Berlin. In Ostfriesland wird eine Meeresbiologin ermordet, und bald steht die ganze Kleinstadt Kopf. Eine neue Folge der gutgelaunten Krimireihe mit charmanten Darstellern.

Einen Fernsehkrimi mit einem Bestatter, der im Keller eine Cannabisplantage pflegt und am Schreibtisch Haschplätzchen verkrümelt, sieht man auch nicht alle Tage. Und dann hat der Typ auch immer wieder ein Mordopfer zu Gast.

Die ZDF-Reihe "Friesland" bleibt sich treu, sie ist nun einmal auf schräge Typen abonniert. Die Krimikomödien aus dem hohen Norden haben sich ihren Ruf als skurrile Sittenbilder mittlerweile hart erarbeitet.

Aber es geht nie nur um Nonsens in den teils sehr verwickelten Fällen aus dem ostfriesischen Leer. Oft gelingen auch vielsagende Einblicke in die Abgründe einer scheinbar harmlosen Kleinstadtidylle. So wie in der neuen Folge "Friesland - Bis aufs Blut", die am Samstag um 20.15 Uhr im ZDF läuft.

Verschwörungstheorien und flächendeckende Überwachung sind diesmal die Themen. Der vor Jahren von seinem Arbeitgeber geschasste Ingenieur Hanno Schlüter (Alexander Beyer) fühlt sich von der ganzen Welt verfolgt. Als der Eigenbrötler die beiden Ermittler Henk Cassens (Maxim Mehmet) und Süher Özlügül (Sophie Dal) wegen eines angeblichen Einbruchs alarmiert, und beide nichts finden, halten sie Schlüter für einen Spinner. Aber dann wird dessen Ehefrau Femke, eine Meeresbiologin, ermordet. Und bald gerät der scheinbar paranoide Ehemann selbst in Verdacht.

Henks und Sühers fieser, gnadenlos opportunistischer Vorgesetzter Brockhorst (Felix Vörtler) erklärt den für die Polizei heiklen Fall prompt zur Chefsache und verdonnert seine beiden Untergebenen dazu, in der ganzen Stadt Überwachungskameras zu installieren. Auch vor der Haustür des Bestatters Wolfgang Habedank (Holger Stockhaus), der das Ganze gar nicht lustig findet.

Der schräge Vogel hat sich gerade eine Cannabis-Kultur im Keller aufgebaut, und will zusammen mit dem windigen Investor Gerald Boje (Michael Pink) weiter expandieren. Habedanks Motto: "Ein guter Bestatter hat für alles eine Lösung." Derweil bemüht sich die eher unscheinbare Aushilfs-Apothekerin Melanie Harms (Tina Pfurr), etwas zur Aufklärung des Mordes beizutragen. Und nimmt damit der heillos überforderten Polizei die Arbeit ab.

Schon bald tummeln sich eine ganze Reihe von Verdächtigen in den malerischen Gassen von Leer. Was hat Linda Sjöberg (Mersiha Husagic), die junge Kollegin der Ermordeten, zu verbergen? Ihr Ehrgeiz scheint grenzenlos zu sein, und Zeit für einen Flirt mit Polizist Henk hat sie auch noch. Da spazieren die beiden dann durchs Watt und philosophieren über den Wattwurm und wie man dieses Tierchen zur Energiegewinnung nutzen könnte. Viel näher kommen die beiden sich nicht, da ist dann Henks Kollegin Süher vor.

Natürlich gibt es auch diesmal wieder reichlich Klamauk bei "Friesland", aber die Darsteller muss man einfach mögen. Das ist ein charmantes Ensemble, das Regisseur Thomas Durchschlag ganz geschickt dirigiert. Unscheinbare Nebenfiguren tragen maßgeblich zur Lösung des Falls bei, während die hauptamtlichen Ermittler ihre kleinen Eitelkeiten pflegen. "Friesland" bietet auch diesmal über 90 Minuten einfach gute Krimiunterhaltung, und viel mehr will diese Reihe auch gar nicht.

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