Wenig professionell

27. Januar: " Todesfall Chantal: Pflegeeltern sind drogensüchtig"

Es empört mich zu sehen, wie das Jugendamt hier im Stadtteil Wilhelmsburg agiert: Jetzt werden übereilt und abrupt alle Kinder aus der Pflegefamilie genommen, nachdem offenbar jahrelang über die Missstände hinweggesehen wurde. Ich weiß aus meiner Tätigkeit als Psychotherapeutin, wie schwer es oft Mütter bzw. Familien hier im Stadtteil haben, ihre Kinder aus der "Obhut" des Jugendamts zurückzugewinnen. Da soll eine Mutter doch erst mal in die Psychiatrie, sonst wird ihr gedroht, das Kind wegzunehmen. Eine andere bekommt extrem strenge Auflagen, damit sie ihre Kinder wieder zu Hause aufnehmen darf. Und sie werden engmaschig kontrolliert: Familienhilfe, psychiatrische Hilfe, therapeutische Hilfe. Und dann wird eine Pflegefamilie, die offensichtlich problembelastet ist, so wenig oder so schlecht überprüft? Das wirkt alles wenig professionell.

Marion Frère, Psychologische Psychotherapeutin in Wilhelmsburg

Am Thema vorbei

Man sollte eigentlich meinen, dass es selbstverständlich ist, dass a) nur Familien Pflegekinder bekommen, die die Verantwortung übernehmen können, und b) dies dann vernünftig kontrolliert wird. Ist es aber nicht. Die Aussage von Herrn Scholz, warum Kinder in Pflegefamilien gegeben werden, geht übrigens am Thema vorbei! Die Frage ist doch vielmehr, in welche man sie überhaupt geben kann!

Jens Bartling

Nicht nachvollziehbar

Als ehemaliger Polizeibeamter arbeite ich seit meiner Pensionierung mit Jugendlichen und Kindern im sportlichen/psychomotorischen Bereich in Wilhelmsburg. Diese Tätigkeit durfte und darf erst aufgenommen werden, wenn ein sogenanntes erweitertes Führungszeugnis vorgelegt wird, ein normales Führungszeugnis reicht dafür nicht aus. Sicher ist dieses eine erforderliche Maßnahme im Sinne der Prävention. Im gleichen Maße wünsche ich mir aber, dass diese Vorkehrungen erst recht bei Personen im wesentlich intimeren Bereich (z. B. Pflegeeltern) angewandt werden.

Claus Niemann

Schlechte Erfahrungen

Als ehemalige Pflegemutter habe ich eher negative Erfahrungen mit dem Jugendamt gemacht. Meine Eignung bzw. die Unterbringung des Kindes interessierten niemanden. Die Besichtigung des zukünftigen Kinderzimmers musste ich der Mitarbeiterin des Jugendamts fast aufnötigen. Ich hätte das Kind auch in einer Besenkammer wohnen lassen können. Angekündigte Beratungstermine und Hilfestellungen kamen nur unter erschwerten Bedingungen zustande, weil es fast unmöglich war, einen Termin mit dem Jugendamt abzusprechen. Entweder waren die Mitarbeiter krank oder im Urlaub.

Maren Jenkel

Es geht auch anders

26. Januar: "Bürger können Hilfe für Obdachlose über Nottelefon rufen"

Gern werden Behörden kritisiert. Manchmal auch zu Unrecht. Deshalb soll hier mal einer guten Tat gedacht werden: der von der Sozialbehörde eingerichteten Hotline für Bürger, die Obdachlosen helfen wollen. Zwar bietet die Behörde nicht eigene Hilfe an, aber sie verspricht, helfende Stellen zu benachrichtigen. Und das schon binnen 24 Stunden!

Hans-Walter Beencke

Schwierige Mission

26. Januar: "Appelle an und Attacken auf Deutschland"

Die Aufgabe unserer Kanzlerin ist nicht, die Wege des Herrn Soros zu ebnen, der nicht mühsam durch monatliches Sparen Rücklagen bildet. Sowohl Inflation als auch Deflation müssen in Grenzen gehalten werden. Aber Mittelwege sind die schwersten. Und ein solcher Mittelweg - für den es kein Vorbild gibt - muss für den Euro durch das Gewirr der Finanzsysteme der Euro-Länder gefunden werden. Das kann nur schrittweise geschehen. Die nächstliegende Entscheidung zuerst realisieren, Wirkung beobachten - nächster Schritt.

Walther Schlegel

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