Ausbeuterische Züge

31. Januar: "Konsequenzen aus dem Todesfall Chantal: Hamburger Pflegeeltern müssen zum Drogentest"

Für immer weniger Geld will man auf immer fähigere und kompetentere Pflegeeltern zurückgreifen können. Wer meint, dass diese Rechnung aufgeht, scheint keinen gesunden Sinn für die Realität zu haben. Das Anforderungsniveau an die Pflegefamilien hat, gemessen an dem, was dafür ausgegeben werden soll, ausbeuterische Züge. Pflegeeltern sorgen mit der Erfüllung ihrer Aufgabe dafür, dass in unzähligen Fällen teure Kinderheimunterbringung nicht erforderlich wird. Das spart erhebliche Kosten, und so leisten Pflegeeltern einen aktiven und sehr hoch einzuschätzenden Beitrag für die Allgemeinheit. Wer ihnen dafür immer weniger an finanziellen Hilfen und Entschädigung zugesteht, soll sich nicht wundern, wenn sich in der Stadt immer weniger fähige Personen bereit erklären, diese wichtige Aufgabe noch wahrzunehmen.

Henrik Matthiesen

Unüberwindbare Hürden?

Dieser Skandal ist ein Versagen der politisch Verantwortlichen. Solange die Politiker nicht selbst erkennen, dass die Auswahl einer Pflegfamilie nicht so behandelt wird wie der Einkauf von Büromaterial, ist keine Änderung in Sicht. Möchte eine Familie ein Kind adoptieren, so liegen die Hürden fast unüberwindbar hoch. Der Bürger muss diese Defizite erkennen und bei seiner Wahlentscheidung mit einbeziehen, wobei es nicht um eine Partei geht, sondern um alle Parteien.

Hans-Joachim Below

Sicher zum Ziel

30. Januar: "Euro-Gipfel. Griechen empört: Deutschland will Aufpasser in Athen"

Die Deutschen verlangen wahrlich nicht die volle Vormundschaft über den griechischen Haushalt. Wenn aber zunehmend der Eindruck entsteht, dass notwendige Reformen nicht zügig und konsequent durchgeführt werden, ist es legitim, dass diejenigen, die erhebliche finanzielle Unterstützung leisten, sichergehen wollen, dass diese Unterstützung auch zum Ziel führt. Dies zu einer Frage der nationalen Würde zu machen bedeutet, dass diese Würde vielmehr durch diejenigen beschädigt wurde, die in Griechenland Haushaltsverantwortung trugen und dieser Verantwortung nicht durch rechtzeitiges Eingreifen gerecht geworden sind.

Christine Bosau

Eifrig mitgewerkelt

30. Januar: "Gabriel und Steinmeier lehnen Lagerwahlkampf ab. Große Koalition kommt für SPD nicht mehr infrage"

Nun sind für die SPD die Gegner ausgeguckt: Die soziale Spaltung in Deutschland und die Finanzmärkte. Die soziale Spaltung hat die SPD mit den Hartz-Gesetzen und der Zerschlagung der solidarischen umlagefinanzierten Rente zugunsten der für die Sparer ziemlich nutzlosen Riester-Rente mitbefördert. Und die Finanzmärkte hat doch auch die SPD mit hochgepäppelt. Es sei in Erinnerung gerufen, dass auch die SPD an der Deregulierung der Finanzmärkte eifrig mitgewerkelt hat. Es waren doch auch SPD-Regierungen in Bund und Ländern, die über viele Jahre hinweg am fröhlichen Schuldenmachen teilgenommen haben. Und der Preis dafür? Immer mehr Deregulierung, mit der Folge einer immer noch größeren Abhängigkeit von den heute gescholtenen Finanzmärkten.

Helgo Klatt

Eiffel auf der Moorweide

30. Januar: "Vor 125 Jahren begann der Bau des Eiffelturms: Die eiserne Dame"

Weithin in Vergessenheit geraten ist die Tatsache, dass auch in Hamburg seit 1881 auf der Moorweide ein großes, von Gustave Eiffel konstruiertes Bauwerk stand. Die riesige Ausstellungshalle aus Glas und Eisen war zunächst als Eckkuppel Bestandteil eines noch größeren Bauwerks, das zur Weltausstellung 1878 in Paris von Eiffel errichtet worden war. Als sie dort nicht mehr genutzt wurde, kaufte Hamburg das Eisengerippe für die Moorweide. In der Halle fand das Sängerbundfest und eine Hagenbecksche Völkerschau statt. Nach einem Brand wurde die Halle schließlich 1889 wieder abgerissen.

Jörg Beleites

Begeisternde Leitung

30. Januar: "Yuja Wang bringt Rachmaninows Klavierkonzert zum Schweben"

Wie recht das Abendblatt mit dieser begeisterten Kritik hat. Nur hätte ich mir gewünscht, dass der, der alles möglich machte, noch deutlicher herausgestellt worden wäre. Die Pianistin, wie ungewöhnlich, fiel ihm gleich nach dem Spiel dankbar um den Hals. Sie wusste wohl am deutlichsten, dass sein Dirigat ihrem Spiel Raum und Differenziertheit gab. Und das Orchester hatte eine Glanzvorstellung. Beides doch wohl wegen der präzisen und begeisternden Leitung von Andrej Boreyko. Wie gern hätten wir ihn häufiger in Hamburg.

Bernd Lampe

Noch nicht überzeugt

30. Januar: "Hamburgs neue U-Bahn: Tausende sitzen schon mal Probe"

Schick sieht sie aus. Aber überzeugt bin ich noch nicht. Wie viele Sitzplätze gingen gegenüber den alten Fahrzeugen verloren? Wo soll man sich festhalten, wenn man nur noch einen Stehplatz abbekommen hat? Haltestangen sind auf den Fotos nur in sehr großen Abständen zu sehen.

Dirk Oelte

Zu kurz gegriffen

28./29. Januar: "Olaf Scholz' Vision von einem besseren Hamburg. 'Selbst Hochhäuser sind vorstellbar'"

Die Visionen unseres Ersten Bürgermeisters zur Stadtentwicklung greifen zu kurz. Scholz sieht Wilhelmsburg, Eilbek, Hamm und Horn auf dem Weg zu Stadtteilen mit hoher Attraktivität. Aber kein Wort zu einer sozial verträglichen Entwicklung mit bezahlbaren Mieten, zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung mit Klimaschutz und anderen ökologischen Qualitäten. So bleibt die Glaubwürdigkeit des Senats auf der Strecke, für ein lebenswertes Hamburg zu sorgen, das sich auch in Zukunft die Mehrzahl der Menschen leisten kann.

Rudolf Pielke

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