Würdelos und unerträglich

4. Januar: "Ohne Worte. Das Drama des Bundespräsidenten"

Das Verhalten des Bundespräsidenten bezüglich seines umstrittenen Hauskredits und seine unglaublichen Versuche, eine Berichterstattung hierüber zu verhindern, sind unerträglich. Und ein Bundespräsident, der Drohungen auf die Mailbox des Handys eines Chefredakteurs spricht, blamiert sich ohnegleichen. Jeder kleine Beamte, jeder Polizist, der auch nur eine kleine Vergünstigung, die in Zusammenhang mit seinem Amt steht, entgegennimmt, wird unnachgiebig verfolgt und strafrechtlich bzw. disziplinarrechtlich zur Verantwortung gezogen. Für einen Bundespräsidenten gelten darüber hinaus höhere moralische Anforderungen. Das Verhalten von Herrn Wulff ist nicht zu entschuldigen. Es ist einfach würdelos.

Konrad Freiberg, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei a. D.

Verständnis fürs Schweigen

Ich kann Herrn Wulff gut verstehen, dass er sich nicht mehr in der Presse äußert. Die Pressefreiheit erlaubt ja alles, mit Recherchieren ist nicht viel. Die Presse darf ja schreiben, was sie will. Also ist das Schweigen das Beste. Jede Antwort wird gleich ins Gegenteil umgedreht.

Heike Holm

War doch absehbar

Sie schreiben: "Der Politiker Wulff ist in einem System aufgewachsen, in dem es ohne Absprachen und Kungeleien (...) nicht geht." Das ist es eben, und das war ja in der CDU auch bekannt. Ganz bewusst hat man den Parteisoldaten Wulff vorgezogen, obwohl Joachim Gauck auch für die CDU der ideale Kandidat gewesen wäre, aber der war ja nun einmal der Kandidat der SPD. Der übliche Kampf um die Macht nahm seinen Lauf. Hierbei gewinnt zu oft der Funktionär, der sich im Parteiensystem auskennt. Darunter leidet insgesamt das politische Amt. Der Bürger wird durch gehäuft auftretende politische Affären misstrauisch gegenüber politischem Handeln. So erklärt sich - zu einem Teil - die zu geringe Wahlbeteiligung.

Bettina Wehner

Eine Frage des Geldes

4. Januar: "Deutschland, deine Präsidenten"

Den Artikel habe ich mit Interesse gelesen, auch wenn er entscheidende Fakten außer Acht lässt, und zwar die Kosten, die das Amt verursacht. Dabei meine ich weniger die Bezüge während der Amtszeit, sondern die Kosten, die davor und danach entstehen. Es beginnt mit der Wahl, die jedes Mal Unsummen verschlingt, und endet mit der Weiterzahlung der vollen Bezüge. Diesen Luxus leisten wir uns für den Altpräsidenten Walter Scheel seit nunmehr 32 Jahren! Diese Fakten sollte sich jeder vor Augen halten, der den jetzigen Amtsträger mit seinen gerade mal 52 Lebensjahren abschießen will.

Klaus Kellerstrass

Es muss sich was ändern

4. Januar: "Vollzugsbeamte immer öfter krank"

Fakt ist, seit meiner gut 30 Jahre im Vollzug wächst die Arbeitsbelastung durch eine immer schwieriger werdende Klientel, belastendere Arbeitsbedingungen, weniger Personal im Stationsdienst und manchmal eben auch selbstgefällige Vorgesetzte, die kaum Spielraum für eigene Initiativen lassen. Deren Entscheidungen sind für viele Vollzugsbeamte wenig nachvollziehbar, Teamwork bleibt ein Fremdwort. Natürlich werden personelle Konsequenzen gezogen werden müssen, sollen tatsächlich Veränderungen greifen. Strukturmaßnahmen, bessere Beförderungsstrukturen, gerechtere Besoldung und eine Gesundheitsvorsorge, wie in anderen Bundesländern bereits Standard, sind ohnehin längst überfällig.

Harald Borchert, Personalrat JVA Hahnöfersand

Fisch stinkt vom Kopf her

Der Bericht über das Ergebnis zweier Studien zum Hamburger Strafvollzug zeigt nicht nur die Situation in einer einzelnen Behörde, sondern beleuchtet die Kernprobleme Hamburger Behörden generell. Verantwortung dafür tragen die Vorgesetzten bis hinauf zur politischen Führung. Wer interne Aufgaben und Probleme, insbesondere den Personaleinsatz, lieber autoritär und mithilfe des Dienstrechts zu lösen versucht, statt die Bereitschaft, Fähigkeiten und Kompetenzen der Mitarbeiter für die Lösungen konstruktiv zu nutzen, wird auch kein anderes Ergebnis produzieren können. Offensichtlich mangelt es zu vielen Vorgesetzten an elementaren Führungsqualitäten und sozialer Kompetenz.

Werner Bostelmann

Noch nicht angekommen

4. Januar: "Die Republik Ungarn ist abgeschafft"

Bei aller Sympathie für tapfere Demonstranten und verfolgte Roma und Juden ist das Problem in Ungarn, dass Orban und die faschistoide Jobbik-Partei in der Bevölkerung eine klare Mehrheit hatten. Diese Wähler sind noch nicht in Europa angekommen. Deshalb muss jetzt die Aussicht auf den Staatsbankrott als pädagogisches Mittel genutzt werden. Wenn wir solidarisch mit den Demokraten in Ungarn sind, sollten wir in Frankfurt vor der Europäischen Zentralbank gegen Währungskredite für das gegenwärtige Ungarn demonstrieren.

Reinhard Behrens

Sicher und gut

3. Januar: "Lebensversicherung bringt weniger Rendite"

Es wäre verfehlt, ein erneutes Mal den Abgesang auf die Lebensversicherung zu singen. Denn interessanter für die Versicherten dürfte weniger die laufende Verzinsung, sondern vielmehr die Gesamtverzinsung am Ende des Vertrages sein. Und hier können alle Kunden von Lebensversicherern - trotz der teilweise sinkenden laufenden Überschüsse - 2012 voraussichtlich immer noch mit Werten von mehr als vier Prozent rechnen. Das zeigt: Die Lebensversicherung bleibt ein attraktives Vorsorgeprodukt. Kein anderes, vergleichbar sicheres Produkt schafft übrigens im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld ein derart gutes Ergebnis. Die aktuell von den Unternehmen deklarierten Überschussbeteiligungen sind zudem auch in Zeiten niedriger Zinsen immer noch hervorragende Werte.

Hasso Suliak

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