Abriss: Nein danke!

2. Januar: "Hafenbehörde will historische Genossenschafts-Fabrik abreißen"

Wer das Ensemble sieht, versteht sehr schnell, warum es ein wichtiges Denkmal für die Industriegeschichte in Hamburg ist. Auch hat es neben der Architekturgeschichte einen Wert als Denkmal für frühere genossenschaftliche Selbstorganisation. Das jetzt einfach abzureißen - Hamburg als Freie und Abrissstadt? Und der SPD-Senat? Wie viel ist ihm Industrie- und Arbeitergeschichte wert?

Volker Bulla

Nicht zu fassen

31. Dezember/1. Januar: " Wirtschaft warnt Bürgerinitiativen. Handels kammer-Präses fordert, auf Klagen gegen die Elbvertiefung und Wohnungsbau-Projekte zu verzichten"

Wie bitte? Ein Interessenverband ohne jede demokratische Legitimation "warnt" die Bürger vor der Ausübung ihrer (in Hamburg) verfassungsmäßigen demokratischen Rechte? Und die ach so demokratischen Parteien lassen dies einfach so stehen und freuen sich, wenn sie selbst keine Schelte kriegen? Und so ganz versteckt ist das eben auch eine Warnung an Bürgerschaft und Bezirksversammlungen, auch weiterhin nichts gegen die Verbandsinteressen zu entscheiden. Aber was soll die Aufregung - Freiheit und Demokratie werden ja schon am Hindukusch verteidigt, da müssen wir hier wohl nicht mehr so pingelig sein.

Martin Friedland

Einseitiger Blick

Wie einseitig der Blick des Präses der Handelskammer ist, geht aus seiner Rede zur "notwendigen Elbvertiefung" vor der Versammlung des Ehrbaren Kaufmanns klar hervor. Hier werden, ohne großes Nachdenken über die Gesamtzusammenhänge, Bedenken der Kritiker beiseitegewischt. Schon die letzte Elbvertiefung von 1999 hat erhöhte Risiken und gravierende Nachteile für die Elbanrainer geschaffen, die bis heute nicht neutralisiert wurden. Aus der butterweichen EU-Stellungnahme zur Elbvertiefung kann man herauslesen, wie ganz oben Politik über die Menschen hinweg gemacht wird. Die Kommunen des Alten Landes, Verbände und andere Institutionen werden sich gegen so viel Ignoranz vor der Macht der Natur und den zu erwartenden negativen Folgen gerichtlich zur Wehr setzen.

Jens Dammann

Ewiges Gejammer nervt

31. Dezember/1. Januar: "Absurde Familienpolitik. Das geplante Betreuungsgeld ist ein politischer Fehlgriff und hilft den Eltern nicht"

Das ewige Gejammer, dass gut ausgebildete Frauen mit Abitur, die Universität und Jobeinstieg hinter sich haben, nur dann als Mutter Karriere machen können, wenn für ihre Kinder staatlich subventionierte Kitaplätze und Nachmittagsbetreuung in den Schulen bereitstehen, nervt. Angesichts der eher niedrigen Zahl von echten Führungspositionen darf angenommen werden, dass diese potenziellen Karrieremütter entweder an Selbstüberschätzung leiden oder der Gesellschaft Schuld für ihre Karriereschwierigkeiten zuweisen möchten. Ich zahle gerne Steuern, aus denen Herdprämien für Mütter finanziert werden, die nicht nur nach Feierabend für ihre Kinder da sind.

Hans-Peter Hansen

Diskriminierender Vergleich

Der real existierende Sozialismus und die damit verbundene Kindererziehung durch den Staat hat leider auch bei uns Einzug gehalten. Hier kann nur von einer absurden Auffassung über das Wohl der Kinder gesprochen werden, wenn eine familiengerechte, finanziell unterstützte eigene Kindererziehung als Herdprämie angeprangert wird. Kindererziehung mit einer staatlichen Herdprämie gleichzusetzen ist ein diskriminierender Vergleich, denn Kindererziehung ist doch wohl eine höchst anspruchsvolle, emotionale und verantwortungsvolle Aufgabe, die niemand besser erfüllen kann als Eltern, die diese Bezeichnung auch verdienen. Es werden immer die Frauen und ihre Ansprüche propagiert, doch wer fragt eigentlich das Kind nach seinen Ansprüchen?

Eleonore und Klaus Hellberg

Parteilos reicht wohl nicht?

30. Dezember: "Kehrt der rote Filz zurück? CDU kritisiert Ablösung des Polizeipräsidenten"

Warum darf Polizeipräsident Jantosch, 61 Jahre alt, nicht auch bis zum 65. Lebensjahr arbeiten? Er ist parteilos und könnte sein Amt doch bis dahin weiter ausüben. Aber da gibt es ja noch die politische Entscheidung, Hamburg steht jetzt ja unter SPD-Regierung. Wie selbstverständlich müssen dann auch entsprechende Posten von Personen mit SPD-Parteibuch besetzt werden, parteilos reicht nicht mehr. Schön, dass Hamburg noch über genügend Kapital verfügt, dass man es sich leisten kann, hochrangige Beamte vorzeitig aus dem Berufsleben zu verbannen.

Jürgen Verwiebe

Froh über Weggang

30. Dezember: "Opernregisseur Konwitschny im Streit mit Leipzig"

Die Leipziger werden den Weggang von Herrn Konwitschny begrüßen, zumal sie sich künftig nicht mehr über seine abstrusen, "aktualisierten" Regie-Ergüsse ärgern müssen, die nur von den örtlichen Medien hochgejubelt werden, aber dem Publikum wenig Freude bereiten. Die andere Seite der Medaille ist leider, dass Konwitschny künftig mehr Zeit für Inszenierungen an anderen Bühnen hat. Hoffentlich trifft es nicht Hamburg, das mit seiner "Don Carlos"-Regie schon genug gestraft ist.

Gerd und Silke Weikert

Gleiche moralische Maßstäbe

29. Dezember: "Feind, Todfeind, Parteifreund. Die Akte Boetticher: Anatomie eines Sturzes"

Zum wiederholten Mal schreibt das Abendblatt, für Politiker würden "andere moralische Maßstäbe gelten als für andere". Diese Einschätzung kann ich nicht nachvollziehen: Wenn sich in meinem Bekanntenkreis ein 40-jähriger Mann einem 15, 16 Jahre alten Mädchen nähern würde, müsste er sich eine Menge Fragen gefallen lassen. Wenn er die "Beziehung" dann auch noch auf Sex-Treffen in Hotels beschränken und das Mädchen fallen lassen würde, sobald Gefahr für seine Karriere droht, wäre er aus gutem Grund geächtet.

Olaf Harning

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