Berlin. Vor zwei Jahren trat eine junge Frau namens Annie in das Leben der ZDF-Zuschauer. Nun darf die Mittvierzigerin in zwei neuen Filmen weitere komplizierte Geschichten erleben.

Die Bombe platzt beim Dessert nach dem Abendessen: «Dann nimm’ doch meinen Mann!». Das sagt Annie (Bernadette Herwagen) zu ihrer besten Freundin Tine (Kathrin von Steinburg) - und meint damit ihren Angetrauten Ralf (Thomas Loibl). Mit diesem sehr ungewöhnlichen Vorhaben will sie Tine und ihrem Mann Nils (Manuel Rubey) helfen. Das Paar hat seit fünf Jahren - auch medizinisch - nichts unversucht gelassen, um ein gemeinsames Kind zu bekommen. Eine neue Eskapade in der «Annie»-Reihe im ZDF.

Nach «Annie - kopfüber ins Leben» (2020) geht es gleich mit zwei neuen Folgen weiter: Zunächst mit «Annie und der verliehene Mann» an diesem Donnerstag (20.15 Uhr, ZDF), gefolgt von «Annie und das geteilte Glück» am kommenden Donnerstag (22.9., 20.15 Uhr, ZDF).

Ralf hat schon so einiges mit Annie durchgemacht und fühlt sich nun ziemlich überfahren von ihrer spontanen Idee - er geht dann aber doch ohne weitere Aussprache darauf ein. Da die ganze Prozedur wegen Erfolglosigkeit mehrfach wiederholt werden muss und Ralf allmählich Gefallen daran findet, wird bald nicht nur die langjährige Freundschaft auf eine ernste Probe gestellt.

Bernadette Heerwagen (45, «Die Luft die wir atmen», «München Mord») spielt hier frisch und fröhlich eine ziemlich quirlige Mutter, die nach einem Seitensprung mit ihrem Ex-Lover einen süßen kleinen Jungen und mit ihrem Ralf eine erstaunlich erwachsene Tochter hat.

Als Annie nach ihrer dämlichen Idee dämmert, dass Ralf mit Tine richtig Spaß hat (was ja gar nicht abgemacht war), versucht sie, die Schuld von sich auf die beiden abzuwälzen. Das alles erscheint schon sehr an den Haaren herbeigezogen. Und so muss die gern kompliziert denkende und handelnde Annie alsbald erkennen, dass ihr undurchdachtes Unterfangen, alle glücklich machen zu wollen, völlig aus dem Ruder läuft und nicht nur sie heillos überfordert.

Das mag wohl auch für so manchen Zuschauer gelten, der hier eine harmlose Komödie erwartet und vom Thema im Mittelpunkt vielleicht noch nie etwas gehört hat. Polyamorie bezeichnet eine Form des Liebeslebens, bei der eine Person mehrere Partner liebt und zu jedem einzelnen eine Liebesbeziehung pflegt, wobei diese Tatsache allen Beteiligten bekannt ist und einvernehmlich gelebt wird. Davon kann hier allerdings überhaupt keine Rede sein.

Drehbuchautorin Dominique Lorenz (56, «Eine Liebe später») und Regisseur Martin Enlen (61, «Die Luft, die wir atmen») behandeln dieses diffizile Thema der offenen und mehrfachen Beziehung eher mit dem Holzhammer, wobei vor allem alte und neue Gefühle der Protagonisten arg strapaziert werden.

Eher am Rande geht es um vermeintlich engstirnige Ansichten, Selbstfindung, alternative Beziehungsformen und die Frage, ob sie gesellschaftsfähig werden sollen - oder es bereits sind. Auch mangels ernsthafter Diskussionen ist das Ganze ziemlich platt und fern jeglicher Alltagswelten geraten. Ohne eine stellenweise flotte Inszenierung mit meist gut aufgelegten Schauspielern wäre die ganze Geschichte schlicht unerträglich. Fazit: Diese beiden allzu komplizierten Komödien kommen eher als verkappte Dramen daher.