Ohne jede Einschränkung

18./19. Februar, Kommentar Rücktritt des Bundespräsidenten: "Diesmal muss es eine Frau sein"

Oh, nein! Es muss nicht eine Frau sein! Meinetwegen kann oder darf, allenfalls soll im Konjunktiv, aber bitte nicht muss! Abgesehen davon, dass ich keine der beiden bisher genannten möglichen Kandidatinnen im Schloss Bellevue residieren sehen möchte. Es fehlte nur noch, dass jemand auf die Idee käme, Margot Käßmann vorzuschlagen. Frauen von Format, die in der Lage gewesen wären, das höchste Amt unseres Staates zu besetzen, hat es schon immer gegeben, Frauen mit Ausstrahlung und der Fähigkeit zu repräsentieren. Die Frage ist nur, sind sie auch bereit zu kandidieren? Wenn ja, können oder sollten sie gewählt werden, aber sie müssen es nicht. Schon jetzt leidet die Kandidatenkür unter der Farbenarithmetik, Religionszugehörigkeit etc. Auf eine weitere Einschränkung durch Ausschluss eines der beiden Geschlechter sollte verzichtet werden.

Hans-Robert Niemann

Keiner vermisst das Amt

Der Fall bietet die Chance, über Sinn und Nutzen des Amtes zu diskutieren. Die Diplomatenempfänge und das Teppichabschreiten sind vordemokratische, überflüssige Rituale. Die mit staatstragender Miene abgelesenen Reden zum Jahreswechsel und anderen Anlässen bieten das Niveau von Primaneraufsätzen und bewirken beim Publikum nichts außer bleierner Müdigkeit. Tröstlich nur, dass die meisten überhaupt nicht hinhören beim Abendessen und Tischabräumen. Lasst die Stelle einfach unbesetzt, und niemand wird das Amt und seine "Würde" vermissen. Außer den Politikern natürlich, die es zum Spielball ihrer Machtinteressen heruntergewirtschaftet haben.

Manfred Langeheine

Nur Druck ändert was

17. Februar: "Landstrom: Hamburg will von L.A. lernen"

Wie nett, dass die Hamburg Port Authority und die Wirtschaftsbehörde mal darüber gesprochen haben und mit dem Besuch aus den USA sich ein wenig austauschen konnten. Neu ist indes das Problem nicht, der Anteil des Schiffsverkehrs an dem Ausstoß (krebserregender) Stickoxide in Hamburg ist bekannt. Problemlösungen liegen parat, nur keiner will bezahlen. Aber erst, wenn endlich genug politischer Druck erzeugt wird, dürften Reederverbände und andere mächtige Lobbyisten "überzeugt" werden können. Bis dahin wird die (tonangebende) Politik unser Umweltgewissen weiter mit City-Maut- und Umweltzonen-Überlegungen vernebeln. Erschwerend kommt außerdem hinzu, dass der Staat dank Hapag-Lloyd-Milliarde selbst zum Reeder geworden ist, aber darin liegt doch auch eine Chance.

Ulrich Reppenhagen

Zockerei begrenzen

17. Februar: " Händler trieben Stromnetz an Rand eines Blackouts"

Warum wurde dieser Bericht so schamhaft versteckt auf Seite 26 im Wirtschaftsteil? Der Zockerei mit der Energieversorgung muss sofort Einhalt geboten werden. Märchenstunden vom freien Markt, der schon alles regeln wird, sind der reine Hohn.

Hans-Emil Schuster

Erpressungsversuch

18./19. Februar: "Autobranche besorgt um Zukunft der Elektrowagen"

Es muss einmal erklärt werden, weswegen die Autobranche für die Entwicklung eines zukunftsfähigen Produktes, an das sie glaubt und an das sie hohe Gewinnerwartungen hat, Subventionen vom Staat erwartet. Typisch ist die Drohung mit der Keule, dass, wenn das Geld nicht fließt, die Bundesregierung nicht davon ausgehen kann, dass eine Umstellung auf Elektroverkehr zeitgerecht erfolgt. Man könnte das Erpressungsversuch nennen.

Dirk Braun

Zum Teil irrelevant

16. Februar: Finanzsenator Tschentscher (SPD) sagt im Abendblatt-Interview: "Die Stadt will nicht Reeder spielen"

Für Investitionen, die ganz vielen Menschen zugute kommen, wie der Bau der Stadtbahn, hat der SPD Senat angeblich kein Geld. Auch der Kauf der Energienetze, der sich selbst finanziert, ist für den Senat kein Thema. Wenn Vattenfall dann erst mal richtig an der Gebührenschraube, zum Beispiel für Fernwärme dreht, werden auch Hunderttausende betroffen sein. Dass der Senator betont, dass 40 Prozent des Umschlags durch Hapag und seine Partner generiert werden, ist irrelevant, da diese Reedereien weiter nach Hamburg kommen, ob Hamburg nun Reeder spielt oder nicht.

Matthias Christen

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