Berlin. Familie ist da, wo Kinder sind - so heißt es. Nur sind nicht alle Familien gleich, wie eine TV-Reportage zeigt.

Wenn Eltern sich trennen, leiden oft die Kinder am meisten - schließlich werden sie vor vollendete Tatsachen gestellt.

Wie sie mit den neuen Umständen und dem häufigen Hin- und Herfahren zurechtkommen, das zeigt die Reportage "Pendelkinder", die an diesem Dienstag um 23.45 Uhr auf 3sat zu sehen ist.

Luna wohnt in Dresden und hat mal wieder eine Papa-Woche. Sie beneidet ihre Mitschüler um "ihr schönes Zuhause" und hofft noch immer, dass ihre Eltern wieder zusammenkommen. Bei beiden Eltern hat sie ein eigenes Zimmer - ihre Mutter hat wieder geheiratet, hinzu kamen ein kleiner Bruder und eine Katze. Ihr Vater hilft ihr bei den Hausaufgaben, sie kochen auch gemeinsam, und er bringt ihr das Fotografieren bei.

Luna wirkt sehr verständig und scheint mit der Situation weitgehend klar zu kommen, doch ihr Vater meint glasklar, dass dieses "Wechselmodell" für die Eltern okay sei, für seine Tochter jedoch nicht: "Wir haben jede Woche ein Kind daheim, Luna muss ständig wechseln."

Doch es gibt auch Eltern, die pendeln - das wird "Nestmodell" genannt, weil den Kindern eben ihr gewohntes Zuhause erhalten bleibt und die Eltern abwechselnd zuhause sind. Bei einem Hamburger Ex-Ehepaar ist das so, sie wohnen beide in anderen Stadtteilen. Die kleine Tochter versteht noch nicht, warum nicht ständig beide Eltern daheim sind, ihr etwas größerer Bruder begreift das schon - auch wenn er findet, dass "es am Schönsten wäre, wenn Mama und Papa immer beide daheim wären".

Die Autorin Rita Knobel-Ulrich (70, "Die Oma- und Opa-Feuerwehr") zeigt deutlich, dass es die Kinder sind, die jede Woche die Trennung ihrer Eltern wirklich schultern müssen. Das wird aus den größtenteils erstaunlich vernünftigen Äußerungen der Kinder deutlich, aber auch aus den Anmerkungen von Mitgliedern eines Hamburger Vereins mit dem schönen Namen "Löwenmütter". Er unterstützt Familien bei vielen Fragen und Entscheidungen rund um das Thema Trennung. Denn es geht in diesen Konstellationen nicht immer um das Kindeswohl, sondern leider oft auch um Geld für die Erziehung und Macht über die Kinder.

Die Kinder sind es, die für sich klären müssen, wer in einer neuen Familie nun Stiefschwester, Halbbruder, leiblicher Papa, echte Mama oder neuer Papa ist. Da werden dann schon mal kluge Fragen gestellt: Warum sich die Eltern denn nicht mehr lieb hätten, und was die andere Frau oder der andere Mann besser könnten. Der Film macht auch deutlich, dass sich Familien und ihre Aufgabenteilung rasant geändert haben, mitsamt den Rollen von Müttern und Vätern. Nur das veraltete Familienrecht, das engagierte Väter offensichtlich benachteiligt, ist noch dasselbe.

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