Richtiges Plädoyer

4. Mai: "Gauck: Deutsche sollen freiwillig länger arbeiten. Bundespräsident plädiert auf Hamburger Seniorentag für flexibleres Renteneintrittsalter"

Im Laufe der Jahre wurden in Deutschland die 35-Stunden-Woche und die gleitende Arbeitszeit eingeführt. Nur eines wurde bislang nicht geschaffen, und zwar die gleitende Rentenzeit. Wie der Bundespräsident richtig ausführt, ist es langsam an der Zeit, auch das flexible Renteneintrittsalter einzuführen. Aufgrund der Tatsache, dass die Menschen durch gesundheitliche Vorsorge und Lebensweise immer älter werden und demnach leistungsfähiger bleiben, wäre es doch angebracht, und dafür sollten die Gewerkschaften kämpfen, dass der Eintritt in den Ruhestand dem Leistungsniveau entsprechend gestaltet wird.

Für viele arbeitende Menschen ist es ein geistiges Ziel, ihr in den vergangenen Arbeitsjahren angesammeltes Wissen ihren Arbeitgebern auch weiterhin zur Verfügung zu stellen. Das Humankapital (langjährige Mitarbeiter), das dann noch in Firmen vorhanden ist, sollte auch weiterhin genutzt werden. Außerdem kann mit diesem Aspekt auch die Rentenanwartschaft weiterhin gesteigert werden, was wiederum der Altersarmut vorbeugt und den Sozialstaat entlastet.

Gotthard Kalkbrenner

Macht des Geldes

4. Mai "Jenseits aller Vorstellbarkeit"

Ich würde es nicht als ein Zeichen für die "universale Wirkung von Kunst" sehen, wenn Munchs "Schrei" in Katar ausgestellt würde, was übrigens so wahrscheinlich ist, als wenn Ostern und Pfingsten auf einen Tag fielen. Mit dem Preis von 120 Millionen Dollar für einen Munch wird vielmehr erneut ein Zeichen dafür gesetzt, dass Geld (fast) alles vermag: Hier wird ein Gemälde, das zum Kulturerbe aller Menschen gehört, ebendiesen entzogen und aus Spekulationsinteresse bzw. zur Sicherung gehorteter unvorstellbarer Vermögen in einen Safe weggesperrt. Es bleibt nur der Trost, dass es mehrere Versionen des Motivs gibt, die sich (bisher) nicht alle in Privatbesitz befinden.

Ulrich Reppenhagen

Am Kern vorbei

4. Mai: "Kinder brauchen zunächst ihre Mutter"

Der Artikel geht am Kern des Problems und an den Aussagen der Politiker vorbei. Niemand bestreitet doch, dass Kinder so gut wie immer die Mutter brauchen. Was soll die Haarspalterei in diesem Artikel?! Ich habe zwei Kinder und fünf Enkel. Sechs von diesen sieben Nachfahren konnten problemlos nach den ersten eigenen Schritten zu einer Tagesmutter oder zu einer Krippe gebracht werden. Kaum dort angekommen, wurde die Mutter keines Blickes mehr gewürdigt. Die Kleinen hatten nur noch einen Gedanken: schnellstens hin zu den Spielkameradinnen und -kameraden! Es geht doch nicht darum, den Kleinkindern die Mutter zu entziehen! Es geht darum, die Eltern nicht durch eine sogenannte Herdprämie dazu zu ermuntern, ihre Kinder vom Leben und spielenden Lernen in Gemeinschaft mit anderen Kindern fernzuhalten!

Bernd Wenzel

Irrige Auffassung

Der Autor irrt, wenn er behauptet, dass der Staat durch die Inanspruchnahme von Halbtagseinrichtungen statt Ganztagsbetreuung Ausgaben von zigtausend Euro spart, da eine nicht erwerbstätige oder teilzeitbeschäftigte Mutter auch zigtausend geringere Einnahmen (Sozialversicherungsbeiträge und Steuern) für den Staat bedeutet. Außerdem werden durch die Kindertagesstätten Zehntausende von Arbeitsplätzen geschaffen, die sich mindestens zu einem Drittel durch die Abgaben (Sozialversicherungsbeiträge und Steuern) selbst finanzieren.

Jürgen Heidmann

Elternrecht

Betreuungsgeld muss nicht sein. Ganz sicher muss aber das Recht der Eltern sein, frei zu bestimmen, wie sie ihre Kinder erziehen und bilden wollen (Art 6.2 GG)! Der Bildungsauftrag des Staates greift hier nicht, denn Krippen sind mit ihrer u. a. miserablen personellen Ausstattung keine Bildungseinrichtungen für unter Dreijährige. Wir haben Glück, wenn sie ihnen nicht schaden. Bildung für die Kleinsten geht anders: Ideen von Fachleuten (nicht Ideologen) gibt es: Sie gehen von den Bedürfnissen des Kindes aus.

Dr. Ursula Augener

Unverfroren

4. Mai: "CDU-Wahlgeschenk in letzter Minute. De Jager will 350 Millionen Euro in Krippenplätze stecken"

Es ist nichts zu dumm und zu unverfroren, als dass es nicht einer Partei im Wahlkampf einfallen könnte, hier der CDU in Schleswig-Holstein. 350 Millionen Euro in Krippenplätze - jetzt kurz vor der Wahl wird das den Wählern aufgetischt. Eines der ärmsten Bundesländer greift mal so richtig in die Vollen, das Geld soll aus der Schweiz kommen, irgendwann einmal und nur vielleicht. Da wird den Wählern ein Brocken hingeworfen wie dem Hund ein Stück Fleisch, damit er mit dem Schwanz wedelt. Hier findet eine Herabwürdigung des Wählers statt, die ihresgleichen sucht.

Dr. Mario Zinnert

Wut und Trauer

4. Mai: "Schwuler Lehrer gibt Bewerbung als Schulleiter auf"

In welchem Zeitalter leben wir, dass eine homosexuelle Neigung immer noch zum Problem auf der Karriereleiter wird? Was befürchten die besorgten Bürger? Dass ihre Kinder womöglich "angesteckt" werden? Täglich wird über Integrationsbemühungen berichtet, unseren Kindern versuchen wir die dringend notwendige Toleranz zu vermitteln, ohne die es wahrlich nicht mehr funktionieren wird in unserer globalen Welt. In der katholischen Kirche (der ich übrigens auch zugehöre) gibt es doch auch schwule Helfer und Gemeindemitglieder. Hätte der Anwärter für die Position als Schulleiter also besser geschwiegen? Schade, schade, so was macht mich wütend und traurig.

Maria Hohn

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