Massenhaft Probleme

20. Januar: "Immer mehr Ganztagsschulen - was Eltern jetzt wissen müssen"

Bei dieser fast werblichen Darstellung der Ganztagsschulreform fehlen mir wesentliche Punkte: Eltern, die die Ganztagsschule wollen, sehen nämlich massenhaft Probleme durch die übereilte Umsetzung mit mangelnder Ausstattung - und es gibt keinen "Minderheitenschutz" für Menschen, die ihre Kinder nachmittags selbst betreuen möchten. "Die Vorteile überwiegen" und "die Schulkonferenz beschließt" sind da kein Trost für die vielen Eltern, die sich mit den vielen praktischen Problemen und fehlender Planungssicherheit herumschlagen.

Linda Boueke

An realen Problemen vorbei

Zwei ganze Seiten unreflektierter Meinungsmache, die an den realen Problemen komplett vorbeigeht. Die berechtigte Kritik wird nicht einmal genannt, sondern nur als Befindlichkeit einzelner Eltern abgetan.

Die Darstellungen sind hoch unsachlich und gehen nur in eine Richtung. Ja - wir wollen ein System für alle Kinder, aber derzeit sind wir "besoffen von dem Gedanken", alle Kinder ins System zu holen, und übersehen dabei, dass es so nicht geht. Diese Reform ist zu groß, als dass man sie ohne eine vernünftige und funktionierende Steuerungsgruppe umsetzen kann. Die handwerklichen Fehler des Vorgängersenats werden einfach weitergeführt. Und das hat dann auch nix mit Pioniergeist zu tun - es geht nur darum, viele Kinder kostengünstig unterzubringen.

Oder warum ist eine Evaluation gar nicht vorgesehen? Was für eine Gesellschaft ist das, die der Meinung ist, dass ein Klassenraum zehn Stunden täglich den Anforderungen an ein kindgerechtes Leben in der Stadt genügt? Selbst in der Drucksache zu den gebundenen Ganztagsschulen ist hinterlegt, dass die Schüler nicht länger als acht Stunden täglich in der Schule sein sollten - aber vermutlich ändert man auch diese Vorschrift einfach.

Sabine Buhk

Falsches Vorgehen

Wenn mit demselben Geld doppelt so viele Kinder betreut werden sollen, erleben zumindest die bisher schon betreuten einen klaren Qualitätsverlust. Und ob die neu hinzukommenden so glücklich sind, wenn sie auch noch am Nachmittag in ihren Klassenräumen "aufbewahrt" werden, sei mal dahingestellt. Ich kann nicht erkennen, warum man nicht erst die Voraussetzungen schafft und dann in den Ganztagsbetrieb wechselt, stattdessen Einführung übers Knie zu brechen.

Michaela Merten

Ohne Kraft kein Antrieb

20. Januar: "Radfahren im rechtsfreien Raum"

Pedelecs sind nicht 25 km/h schnell, sondern der Elektromotor unterstützt die Geschwindigkeit bis max. 25 km/h und schaltet danach total ab. Aber in die Pedale treten muss man immer noch, nur durch leichtes Treten kann man diese Geschwindigkeit nicht erreichen. Die Elektronik steuert den Motor nur über die Kraft, die auf das Pedal ausgeübt wird. Ohne Kraft kein Elektroantrieb! Die durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit eines Pedelecs erhöht sich durch den Motor nur wenig, die Länge der Fahrtstrecke aber erheblich, und Steigungen können leichter bewältigt werden. Einen Helm zu tragen ist unabhängig vom Alter des Radlers oder der Geschwindigkeit. Es kommt bei einem Unfall auf den Aufprall an, wenn der "Gegner" eine hohe Geschwindigkeit hat, ist die eigene, langsame, Geschwindigkeit nicht mehr relevant.

Wolfgang Wibberenz

Nichts als Fiktionen

20. Januar: "Die Zukunft des Fliegens"

Diese Zukunftsvisionen sind im Wesentlichen als Fiktionen zu bezeichnen, die mit Realität wenig zu tun haben. Sicher wird sich im Luftverkehr vieles ändern, aber die meisten der genannten Veränderungen werden u. a. am enormen Energiebedarf scheitern. Selbst wenn man wesentliche Verbesserungen in der Antriebseffizienz erwarten kann, werden diese durch den zunehmenden Energiebedarf mehr als kompensiert. Und den Treibstoff aus Meeresalgen zu gewinnen sollte man dem armen, schon jetzt gebeutelten Ökosystem Meer wirklich nicht antun. Die Zukunft wird mit weniger Reiseverkehr auskommen müssen, alles andere ist fatal.

Michael Döring

Entwicklung verpennt

20. Januar: "Das lange Zögern bei Elektroautos"

Danke für den aufmunternden Bericht. Natürlich reiben sich die Asiaten die Hände, aber auch weil wir für sie bilden, forschen, entwickeln und sie dann nur noch zu bauen brauchen, weil wir auf Realisierung meinen verzichten zu müssen. Siehe Magnetschwebetechnik. In den nächsten Tagen und Wochen soll die Versuchsanlage abgebrochen werden. Vernichtung nationalen Eigentums, Verbrannte Erde und Entmutigung hierzulande, während Japan gerade seine Versuchsstrecke verlängert. Die Magnetschnellbahn fährt nicht nur berührungsfrei und damit billig und leise, sie nimmt auch den Strom berührungslos auf, so wie wir es für unsere Individualverkehrsmittel dringend brauchen. Wieso haben wir immer die Ideen und die anderen den Gewinn?

Wulf H. Rumpel

Kapitän nur Bauernopfer

20. Januar: "Reederei suspendiert Unglücks-Kapitän"

Wenn das Schiff, wie berichtet, schon mehrmals vor der Insel so ein Spektakel aufgeführt hat, so ist das ein Organisationsverschulden der Reederei und nicht allein dem Kapitän anzulasten. Über die augenscheinlich unfähige Besatzung hat der Reeder noch kein Wort verloren. Leider aber sind etliche tote Passagiere zu beklagen. Wenn das Chaos bei den Rettungsmannschaften auf einem Schiff unter europäischer Staatenflagge schon so groß war, was passiert bei einem Unglück erst auf einem Schiff mit sogenannter bunter Flagge?

Von diesen Zeitbomben kreuzen viele auf unseren Weltmeeren. Schaut man sich die Nationalitäten und die Ausbildung dieser Besatzungen an, wird einem bang ums Herz. Wer kann diesen Gigantismus und diese Gewinnmaximierung noch stoppen? Nur der kritisch buchende Passagier!

Uwe Carstens

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