Spätrömische Dekadenz

10. Februar: "Alstervergnügen: Der schnellste Weg aufs Eis"

Die Außenalster ist schön, das kann ja jede/r sehen, und die Ufer sind genauso schön. Warum verstellt man sie mit Pommesbuden und Bierhütten? Gehört zum Schlendern auf der zugefrorenen Alster immer Mampfen und Süppeln? Nun sage keiner, das geschehe wegen der Kälte, bei der man sich aufwärmen müsse. Aber wirtschaftlich gesehen könnte ein Kleinstschub für die Binnennachfrage rausspringen, und damit das so bleibt und weitergeht, mögen die anstehenden Forderungen der Gewerkschaften glatt umgesetzt werden. Wenn das tatsächlich so sein sollte, hätte der Trubel ja wenigstens doch noch einen Sinn gehabt - ansonsten gilt: spätrömische Dekadenz.

Jürgen Wunder

Bitte keine Verbotsexzesse

10. Februar: "CDU will Trinkertreffs trockenlegen"

Natürlich kann der ein oder andere Standort aufgegeben werden, etwa in der Nähe von Schulen oder Bahnhöfen etc., aber eines ist sicher: Probleme werden durch eine reine Verbotskultur nicht gelöst. Auch Kinder werden so nicht geschützt, denn das von der Oberfläche Verdrängte, in diesem Fall die Trunksucht, spielt sich natürlich doch im Umfeld von Familien ab und wirkt so weiter auf die nächsten Generationen. Durch Verbote wird man sich lediglich eine innere Auseinandersetzung mit der Problematik ersparen. Das strikt durchgeführte Rauchverbot in öffentlichen Räumen muss reichen. Bitte in Zukunft keine puritanischen Verbotsexzesse!

Bettina Wehner

Ross und Reiter nennen

10. Februar: "Schaben, Motten, Kot: Behörde legt Akten über Müller-Brot offen"

Der eigentliche Skandal um Müller-Brot ist doch, dass die Behörden, trotz der bekannten hygienischen Mängel, sich nur sehr zögerlich entschließen konnten, den Betrieb stillzulegen und gleichzeitig die großen Discountketten davon nichts wussten oder wissen wollten. Dem Ganzen wird noch die Krone aufgesetzt, wenn tatsächlich nur Lidl seine Aufträge storniert hat, während die anderen noch überlegen! Für den Konsumenten wäre es sehr hilfreich, hier gleich Ross und Reiter zu nennen: Wer sind diese anderen?

Klaus-Peter Paul

Eine Unverschämtheit

10. Februar: "Millionen-Poker um die Ligarechte. Deutsche Fußball-Liga hat den Bieterwettbewerb um die Bundesliga-Rechte vorgestellt."

Allein die Diskussion über die Abschaffung der Sportschau bei einem öffentlich-rechtlichen Sender rüttelt an den Grundfesten unserer Demokratie. Allen Bürgern muss die Möglichkeit gegeben werden, an den Ereignissen im Zusammenhang mit dem Volkssport Fußball teilnehmen zu können. Dieses Recht zum Gegenstand eines Pokerspiels zu machen ist bei allem Verständnis für den Wunsch nach hohem Profit eine Unverschämtheit. Die Wünsche der Bürger dürfen nicht auf dem Altar der Gewinnsucht geopfert werden, auch nicht wenn sie in das Mäntelchen "Neue Medien" gehüllt sind.

Christiane Mielck-Retzdorff

Streik kommt zu spät

10. Februar: "Athen beugt sich dem Druck"

Der Generalstreik kann die Lage in Griechenland nur verschlechtern. Ich verstehe nicht, warum die Verantwortlichen dieser Krise nicht vor Gericht gestellt werden. Warum haben die Gewerkschaften nicht gegen die Schuldenpolitik ihrer Regierungen gestreikt? Warum haben sie nicht nachgefragt, wer die aufgehäuften Schulden bezahlen soll? Heute zu streiken, ist zu spät.

Horst Zeck

Irreführende Aussage

9. Februar: "Hamburg will Pflegefamilien unangemeldet kontrollieren. Sozialsenator kündigt nach Fall Chantal strengeres Vorgehen an"

Senator Scheele gibt an, die Haushaltsmittel für die Jugendhilfe nicht erhöhen zu müssen (zu wollen). Diese Aussage ist irreführend. Er hat sie bereits für 2012 gekürzt! Wir werden von ihm lernen können, wie man Qualität mit weniger Geld verbessern kann. Oder wird für das aktuelle Problemfeld mehr Geld bereitgestellt und im Gegenzug werden weitere Jugendhäuser geschlossen? Die Jugendhilfe ist der Schlüssel für den notwendigen Konsens in unserer Gesellschaft. Es geht um Menschen und nicht um Projekte.

Hans Hermann Jansen

Praxisbezug fehlt

Politiker müssen eine tiefe Ohmacht gegenüber der Realität empfinden, wenn sie in Situationen wie nach dem Tod von Chantal grundlegende Reformen fordern und ankündigen. Diesen Lösungen von oben fehlt meistens der Bezug zur Praxis. Sie kommen oft schon bei der organisatorischen Umsetzung ins Stottern, verfehlen ihr Ziel oder die Zielgruppe und verschwinden in der Versenkung oder vegetieren dahin. Dafür gibt es in Hamburgs jüngster Vergangenheit mehr als ein Beispiel. Pragmatischer und effektiver wäre es, das jetzige im Großen und Ganzen bewährte System zu optimieren. Dazu allerdings müssten Politiker sich Erfahrungen und Ideen erschließen, die sie selbst nicht haben und nicht haben können. Wer sie hat? Die Erzieherin in der Kita, die niedergelassene Ärztin in einem der äußeren Stadtteile, der Sozialpädagoge im Haus der Jugend hinterm Gewerbegebiet: Denen müssen Politiker zuhören! Der Schlüssel zu konstruktiver Kontrolle ist Kommunikation.

Christian Lorentz

Unerträglich selbstgerecht

9. Februar: " In der Affäre Wulff nicht lockerlassen"

Immer dieser aufgeblasene wichtigtuerische Journalistenhabitus: Wir haben Aufgaben zu erfüllen - Ermittlung, Anklage, richterliche Entscheidung (ohne Revisionsmöglichkeit) und in bestimmten Fällen auch noch "Scharfrichter" eines ins Visier genommenen Opfers. Die gegenteilige Auffassung "der Hälfte der Bevölkerung" ist nach den Worten von Prof. Bernhard Pörksen nicht relevant. Dieser selbstgerechte Journalismus ist nun langsam nicht mehr zu ertragen.

Hans Volkert Diederichs

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