Berlin. Wie schlägt sich Karl Lauterbach als Bundesgesundheitsminister? Bei „Maybrit Illner“ bot sich am Donnerstagabend im ZDF ein erster Eindruck: Frisch vereidigt diskutierte der SPD-Politiker dort die Corona-Lage. „Omikron und Impfpflicht – neuer Minister, neue Sorgen?“ war die Sendung überschrieben.
"Maybrit Illner" – Das waren ihre Gäste
- Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister
- Tobias Hans (CDU), Ministerpräsident Saarland
- Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Bundestagsabgeordnete
- Viola Priesemann, Physikerin
- Tina Hildebrand, Journalistin
Lauterbach: Ein Quasi-Wissenschaftler am Werk
Und tatsächlich: In der Debatte entsprach Karl Lauterbach manchen Hoffnungen, die an ihn als Gesundheitsminister gerichtet werden. Wo sein Vorgänger Jens Spahn sich eher allgemein und auch mal politisch äußerte, zeigte sich Lauterbach als Quasi-Wissenschaftler und Corona-Kenner.
Detailliert schilderte Lauterbach etwa, was die Omikron-Variante bedeuten könnte. Etwa ein Viertel der Menschen in Deutschland sei geboostert, der Rest sei praktisch gar nicht geschützt, sagte der Gesundheitsminister. Und warnte, dass die neue Variante schnell die zweifach Geimpften durchlaufen und dann mit voller Wucht die Ungeimpften treffen werde.
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Das klang nach Alarm, doch Lauterbach hatte auch einen Ausweg parat: „Dem kann man nur mit schnellem Boostern begegnen“, sagte er. Ziel müsse sein, die vierte Welle zu brechen und sich für die neue Variante zu wappnen. Dazu werde er dafür sorgen, dass schnellstmöglich die Omikron-Impfstoffe bestellt würden. Dabei müsse es auch darum gehen, eine größere Reserve aufzubauen.
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Impfstoff: Lauterbach rechnet mit Druck auf die Stiko
Das klang alles plausibel und fundiert. An anderer Stelle tat sich der neue Gesundheitsminister aber etwas schwerer. Da war zum einen die Impfpflicht, die Lauterbach in der Vergangenheit aufgrund des zu erwartenden Widerstands deutlich abgelehnt hatte. Nun ist er wegen der Lage dafür: „Der Staat muss da in den Konflikt gehen“, sagte Lauterbach. Wahrscheinlich wird auch er wie viele Politiker künftig darauf achten, nichts mehr kategorisch auszuschließen.
Als es um die Rolle der Stiko ging, fiel Lauterbach schließlich kurz aus der Rolle. Ob es nicht wieder dauern werde, bis das Gremium den neuen Impfstoff zulassen werde, wollte die Gastgeberin wissen. Das Problem sieht Lauterbach nach eigenem Bekunden nicht: „Der Druck auf die Stiko wird ja groß sein“, sagte er. Um schnell nachzuschieben: „Politischer Druck auf die Stiko verbietet sich.“
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Lockdown oder nicht? Déjà-vu bei "Maybrit Illner"
Bemerkenswert war abseits von Karl Lauterbachs Auftreten auch, wie sehr die Diskussion in mancher Hinsicht jener von 2020 ähnelte. Wie damals forderte Viola Priesemann, zumindest über die Möglichkeit eines harten Lockdowns nachzudenken. „Kurz und hart durchgreifen bringt langfristig weniger Belastung“, sagte die Modellierin mit Blick auf Omikron.
Das Argument kam einem genauso bekannt vor wie das Gegenargument, das in diesem Fall von Marie-Agnes Strack-Zimmermann vorgebracht wurde. „Diese Welt kann man nicht nur wissenschaftlich betrachten, man muss sie auch sozial betrachten“, mahnte die FDP-Politikerin. Frustrierend, dass wir wieder an diesem Punkt der Debatte angelangt sind.
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Lauterbach bei "Maybritt Illner" – das Fazit
Diese Ausgabe von „Maybrit Illner“ bot keine Überraschungen, aber doch einen guten Eindruck dazu, wie Karl Lauterbach als Gesundheitsminister agieren wird. Sachlich und auf Höhe der wissenschaftlichen Erkenntnisse: Diesen Anspruch wird er einlösen. Beim Politischen könnte sich Lauterbach dagegen in der Tat schwerer tun.
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