Unübertroffene Dreistigkeit

11. Januar: "Polizei erhebt schwere Vorwürfe"

Zu der Erklärung der Polizei vor dem Innenausschuss der Bürgerschaft zu den Ereignissen beim Schweinske-Cup fällt mir nichts mehr ein. Eine an Dreistigkeit nicht zu überbietende Darstellung. Der Sprecher Kuno Lehmann kann mir dann mal unter vier Augen die Gründe für die "Behandlung" meines minderjährigen Sohnes und seiner Freunde am Freitagabend durch die Polizei erklären, wenn er denn dazu auch nur im Ansatz in der Lage ist. Aber wie heißt es doch: Angriff ist die beste Verteidigung, wenn man denn vom eigenen Handeln ablenken möchte.

Heiko Schulz

Nicht zu Kreuze kriechen

10. Januar: "Demut statt Abrechnung"

Nein, der FC St. Pauli wird hoffentlich nicht in Demut zu Kreuze kriechen. Schon gar nicht vor einer Polizei, die faschistische und diskriminierende Gesänge duldet, Reizgas sogar gegen Kinder einsetzt und Verletzten Hilfe verweigert, mit dem Hinweis, es gebe Anweisung "von oben". Und schon gar nicht gegenüber einem DFB, der Dämlichkeiten Einzelner (Becher- und Papierrollenwurf) zu Riesengeschichten aufbauscht, auf der anderen Seite aber hinnimmt, dass farbige und ausländische Spieler verhöhnt, bepöbelt und mit Bananen beworfen werden.

Georg Mathiszig

Wieder glaubt uns keiner

Wieder wird nur der Polizei geglaubt. Und wieder mal finden wir als Beteiligte niemanden, der uns zuhört und glaubt. Es wurde wahllos und ohne Grund auf die St.-Pauli-Besucher eingeprügelt. Außerdem wurde in einer Tour mit Pfefferspray gesprüht - vor mir, hinter mir, kein Mensch konnte weg. Wir waren eingekesselt von links und unten, und es wurde aggressiv von der Polizei geprügelt und gesprüht. Dieser Kommentar ist ein Schlag ins Gesicht aller Menschen, die in diesem Land auch die oft geforderte Zivilcourage leisten und eindeutig dem braunen Mob entgegenwirken.

Elli Schuster

Alle müssen umdenken

11. Januar: "Initiative fordert Ende der Massentierhaltung"

Die Initiative gegen die Massentierhaltung geht in die richtige Richtung, leider betrifft sie aber die Falschen. Die Landwirte müssen kostendeckend bzw. gewinnbringend arbeiten wie jeder Unternehmer. Das ist derzeit aber am besten in der Massentierhaltung der Fall. Die Politik fördert immer noch die Großbetriebe. Letztlich unterstützt auch der Verbraucher durch sein Kaufverhalten gerade die billige Fleischproduktion. Wer sich in den Schnellrestaurants einen Geflügelfleisch-Burger zum Dumpingpreis bestellt, sollte auch bedenken: Wegen dieses Verhaltens werden Hühner in Massen gehalten. Stellen sich nun Experten hin und meinen, die Verbraucher würden auch mehr bezahlen, haben sie die Einkommenszahlen der letzten Monate nicht im Blick: Die Reallöhne der meisten Menschen sinken, die Energiekosten steigen. Insgesamt ist eine Veränderung der Landwirtschaft nötig, diese dürfte aber nur durchführbar sein, wenn sie auch die Importe betrifft.

Rüdiger Ramm

Zu groß, zu eitel

10. Januar: "Der große Abendblatt- Empfang: Hamburgs Start ins neue Jahr"

Geht es nicht ein wenig kleiner? Auf dem Titelblatt ein großes Foto, dann im Blatt auf Seite 11 dasselbe Motiv nur aus leicht veränderter Perspektive als Riesenfoto, dann zwei Seiten mit Einzelfotos von den üblichen Bekannten. Das ist übertrieben und reine eitle Selbstbespiegelei. Es gibt doch Wichtigeres.

Jürgen Wunder

Alte Überlegungen

10. Januar: "Schon Zwölfjährige sollen Wahlrecht erhalten"

Die Überlegungen des Jugendforschers Klaus Hurrelmann zur Herabsetzung des Wahlalters in Deutschland sind nicht ganz neu. Schon vor etwa zehn Jahren hat der Philosoph und Zukunftsforscher Volker v. Walsum auf die Möglichkeiten eines weitgehenden pränatalen Wahlrechts aufmerksam gemacht. Doch damals war sich die politische Elite in der Bewertung der soziologischen und gesellschaftlichen Relevanz eines solch fortschrittlichen Wahlrechts uneinig. Möglicherweise führen aber die Ansichten des Jugendforschers Klaus Hurrelmann ja nunmehr zu einem Umdenken und zu mehr gelebter Demokratie.

Volker Persy

Preis der Professionalität

9. Januar: "Tagesmütter sollen Schutzkleidung tragen"

Warum sollen Tagesmütter, die selbstständig sind und von öffentlicher Hand unterstützt werden, nicht auch an geltende Hygienevorschriften gebunden sein? Jede Kita oder jeder Kinderladen, egal wie groß, muss sich solchen Regelungen beugen. In der Verantwortung für anvertraute Kinder sollte es auch den Tagespflegepersonen klar sein, dass sie in ihrer Professionalität nicht einfach nur die nette Kindertante von nebenan sind, sondern - so möchten sie ja auch gesehen werden - einen ernst zu nehmenden Beruf ausüben. Dazu gehört dann auch, geltende Vorschriften einzuhalten. Wenn Tagespflegepersonen tatsächlich als zweite Säule der Kinderbetreuung mit Bildungsauftrag gesehen werden wollen und auch gesehen werden sollen, dann sollten ihnen solche Bedingungen ganz selbstverständlich sein.

Kerstin Müller-Belau

Dilemma geht von vorne los

9. Januar: "Mit Bussen auf dem Holzweg"

Auch mich kann der Busverkehr in Hamburg nicht begeistern und schon gar nicht von der Nutzung meines Autos abbringen. Nur U- und S-Bahn sind eine ernsthafte Alternative, eventuell noch eine Stadtbahn mit gesonderter Fahrspur und direkter Streckenführung zu einer Schnellbahn. Aber die SPD hat es ja schon nicht geschafft, vor 35 Jahren zur Großsiedlung Steilshoop eine U-Bahn zu führen, obwohl der Hohlkörper für die Station seitdem unter dem Einkaufszentrum existiert. Nun geht das Dilemma wieder von vorne los.

Gerda Horn

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