Berlin. Bei Anwalt Joachim Vernau gibt es eine Steuerprüfung. Der zuständige Finanzbeamte hat vor allem einen vier Jahre alten Bewirtungsbeleg im Visier. Doch dann findet Vernau den Steuerprüfer erschossen vor.

Nachts klingelt das Telefon bei der Berliner Polizei - eine Staatsanwältin fühlt sich bedroht. Als eine Streife bei ihr daheim eintrifft, liegt sie tot in ihrem Auto in der Garage - erstickt an Abgasen. So beginnt der Thriller „Requiem für einen Freund“, der am Dienstag um 20.15 Uhr bei 3sat zu sehen ist. Es ist eine Wiederholung aus dem Jahr 2021 an einem Fernseh-Abend, an dem wegen eines Fußball-Länderspiels wenig Taugliches läuft. Vorlage war der gleichnamige Roman von Elisabeth Herrmann - ebenso wie bei den fünf Vorgängern aus der Filmreihe um den Rechtsanwalt Joachim Vernau.

Vier Jahre nach dem Vorfall: Vernau (Jan Josef Liefers) ist ein geplagter Mann. Zum einen sitzt über seinen ziemlich ungeordneten Unterlagen ein Steuerprüfer namens Fischer (Peter Trabner), zum anderen hat er Schulden, so auch bei seiner Kollegin und Vermieterin Marie-Luise Hoffmann (Stefanie Stappenbeck). Außerdem muss er sich um eine private Angelegenheit in Form einer Räumungsklage kümmern, denn seine Mutter Hildegard (Elisabeth Schwarz) und ihre Lebenspartnerin Hüthchen (Carmen-Maja Antoni) sind Opfer eines Immobilienhais geworden. Immerhin damit ist er vor Gericht erfolgreich.

Doch dann liegt Steuerprüfer Fischer ermordet in Vernaus Wohnung. Außerdem ist sein Anwaltsfreund Sebastian Marquardt (August Zirner), mit dem Vernau zuvor noch teuer essen war, plötzlich spurlos verschwunden. Schließlich wird Vernau versehentlich entführt - dahinter steckt die Kiezgröße Adil Kalaman (Kida Khodr Ramadan). Er hatte es auf Marquardt abgesehen, der ihm mehrere Millionen Euro schuldet. Es geht um einen riesigen Immobilienbetrug, um Schwarzgeld und um wertvolle Informationen. Langsam schließt sich der Kreis um die tote Staatsanwältin, die sich keineswegs umgebracht hat.

Das klingt ziemlich kompliziert, ist aber trotz vieler Figuren klug durchdacht und mit vielen Wendungen konsequent erzählt. Drehbuchautor Daniel Bickermann und Regisseur Josef Rusnak haben die literarische Vorlage nahezu brillant umgesetzt. Die Schauspieler agieren durchweg überzeugend, vor allem Irina Potapenko als mutige Tatjana.

Jan Josef Liefers (Münster-„Tatort“) gibt meist gut gelaunt einen Rechtsanwalt, dessen geradezu beängstigende Naivität an mehreren Stellen ziemlich überrascht. „Joachim Vernau ist eine besondere Figur. Er nimmt das Leben so leicht wie möglich, schenkt Vertrauen und gerät auf diese Weise immer an Fälle, die weit über normale Anwaltstätigkeiten hinausgehen. Er ist kein pflichtschuldiger Strammsteher, sondern ein kreativer und emphatischer Typ. Er mag Geld, aber er ist nicht käuflich“, sagte er in einem ZDF-Interview.

Es gibt ziemlich viele Tote in dieser vertrackten Geschichte, aber zum Glück auch einigen hübschen Humor. Für heitere Momente sorgen die beiden wunderbaren Damen Schwarz und Antoni, die ein sehr schrulliges, aber ungemein liebenswertes Paar spielen dürfen. Und das Ende dieses spannenden Films um Freundschaft und Verrat ist ebenso märchenhaft wie überraschend.