Berlin. Caren und Jan warten auf Spendernieren. Ihre Partner würden gern ein Organ für den geliebten Menschen geben, doch es geht medizinisch nicht. Eine Spende zwischen den Familien wäre ein Ausweg. Oder nicht?

Tausende Menschen warten allein in Deutschland auf ein Spenderorgan. Nur einem Teil davon kann geholfen werden. Was aber, wenn sich für zwei Familien eine sehr seltene Lösung auftut? Dass die Entscheidung auch dann nicht einfach ist, zeigt jetzt ein ZDF-Film.

Warten auf die passende Organspende

Die Tragikomödie "Leben über Kreuz" am Montag um 20.15 Uhr im ZDF geht an die Nieren - im doppelten Wortsinn. Caren Blumberg und Jan Kempe sind schwer nierenkrank und brauchen eine Organspende. Das allein belastet schon sie und ihre Familien. Doch zum Ende hin zeigt das Zweite sehr plastisch, wie eine Transplantation vonstattengeht: mit Schnitten, Blut und herausgetrennten Organen in sterilen Metallschalen. Keine leichte Kost. Aber es ist ein wichtiges Thema. Ende 2020 standen noch immer 9200 Patienten auf der Warteliste für eine Transplantation.

Caren Blumberg und Jan Kempe warten auch. Ihre jeweiligen Partner kommen nicht als Lebendspender infrage. Das ist eine weniger häufige Form der Organspende, bei der einer lebenden Person eine intakte Niere entnommen wird - wie im Fall von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seiner Frau Elke Büdenbender. Doch Blumbergs und Kempes Arzt stellt fest, dass es die recht seltene Möglichkeit gibt, dass die Werte von Carens Mann und Jan sowie von Jans Frau und Caren zueinander passen. Organspenden sozusagen über Kreuz sind möglich. Und so trägt das Drama auch den Titel "Leben über Kreuz".

Wunden und Verletzlichkeiten

Es macht sehr eindrucksvoll und nahbar die Hürden eines solchen Unterfangens deutlich, auch wenn die Konstellation an sich wohl kaum viele Menschen nachempfinden können. Doch die vermeintlich perfekte Lösung ist kein Grund zu Freudentaumel - denn die beiden Paare kennen sich nicht. Vor einer Spende müssen die Kempes und die Blumbergs aber eine Ethikkommission überzeugen, dass sie so eng befreundet sind, dass diese Freundschaft selbst einen Todesfall überstünde.

Das Annähern und Kennenlernen legt Wunden und Verletzlichkeiten offen. Es fördert innerfamiliären Zwist empor und führt selbst die Eheleute auseinander. "Denk' mal darüber nach, wer hier dein Leben retten will", fährt Sebi Blumberg seine Frau an. Den Arzt bedrängt er schier mit den Worten: "Ich werde nicht zusehen, wie meine Frau krepiert." In Caren wiederum mehrt sich Verzweiflung: "Wenn der Tod so nah kommt", sagt sie, wolle sie nur noch leben.

Benjamin Sadler und Christine Hecke als das Blumberg-Paar und Annette Frier und André Szymanski als die Kempes spielen überzeugend ihre Charaktere und bringen immer wieder durchgewirbelte Gefühlswelten anschaulich zum Ausdruck. Die Gespräche zwischen den Erkrankten, zwischen den Gesunden, zwischen den Frauen und den Männern greifen alle unterschiedliche Aspekte vor einem solch lebenseinschneidenden Schritt auf. Und auch die Mitglieder der Ethikkommission schwanken zwischen Zustimmung - wenn doch die vier Betroffenen alle bereit sind - und der Frage, wie freiwillig eine solche Entscheidung sein kann, wenn die fremde Niere doch so dringend gebraucht wird?

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