Pferd von hinten aufgezäumt

6. Januar: "Wie krank sind Hamburgs Kinder?"

Nicht jede Krise ist gleich eine Krankheit, schreibt die Autorin des Kommentars "Kinder brauchen festen Halt", versteht aber nicht die Warnung von Chefarzt Branik: eine psychiatrische Ambulanz für Kinder und Jugendliche in einem sozialen Brennpunkt wie Osdorf/Lurup haben wir uns seit Jahrzehnten gewünscht! Die Kliniken in Rahlstedt und Harburg sind für diese Klientel kaum erreichbar. Und eine Tagesklinik wäre ein Traum! Was ist hier verkehrt? Warum weist Herr Barnik darauf hin, dass er keinen Reparaturbetrieb für soziale Missstände anbieten will? Weil vor zwei Jahren aus Kostengründen die kommunale Erziehungsberatung Osdorf/Lurup geschlossen wurde. Mit über 400 Neuanmeldungen jährlich arbeitete sie erfolgreich. Die neue Ambulanz kann und soll diese Lücke nicht schließen - aber sie wird sehr schnell an ihre Grenzen stoßen, da der entlastende Puffer Erziehungsberatung fehlt. Hier wird ein Pferd von hinten aufgezäumt!

W. Westphal, Dipl.-Psychologe, Leiter ehem. Erziehungsberatung Altona-West

Hinkende Vergleiche

6. Januar: "Noch nie war das Fliegen so sicher"

Diese Vergleiche von Flugsicherheit verunsichern nur. Als Lufthansa ihren letzten Unfall mit Passagieren hatte, war Air Berlin noch nicht einmal in der IATA vertreten. Air Berlin hat 147 Flugzeuge, ANA hat 142 Flugzeuge und Lufthansa hat 720 Flugzeuge. Es wäre besser, Fluggesellschaften mit gleicher Größe zu vergleichen.

Hartwig Nehls

Politik in Geiselhaft

6. Januar: "Mehr Demokratie für Reform der Bürgerbegehren"

Sitzt der Verein Mehr Demokratie jetzt schon als sechste Fraktion mit in der Bürgerschaft? Mit der Drohung eines neuerlichen Volksentscheids nimmt Herr Brandt die Politik in Geiselhaft und verhindert eine demokratisch legitimierte Reform des Bürgerbeteiligungsverfahrens. Wer - wie bei der Wulffschen Siedlung in Langenhorn - nur 14 Prozent der Wahlberechtigten teilnimmt, muss seine Legitimation selbst hinterfragen. Mit dieser Art Bürgerbeteiligung werden Politik- und Demokratieverdrossenheit erzeugt: das Gegenteil von dem, wofür Mehr Demokratie angetreten ist.

Beatrix Gebhardt

Scheinheilig

6. Januar: "Neuer Druck auf Wulff"

Es ist ohne Zweifel kein gutes Krisenmanagement gewesen in Bezug auf den Kredit und den Anruf bei der "Bild"-Zeitung. Aber Herr Wulff hat sich direkt bei Herrn Dieckmann entschuldigt, und die Entschuldigung wurde angenommen. Was soll das weitere Vorgehen jetzt? Das Gegenteil der Heiligen sind nicht Sünder, sondern Scheinheilige.

Marion Rysi

Was geht in den Köpfen vor?

Die Beine der Lügen von Merkels Gefolgsleuten werden immer kürzer. Wir erinnern uns an Oettinger, der Filbinger als Gegner der Nazis hochstilisierte. Oder an zu Guttenberg, der den Vorwurf des Plagiats vor einem Millionenpublikum weit von sich wies. Und jetzt Wulff, der es ebenfalls, auch vor einem Millionenpublikum, mit der Wahrheit nicht so genau zu nehmen scheint. Interessant ist, dass es sich um Lügen handelt, bei denen man wissen muss, dass sie zwingend in allernächster Zukunft aufgedeckt werden. Was also geht in den Köpfen dieser besonderen Spezies von Lügenbaronen vor?

Bodo Neuhof

Von wegen Abenteurer

5. Januar: "Das Abenteuer-Paar aus Kirchwerder"

Einen Kanuurlaub von der Elbquelle nach Hamburg als Expedition zu bezeichnen lässt mich nur schmunzeln. Das Abendblatt sollte mit solchen Superlativen etwas vorsichtiger umgehen.

Claus Abeking

Die Zuschriften geben die Meinung der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten. Weitere Briefe auf www.abendblatt.de

Schreiben Sie an briefe@abendblatt.de oder per Post an das Brieffach 2110, 20350 Hamburg