Hamburg kann einem mit dem Getue über die Stadtbahn allmählich schon Leid tun. In München haben sich die Politiker gleich welcher Partei schon immer auf den Konsens geeinigt, die Planung des Schnellbahnnetzes nicht in Form von Wahlversprechen durchzuführen. Das hat dort in den vergangenen nur 40 Jahren eine kontinuierliche Erweiterung gebracht, mit der das Münchner U-Bahnnetz ebenso groß geworden ist wie das in Hamburg im Verlaufe von 100 Jahren. Und das bei einem Stadtgebiet, das nur halb so groß ist wie das Hamburger, was im Verhältnis zu unserer Stadt eine ernorme Verdichtung von U-Bahnstationen bewirkt hat.

Helmut von Binzer

Jetzt hat es die SPD also geschafft, die Stadtbahnplanung werden eingestellt. Und Hamburg spart damit in 2011 und 2012 zusammen ganze 16 Mio EUR. Hat die SPD eigentlich berücksichtigt, welche Mehrkosten sowohl der Hochbahn (Zusätzliches Personal, zusätzlicher Dieserkraftstoff), als auch den Bezirken (Straßensanierungen, die nicht bezuschußt werden) dauerhaft entstehen? Eine derartige Rechnung fände ich sehr interessant. Zukunftsprojekte ohne Argumente und ohne Diskussion vom Tisch wischen ist das Gegenteil von "gut regieren". Es ist ein Verschieben der Probleme auf unsere Kinder.

Markus Meier

Nun wird sie also zu Grabe getragen: unsere Stadtbahn. Und der neue Senat erweist sich als Totengräber einer zukunftsorientierten Verkehrspolitik. Das müssen wir zur Kenntnis nehmen und können es bedauern. Aber wir müssen die Hoffnung nicht begraben. Die SPD vergißt schnell, z.B. dass sie über Jahre den Bewohnern in Steilshoop und Osdorfer Born eine Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr versprochen hat. Nachhaltigkeit ist keine sozialdemokratische Tugend. Und wenn dereinst andere europäische Metropolen Hamburg die Trasse zu eine Verkehrspolitik der Vernunft weisen werden, wird die SPD die Stadtbahn wieder ausgraben und uns als ureigenstes sozialdemokratisches Anliegen verkaufen. Möge der Herr mir Geduld und Kraft geben, dass ich diese noch erleben werde.

Harald Wendler

Die verkehrspolitische Unvernunft feiert hier einen sehr fragwürdigen Sieg, da Fachleute, die kaufmännisch rechnen und strukturell denken können, eindeutig für die Stadtbahn votieren. Statt dass man wenigstens die Planung zu Ende führt, um eine Grundlage zu haben, wenn denn mal keine Laienspielertruppe die Hamburger Verkehrspolitik gestaltet; nein - wenn es soweit ist, fängt man wieder bei Null an! Herr lass Hirn regnen - wo lassen unsere Politiker denken? Die Hochbahn (leider nur Befehlsempfänger) sowie die Stadtentwicklungsbehörde sollten sich den Abbruch des Planfeststellungsverfahrens nochmals ganz genau überlegen und schlussendlich verwerfen. Denn wenn sich dies als falsch erweisen wird, will es doch erfahrungsgemäß hinterher wieder keiner gewesen sein. Aber auf kompetente Fachleute (wie z.B.Herrn Elste) hört man ja nicht, sondern glaubt lieber den sagenhaften Märchenstunden der selbsternannten Volksinitiative.

Holger Flach

Dass andere Großstädte über Straßenbahnen nachdenken, mag ja sein. Was ist der Grund? Es ist billiger, als U-Bahnen. Nur ist billiger auch zukunftsweisend gesehen besser??? Z.B. die Strecke des 5er-Busses wäre auch mit der Straßenbahn nicht zu bewältigen. Hier kann nur eine U-Bahn wirklich und nachhaltig helfen. Straßenbahnen sind verkehrsbedingt zu langsam, verstopfen weiterhin die Straßen und können bei Verkehrsproblemen nicht ausweichen. Ich verstehe nicht, wie man sich an diese "alte" Technik unbedingt wieder anhängen will. Zu Hamburg ist eine U-Bahn-Stadt und das sollte weiter verfolgt werden!

R. Stüben

Die Stadtbahn ist eine Strassenbahn - und schienengebundene Fahrzeuge gehören aus Sicherheitsgründen nicht auf die Strasse! So einfach ist das. Der grandiose Sieg der Strassenbahn über die Pferdekutsche gehört ins vorige Jahrtausend, eine Renaissance ist hoffentlich nicht zu befürchten. - Es wäre dagegen sehr interessant zu erfahren, wer wem den millionenschweren Planungsauftrag vermittelt hat.

Ekkehard Wagner

Ich habe geglaubt, die Stadt der 'Pfeffersäcke' könne besonders gut rechnen; die Stadtbahn nicht zu realisieren ist eine absolute Milchmädchenrechnung! Sie hätte schon statt der U4 Jungfernstieg - Hafencity umgesetzt werden sollen. Dies hätte immense Kosten gespart. Auch lässt es sich 'über Tag' viel angenehmer fahren - besonders für Touristen.

Myrna Leopold

Es macht einen fast sprachlos zu sehen, wie widerstandslos der Erste Bürgermeister, erst Ahlhaus, jetzt Scholz, mit dem 2009 von allen Bürgerschaftsfraktionen gefassten Beschluss zum Bau der Stadtbahn umgehen können. Und insbesondere die SPD-Abgeordneten müssen sich der Frage stellen, welche Halbwertzeiten ihre Meinungsäußerungen und Entscheidungen haben.

Lutz Achilles

Kann sich Hamburg leisten, auf die Stadtbahn zu verzichten? Auf überflüssige, teure Prestigeobjekte sollte man wohl verzichten aber die Stadtbahn ist nicht die Elbphilharmonie. In vielen deutschen und europäischen Städten werden moderne Stadtbahnen gebaut oder geplant. Warum wohl? Weil viele Mittel- und Großstädte die Stadtbahn als wichtigen Bestandteil eines nachhaltigen Verkehrskonzepts erkannt haben. Diese Zukunftsvision scheint der „Umwelthauptstadt“ Hamburg ja bisher zu fehlen. Wer keine Lust auf dunkle U-Bahn-Schächte und „Schlägertypen“ hat, der steigt doch lieber bei Tageslicht und hoher sozialer Kontrolle in eine freundliche Stadtbahn mit vielen Haltestellen. Bleibt zu hoffen, dass der „Zug der Ideen“ bezüglich der Verkehrsplanung nicht zum Durchzug wird und ein sinnvolles Projekt durch Schmalspurdenken „unter die Räder“ kommt.

Jochen Kälber

Leider haperte es beim Senat als auch bei der Hochbahn an Sensibilität um zu erkennen, warum die Volksinitiative gegen die Stadtbahn ist. Meines Erachtens lag es an der unglücklich gewählten Trasse Bramfelder Dorfplatz – Kellinghusenstraße. Eine Streckenführung durch das Nadelöhr Ohldorfer Straße war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Hätte man die Stadtbahn da wieder eingeführt, wo sie zuletzt 1978 fuhr, nämlich auf der Strecke Schnelsen – Rathausmarkt, wäre es wahrscheinlich nicht zum Protest gekommen. Die Bahn hatte eine Extraspur, die fast auf der gesamten Strecke noch heute vorhanden ist und von den Bussen des HVV genutzt wird, d.h. Unannehmlichkeiten für die Geschäftsleute bzw. Anwohner wären durch die Neuverlegung der Schienen nicht entstanden - der Platz ist ja schon vorhanden. Von den niedrigeren Kosten mal ganz abgesehen. Das AUS für die Stadtbahn ist für die Umwelt- und Weltstadt Hamburg ein Armutszeugnis – als einzige deutsche Großstadt ist sie nicht imstande, dieses Verkehrsmittel mit Bus und Bahn 'unter einen Hut' zu bringen.

Sylvia Nitze-Schröder

Die Stadtbahn wird aus finanziellen Gründen nicht gebaut. Die U-Bahn soll aber bis Wilhelmsburg fahren. Zudem soll es einen Ausbau des Bussystems geben. Gibt es diese beiden Projekte etwa zum Nulltarif? Ist nun Geld für den ÖPNV da oder nicht? Bürgermeister Scholz und sein Senat fahren einen unglaubwürdigen Schlingerkurs. Es wäre besser gewesen, die SPD-Regierung hätte mit der Stadtbahn auf den Verkehrsträger gesetzt, der in ganz Europa derzeit eine Renaissance erlebt.

Ingo krüger

Schade dass es so wenige vorausschauende PolitikerInnen in Hamburg gibt. Die SPD, vor wenigen Monaten noch für die Stadtbahn in der Bürgerschaft stimmend, stellt die Planungen nun ein. Nun wird mit viel Kosten ein Busssystem untersucht und die SPD wird merken, dass man dafür Busspuren braucht und diese dem Autoverkehr Platz wegnehmen wird. Dann wird sie auch das fallen lassen und alle werden mangels Alternative weiter Auto fahren und die Luft verpesten.

Matthias Christen

Ich kann bis jetzt nicht verstehen, warum man in Hamburg wieder eine Straßenbahn installieren möchte. Vorweg gesagt, ich komme aus Bremen und liebe die Straßenbahn - in Bremen fährt man aber auch 50 kmh. Hamburg dagegen ist eine schnelle und schnell wachsende Stadt. Starßenbahnen sind recht langsam, sie verstopfen die Straßen noch mehr, auch wenn extra Spuren gemacht werden - äh, wo soll dann der übrige Verkehr hin? Sie können nicht ausweichen, wie Busse. Auch die Lärmbelästigung wird nicht weniger. Hamburg sollte lieber etwas zukunftsweisender nachdenken, sparen und dann richtig Geld in die Hand nehmen für den Ausbau der U-Bahnen und für Elektrbusse. Unüberlegte und (weil) billige Schnellschüsse, wie damals bei der Abschaffung der Bahn oder wie bei dem "Nichtbau" der U-Bahn beim Bau der City-Nord, sind jetzt nicht gefragt. Kaum einer weiß ja, dass damals bereits an eine U-Bahn Anbindung für die City-Nord gedacht wurde. Es existieren dort bereits ( zumindest weiß ich konkret von einem) fertig ausgebaute U-Bahnhöfe. Warum nutzt man nicht diese "alte" schon vorgedachte Strecke? Auch Die Linie des 5er-Busses ist z.B. eine Strecke, die einen Ausbau mit einer U-Bahn rechtfertigen würde (mehr als die U4). Auch die unattraktive Hoheluftchausse könnte mit wieder verengter Fahrbahn und breiteren Fahrrad- und Fußwegen gewinnen. Außerdem bin ich froh in einer Stadt zu leben, die keinen verdrahteten Himmel hat...; )

R. Stüben

Mit Bussen auf dem Holzweg, 25. März

Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte mich ganz herzlich bei Ihnen für diesen sehr guten Kommentar bedanken. Eigentlich finde ich nur einen Kritikpunkt: Warum erst jetzt? Es ist sicherlich nicht nur zufällig, dass weltweit nur wenig Städte auf leistungsfähige Bussysteme, dafür aber sehr viele auf Schienenverkehr setzen. Und wenn man sich diese leistungsfähigen Systeme (Istanbul, Bogota, Sao Paulo) ansieht, dann überkommt jedem Städtebauer ein eisiges Grausen. Damit machen wir die schönste Stadt der Welt kaputt. Klar, eine Stadtbahn kostet jetzt Geld (so ist das halt bei Investitionen und ein Busystem ist auch nicht kostenlos ... regelmäßiger Strassenbau inklusive, siehe Mönckebergstraße), spielt dieses Geld jedoch in einigen Jahren wieder ein. Dass haben Sie korrekt beschrieben. Insofern bleiben Sie bitte dran, für Busse alleine ist Hamburg zu klein und ein vernünftiger öffentlicher Nahverkehr per Schiene auf den Hauptachsen Ist mehr als "Spinnerei" - er ist Grundvoraussetzung für eine lebenswerte Stadt. Die Stadtbahn darf nie wieder als "grüne Ideologie" diffamiert werden ... das hat sie nicht verdient. Mit freundlichen Grüssen Michael Meier

Michael Meier

Der Bus-Skeptiker, 25. März

Der Kardinalfehler im öffentlichen Nahverkehr wurde Anfang der 1970-iger Jahre mit der Abschaffung der Straßenbahn durch die seinerzeit Verantwortlichen begangen. Richtig wäre gewesen, die Straßenbahn weiter auszubauen und den Fuhrpark zu erneuern wie zahlreiche andere zukunftsorientierte Städte das auch getan haben. Jetzt rächen sich die Fehler der Vergangenheit: die Infrastruktur für eine Stadtbahn muss neu geschaffen werden. Der Kommentar von Matthias Iken spricht mir aus der Seele: Die Ausweitung des Busnetzes ist auf Dauer ein Irrweg und wird später wieder korrigiert werden müssen. Der Hamburger Senat wäre gut beraten, wenn er auf die Fachleute hören und sich für die Stadtbahn einsetzen würde.

Helmut Jung

Hamburg will wachsen und dazu braucht es auch einen starken und effizienten ÖPNV. Der Senat setzt nach dem Aus für die Stadtbahn auf den Ausbau des Busnetzes. Davon ist der Hochbahn-Chef offensichtlich nicht überzeugt. Warum setzt die Politik nicht endlich die Pläne von Herrn Elste zum Ausbau des Schienen-ÖPNV durch, nämlich die Verknüpfung von U-Bahn und Stadtbahn? Jeder redet von den Kosten der Stadtbahn. Wann wird endlich der ökologische und ökonomische Nutzen der Stadtbahn kommuniziert? Die Stadtbahn ist zu teuer und die Stadt hat kein Geld sie zu finanzieren. Haben die Verantwortlichen schon mal über eine Private-Public-Partnership zur Finazierung der Stadtbahn nachgedacht. Eine Bitte an die Verantwortlichen in Senat und Hochbahn: Thema Stadtbahn neu aufgreifen und gründlich durchdenken, und von den Erfolgen von Stadtbahn-Systemen im In- und Ausland lernen.

Aldwin F. Daniel

Endlich eine fundierte analyse und ein klares Bekenntnis zur Stadtbahn. Warum Olaf Scholz dieses projekt aufgibt kann ich nicht nachvollziehen. Hamburg braucht ein zukunftfähiges und relativ kostengünstig ausbaubares Nahverkehrskonzept. U.a. wird häufig damit argumentiert, die Hamburger wollen keine Stadtbahn, mich und viele andere hat man dazu gar nicht befragt. Schnelle öffentliche Verkehrsverbindungen werden in Zukunft die Qualität einer Stadt und ihrer Pheripherie ausmachen. Herr Scholz schauen Sie nach vorn und vielleicht auch mal in anderere Städte.

Heiner Treidler

Die Ausführungen von Herrn Elste sprechen für sich und für die sofortige Weiterführung der Stadtbahnplanung. Dass Busse die ohnehin vorhandenen Straßen benutzen, ist noch lange kein Argument für diese. Denn durch die intensivierte Belastung der Straßen durch Busse werden diese auch sehr viel schneller abgenutzt (überdeutlich erkennbar auf jeder der wenigen Busspuren und an jeder Haltestellenbucht). Während die hier befahrenen Straßen alle paar Jahre grunderneuert werden müssen, halten selbst stark genutzte Gleisanlagen Jahrzehnte. Bereits am 3.10.1978 schrieb der Abendblatt-Mitarbeiter Werner A. Sillescu: "Und nun warten wir geduldig, bis ein hochweiser Senat beschließt, eine ganz neue, ganz moderne, ganz schicke Straßenbahn anzuschaffen. Zum Beispiel für die bessere Anbindung von Schnelsen." Nun macht endlich weiter!

Holger Flach

Ich danke Herrn Elste für seine Ausführungen, die klar belegen, daß langfristig eine Stadtbahn wirtschaftlich und verkehrstechnisch notwendig ist. Da Herr Scholz auch hiervon offensichtlich keine Ahnung hat, sollte er dieses Thema Fachleuten überlassen. Es geht hier um ein Verkehrskonzept für die nächsten 50-100 Jahre und nicht um Flickschusterei für ein oder zwei Legislaturperioden.

Jens Ode

Nach all den Emotionen endlich mal klare und nüchterne Zahlen. Wer anständig regieren will, wird daran auf Dauer nicht vorbeikommen. Es kann für Hamburg auch nicht falsch sein, was für Millionen andere Städte richtig zu sein scheint. So einzigartig sind wir nun auch wieder nicht. Bleibt zu wünschen, daß zukünftig jeder erstmal nachdenkt und die Zahlen ließt, bevor er sich über so ein komplexes Thema äußert oder gar entscheidet.

Andreas Kaluzny

Endlich eine fundierte analyse und ein klares Bekenntnis zur Stadtbahn. Warum Olaf Scholz dieses projekt aufgibt kann ich nicht nachvollziehen. Hamburg braucht ein zukunftfähiges und relativ kostengünstig ausbaubares Nahverkehrskonzept. U.a. wird häufig damit argumentiert, die Hamburger wollen keine Stadtbahn, mich und viele andere hat man dazu gar nicht befragt. Schnelle öffentliche Verkehrsverbindungen werden in Zukunft die Qualität einer Stadt und ihrer Pheripherie ausmachen. Herr Scholz schauen Sie nach vorn und vielleicht auch mal in anderere Städte. Mit freundlichem Gruss Heiner Treidler

Hans-H. Treidler

Kommentar Stadtbahn nein, ja, nein, 22. März

Sich so mir nicht dir nichts von den Stadtbahnplänen zu verabschieden, könnte sich noch als die erste verkehrspolitische Riesendummheit der SPD oder auch als Schinnenbürgerstreich der FDP erweisen. Von wem lässt sich der neue Senat in Fragen des ÖPNV eigentlich beraten, wenn nicht vom Chef der Hamburger Hochbahn AG, dem in diesen Fragen hoch geachteten Genossen Günter Elste? Bei all den aufgezeigten Problemen im Hinblick auf eine Ausweitung des Busverkehrs wäre es doch ein Gebot der Vernunft, wenigstens das bereits angelaufene Planfeststellungsverfahren für die Stadtbahn zu Ende zu führen. Dann wären auch die bereits aufgelaufenen Kosten in Höhe von 8 Millionen Euro möglicherweise nicht zum Fenster hinausgeworfen und könnte Herr Schinnenburg seine Erregungskurve etwas flacher halten.

Helgo Klatt

Wann werden auch die Menschen, die die Stadtbahn aufgrund der Kosten und den Konsequenzen für den Individualverkehr ablehnen, verstehen, dass es in 30 Jahren den Individualverkehr der heutigen Zeit nicht mehr geben kann, weil es schlichtweg nicht genug bezahlbaren Treibstoff für die vielen Autos in dieser Stadt geben wird? Wenn Herr Scholz mit seiner Entscheidung angeblich "die Mehrheit der Hamburger Bürger" vertritt, weiß man nicht, wo diese Umfrage durchgeführt wurde. Man kann den Eindruck bekommen, dass die Ablehner der Stadtbahn satt und gemütlich das teure Erbe des weiter stockenden Verkehrs bei bald unbezahlbaren Treibstoffpreisen gern den kommenden Generationen überlassen. Es ist eine Schande, wenn man überlegt, dass trotz weniger Mittel nach dem 2. Weltkrieg die Entwicklung des öffentlichen Nahverkehrs vorangetrieben wurde, und welches Kleinbürgertum dagegen heute die wirklich angebrachte Weitsicht ausklammert, um sich nur nicht einzugestehen, dass man auch selber abgeben muss, um eine für alle zufriedenstellende Lösung zu erwirken. Die Tausenden von Hamburgern, die sich täglich in Barmbek die Füsse platttreten, um sich in die überfüllten Busse nach Steilshoop zu quetschen finden es bestimmt prima, dass jetzt in Winterhude niemand einen Meter Fussweg hergeben muss. Eigentlich sollten alle Bürger, die der Senat zu vertreten hat, gleich sein, und doch scheinen manche gleicher zu sein. Umwelthauptstadt 2011? Auf allen Ebenen ein Witz!

D.Müller

Jahrzehntelang haben SPD-Senate den Steilshoopern und Osdorfern einen Schienenanschluss versprochen. Nun zementiert Olaf Scholz mit der Absage an die Stadtbahn die Ghettoisierung dieser und anderer Großsiedlungen. War er nicht mit dem Ziel angetreten, die soziale Spaltung der Stadt zu überwinden?

Peter Roether

Richtig ist der Satz über ein notwendiges überparteiliches Gesamtkonzept - zumindest für den U-Bahnbau - das für alle Regierenden auch nach Wahlen gültig bleibt. Es muß für jedes Jahr verbindlich festlegen, Haushaltmittel für einen Bauabschnitt nach Kilometern oder über eine Länge von zwei oder drei Haltestellen der U-Bahn bereitzustellen. Nur so hat München es geschafft, in einer 50 Jahre kürzeren Zeit ein genau so großes U-Bahnnetz wie Hamburg in seinem nur halb so großen Stadtgebiet zu bauen. So wie hier, U-Bahn mal in einem Jahrzehnt kräftig zu bauen und dann mal für Jahrzehnte überhaupt nicht, so wie jetzt, eine aufwendige Umweg-Kurzstrecke (U4) in ein noch fast menschenleeres Stadtgebiet, dessen Distanz zur City auf geradem Weg ohnehin nur einige hundert Meter beträgt, ist kein Merkmal für die „Wachsende Stadt“.

Helmut von Binzer

Andere Großstädte rüsten auf oder bauen neu, nur Hamburg verschläft mal wieder die Zeichen der Zeit, und sowas nennt sich "Umwelthauptstadt", mit stinkenden, unbequemen und im Stau stehenden Bussen.

Dieter Möller

Zitat aus einer „Chronik der Hamburger Straßenbahn“ von NDR.de vom 15.11.2010:

2001: "Ein 1989 entworfenes Straßenbahnnetz mit zwei Linien durch die Stadtmitte, insgesamt 49 Haltestellen und einem Betriebshof an der City Nord kommt bis kurz vor Eröffnung des Planfeststellungsverfahrens. Schill-Partei und CDU stoppen nach der Regierungsübernahme jedoch die Planungen zugunsten der U4."

Das Zitat zeigt folgende wesentliche Fakten des nun schon fast ein Vierteljahrhundert alten Projektes einer „Stadtbahn“: Sie ist keine Erfindung der Grünen, sondern entstand unter der Regie des sicher nicht zum sog. Linken Flügel der SPD gehörenden Bausenators Eugen Wagner und wurde unter den Bürgermeistern Henning Voscherau und Ortwin Runde bis zur Fertigstellung der Planfeststellungsunterlagen voran getrieben! Die Stadtbahn sollte vor allem Bramfeld und die Großsiedlung Steilshoop attraktiv und in Relation zu einer U-Bahn preisgünstig in das bestehende ÖPNV-Schienennetz einbinden – ein Planungsziel, das ja wohl immer noch Gültigkeit haben dürfte.

Klaus Bokelmann

Bravo, Olaf Scholz! Ich finde es sehr mutig (und sehr vernünftig), die Stadtbahn abzusagen, obwohl schon eine nicht geringe Summe an Kosten entstanden ist. Das ist besser, als noch mehr Geld auszugeben, nur weil ja schon so viel aufgelaufen ist. So etwas hätte man mit manch anderem Projekt in Hamburg auch machen sollen.

Dieter Krogh

Dienstwagenverwöhnte Politiker erkennen selten wahre Bedürfnisse der Bevölkerung. Die Stadtbahn ist mehr als überfällig. Sündhaft teures Stückwerk (U4) oder eine überdimensionierte Airport-S-Bahn kosten mal eben über 850 Mio. EUR ! Für eine dringend benötigte S4 nach Ahrensburg oder U-Bahn-Anbindungen älterer Stadtteile ist aber kein Geld da. Verkehrspolitik in Hamburg ist seit Jahrzehnten ein Trauerspiel !

Jens Ode

Das verpulverte Geld sollte von der GAL zurückgefordert werden. Die Bürger haben dieses Prestige-objekt der GAL mehrheitlich abgelehnt. Aber Hajduk und Co. interessieren sich nicht für die Meinung der Hamburger (siehe Schulreform, Moschee in Bergedorf etc). Der heutige Senat sollte prüfen, ob die GAL für diese unsinnigen Kosten in Regress genommen werden kann.

Karl-Heinz Flügge

Es ist unverantwortlich von der Politik, wenn sie alle Jahre ihre Meinungen ändert und so langfristige Großprojekte immer wieder stoppt. Dabei wird Geld verbrannt und die Stadt kommt keinen Schritt weiter. Wie nun mit dem dringend erforderlichen Ausbau der ÖPNV geschehen. Das schadet allen Bürgern der Stadt. Noch absurder erscheint das kategorische Nein zur Stadtbahn von Olaf Scholz vor dem Hintergrund, dass die Bürgerschaft vor gerade mal einem guten Jahr einstimmig (!) - also mit den Stimmen der SPD - für die Planung und den Aufbau eines Stadtbahnnetzes gestimmt hat. Und damals hat die SPD der CDU ihr Hin und Her bei der Stadtbahn (2001 nein, 2009 ja) vorgehalten. Ich frage mich, warum die Sachlage zur Stadtbahn auf einmal anders ist? Bei der Abstimmung im November 2009 war bereits bekannt, dass ein Kilometer Stadtbahn bis zu 20 Mio. € kostet. Und nun ist das auf einmal zu teuer? Glaubwürdige Politik sieht anders aus!

Anders Molburg

Wenn eine Regierung eine Stadtbahn plant, ja selbst wenn solch ein Projekt nur geprüft wird, fallen selbstverständlich Kosten an. Wenn dann diese Regierung oder eine Nachfolgerregierung dieses Projekt verwirft, kann man leicht sagen, das Geld sei "sinnlos verpulver worden". Aber das ist doch blanker Unsinn! Vielleicht hält ja eine Nachfolgerregierung der jetzigen Regierung das Projekt wieder für sinnvoll. Dann kann sie sicherlich auf die alten Planungen zurückgreifen. Wir leben eben in einer Demokratie, wo es wechselnde Regierungen gibt und ebenso unterschiedliche Meinungen zu unterschiedlichen Projekten. Warum machen Sie (Abendblatt) daraus einen so großen Aufmacher?

Albrecht Paulini

Umwelthaupstadt 2011? Das war dann wohl nichts. Es besteht aber noch Hoffnung wenn man zu dem zitierten Vorgang aus dem Jahr 2001 parallelen zieht. Damals wurde das Stadtbahnprojekt für die Hafencity einer vermutlich wenig frequentierten U-Bahn Strecke geopfert. An einer vermutlich hoch frequentierten U-Bahn Linie für die Stadtteile Steilshoop, Bramfeld und Sasel wäre bestimmt auch nichts auszusetzen. Und es wäre ganz im Sinne einer Umwelthauptstadt.

U.Terzenbach

Na toll, 8 Millionen in den Orkus. Dabei gab es ein einstimmiges Votum der Bürgerschaft FÜR die Stadtbahn, der geforderte Konsens war also vorhanden. Aber nein, aus Wahlpopulistischen Gründen mußte Herr Scholz die Planung stoppen - dabei sind die Verträge für die Planung längst unterzeichnet, d.h. der Stop spart keinen Cent mehr! Dafür liegen mehr unnütze Pläne in der Schublade - sieht so verantwortungsvolle Politik aus? Wenigstens die Planung sollte noch zuende geführt werden, nach Planfeststellungsbeschluß hat die Stadt 10 Jahre Zeit, um mit dem Bau zu beginnen - d.h. wenn endlich auch dem letzten im morgendlichen Stau klar wird, daß Busse nicht die Lösung dastellen, kann sofort mit dem Bau begonnen werden - ohne weitere Millionen für eine neue Planung ausgeben zu müssen. Dann wären diese 8 Millionen doch noch sinnvoll gewesen - bei einem Stop sind sie unrettbar verloren.

Mathias Farwig