. Hamburg hat damals Konsequenzen gezogen, Deichlinien begradigt und Deiche erhöht, sodass 1976 der Sturmflutablauf wesentlich besser beherrscht wurde. Japan als Land, in dem Erdbeben zur Tagesordnung gehören, hat aus der Geschichte nichts gelernt. 2004 traf ein furchtbarer Tsunami Sumatra und forderte Hunderttausende Tote. Da hätte es nahegelegen, empfindliche Bereiche in Japan auf ihre Sicherheit gegenüber Tsunamis zu untersuchen und zu sichern. Dazu hätten in erster Linie Atomkraftwerke gehören müssen. Die Bilder zeigen, wie malerisch Fukushima am Meer ausgebreitet liegt, dem Meer geradezu zum Fraß dargeboten, doch nichts ist geschehen, um dessen Sicherheit zu erhöhen. So war es keine Reaktorkatastrophe, wie die Atomkraftgegner uns weismachen wollen, sondern eine "Verantwortungskatastrophe" der japanischen Regierung und des Tepco-Managements, die die friedliche Nutzung der Kernenergie diskreditiert hat.

Dr. Gunter Alfke

Auf den Kopf getroffen

9. März: "Wissenschaftler kommen zu irreführenden Versprechen. Die Ökonomen und ihre Fehlprognosen"

Der Beitrag von Professor Opaschowski über die Prognosen von Wirtschaftsweisen hat wieder den Nagel auf den Kopf getroffen. Die uns versprochenen fetten Jahre treffen tatsächlich nur auf die "Fetten" da oben zu. Der Normalbürger bleibt wieder auf der Strecke oder wird weiter ausgesogen, wie zum Beispiel die geplante Besteuerung von Soldaten zeigt. Die Gerechtigkeit, nicht nur das Gerechtigkeitsgefühl, bleibt auf der Strecke.

Gerhard Dämel

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