Hamburg. Der Chefredakteur des Hamburger Abendblatts hat ein Buch über Olaf Scholz geschrieben. Bei Markus Lanz porträtiert er den Bundeskanzler.

Rund 300 Mal habe er den Bundeskanzler getroffen, als der noch Erster Bürgermeister in Hamburg war, erzählt Lars Haider, langjähriger Chefredakteur der Hamburger Abendblatts und frisch gebackener Biograf von Olaf Scholz, am Dienstag bei Markus Lanz – ihm gegenüber sitzt unter anderem einer, der in letzter Zeit geradezu überraschend gut mit dem neuen Bundeskanzler auszukommen scheint, nachdem es lange Zeit "hart zur Sache" ging zwischen neuem Kanzler und neuem SPD-Generalsekretär: Kevin Kühnert. Lanz und Haider sind sich einig: Kühnert war lange Zeit der "härteste Gegner" von Olaf Scholz, noch vor Markus Söder von der CSU.

Das hat sich ganz augenscheinlich geändert: Am Dienstag verteidigt Kühnert Scholz auch gegen den Lieblingsvorwurf aller Journalisten, dass er sich aus jeder Frage herauswinde, statt klare Antworten zu geben. Sein Generalsekretär jedenfalls sagt über Gespräche mit dem Kanzler: "Ich kriege sehr präzise Antworten." Und seine Aufgabe als Generalsekretär begreift Kühnert so: "Mein Tun und Handeln ist maßgeblich darauf ausgerichtet, dass er erfolgreich ist im Amt."

Markus Lanz: Lars Haider erklärt die Antworttaktik von Bundeskanzler Olaf Scholz

Haider erklärt, warum Scholz so sehr auf jede einzelne Formulierung achtet: Er sorge sich stets, dass seine "Äußerungen sich verselbstständigen" könnten. Deswegen formuliere er immer so, dass seine Sätze den benötigten Kontext gleich mitbrächten. Nur einmal sei ihm das in den vergangenen Jahren nicht gelungen: Beim Vergleich Hafengeburtstag/G-20-Gipfel, der ihm bis heute nachhängt und sich aber eigentlich nur "auf den Straßenverkehr" bezogen habe.

Die Kunst, Fragen zu beantworten, ohne sich inhaltlich festzulegen, hatte Scholz da schon lange in seinem Repertoire: "Olaf Scholz hat Gerhard Schröder geschützt", sagt Haider über dessen Zeit als Generalsekretär, als Scholz den wenig schmeichelhaften Spitznamen "Scholzomat" verpasst bekam und seine Aufgabe als "Bollwerk" verstand – eine weitere überraschende Parallele zwischen dem ehemaligen und dem aktuellen Generalsekretär. Bloß dass der jetzige sich nicht als als unbedingte Verteidigungslinie versteht und einschränkt, er werde den Kanzler stets "gegen unberechtigte Vorwürfe" verteidigen.

Olaf Scholz: Der Weg zur Macht

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    Lars Haider über Olaf Scholz: "Rückschläge machen einen im Zweifel stärker"

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    Lars Haider: „Olaf Scholz – Der Weg zur Macht“, 20 Euro, erhältlich in der Abendblatt- Geschäftsstelle, im Buchhandel und auf abendblatt.de/shop.
    Lars Haider: „Olaf Scholz – Der Weg zur Macht“, 20 Euro, erhältlich in der Abendblatt- Geschäftsstelle, im Buchhandel und auf abendblatt.de/shop. © Klartext Verlag

    Wie beurteilt Haider eigentlich die Beziehung zwischen Kühnert und Scholz? "Zwischen den beiden steht es jetzt 1:1." Die "Retourkutsche" von Scholz an Kühnerts Adresse sei gewesen, seine Kandidatur so lange geheim zu halten, dass dieser sie nicht mehr torpedieren konnte. Und in Zukunft? Bleibt es so harmonisch zwischen dem Linken Kühnert und dem Realpolitiker Scholz, wie sich jetzt beide geben? Haider sieht die Rolle von Kühnert (zusammen mit dem Parteivorsitzenden Lars Klingbeil) unter anderem darin, die Brücke zu schlagen zwischen der Regierung Scholz und der Partei SPD. Kühnert widerspricht nicht.

    Lars Haider: Olaf Scholz. Der Weg zur Macht ist im Klartext-Verlag erschienen und kostet 20 Euro. Es ist erhältlich in der Abendblatt-Geschäftsstelle am Großen Burstah, im Buchhandel und im Shop von Abendblatt.de