Berlin. In der Corona-Pandemie erlebt Camping-Urlaub einen Boom. Der Kultursender Arte zeigt dazu passend die 50-minütige Dokumentation “Camping - Die Geschichte einer Leidenschaft“.

Vor fast 100 Jahren baute ein Fabrikant aus dem Allgäu den ersten Wohnwagen Deutschlands, damit ihn Frau und Tochter auf Geschäftsreisen begleiten konnten. Heute ist die Caravan-Branche ein Milliardengeschäft - zusätzlich befeuert durch die Corona-Pandemie.

Für die Dokumentation "Camping - Die Geschichte einer Leidenschaft" blickt Regisseurin Heike Nikolaus zurück auf die Anfänge dieses Freizeitvergnügens und spricht mit begeisterten Campern. Zu sehen der Film am Donnerstag um 20.15 Uhr auf Arte.

Die Camping-Klischees sind so vielfältig wie die Fahrzeuge und Zelte, mit denen Camper auf der ganzen Welt unterwegs sind. Die einen verbinden mit Camping Abenteuer, Freiheit oder wildes Hippie-Dasein, die anderen sehen im Urlaub auf dem Campingplatz den Inbegriff des Spießbürgertums. Eines ist Camping in jedem Fall: eine Flucht aus dem Alltag. Diese nahm ihren Anfang in Großbritannien im 19. Jahrhundert, wie die TV-Doku zeigt.

Damals galt das Reisen im Wohnmobil als Vergnügen der besseren Gesellschaft. Die feinen Leute nahmen auch ihr Personal mit, um sich im Campingurlaub bedienen zu lassen. In Deutschland machte dem Bericht zufolge Arist Dethleffs aus dem Allgäu Anfang der 1930er Jahre das mobile Zuhause salonfähig. Ein Einzelstück, das er für seine Familie fertigen ließ, stieß auf großes Interesse - und Dethleffs, in dessen Fabrik eigentlich Peitschen und Skistöcke hergestellt wurden, begann für seine Kunden Wohnwagen zu bauen.

In den 1950er und 1960er Jahren ermöglichte Camping vielen Deutschen einen erschwinglichen Urlaub in Italien. In einer Schwarz-Weiß-Sequenz sagt ein Urlauber, er habe durchaus überlegt, ob Camping nicht eine Mehrbelastung für die Frau darstelle, weil sie dann auch im Urlaub Kaffee kochen müsse - wenngleich er sich mit ihr dabei abwechsele. Dann hätten sie sich aber für das Camping entschieden. "Mir macht's schon Spaß", sagt seine Frau, und man weiß nicht, ob sie das wirklich so meint.

Mit echter Begeisterung spricht ein Paar vom Reisen im Wohnmobil, das seit Jahrzehnten quasi nonstop auf Tour ist. Ihr Motto: "Hauptsache: raus in die Welt!" Und ein Stück Zuhause haben sie in ihrem Campingfahrzeug ohnehin immer dabei.

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