München/Berlin. Monika ist eine mittelgradige Depression - und zwar die des Musikers Mat. Nora Tschirner spielt die personifizierte psychische Erkrankung in der neuen TNT-Comedy-Serie “The Mopes“. Die Rolle ihres Lebens?

Der Patient wehre sich sehr gegen den Gedanken, eine Depression zu haben, erläutert "F32.1-2011/01", eine personifizierte Depression, gespielt von Nora Tschirner, bei einem Gespräch mit Vorgesetzten in der "Zentrale für psychische Erkrankungen".

"Wie lange brauchst du noch, und warum dauert das überhaupt so lange?", wird sie gefragt. Vielleicht liege das ja daran, dass es sich um einen Mann handele, so die Antwort.

Die Serie "The Mopes" (ab Dienstag bei TNT Comedy) hat eine absurde Ausgangslage. Feinfühlig und mit Humor behandelt die sogenannte Dramedy in sechs halbstündigen Folgen das sensible Thema psychische Erkrankungen. Die Krankheiten haben ein Gesicht und ihre ganz eigenen Probleme. Tschirners Figur wird im Verlauf Monika getauft. Sie hadert mit dem Leitspruch "Zu den Fällen ist Distanz zu wahren".

"Mangelnde Körperhygiene, Antriebslosigkeit, Libidoverlust, Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, Selbstzweifel, Gewichtsverlust, fehlende soziale Kontakte, Abkapselung, Stufe vier ist abgeschlossen", sagt Monika in der dritten Folge über ihren Fall. Der Fortschritt verlaufe planmäßig, aber die Einsicht, Hilfe zu benötigen, sei noch nicht eingetreten. "Genau genommen ist die Akzeptanz, eine Depression zu haben, auch noch nicht eingetreten."

Der Fall ist übrigens Mathew Benvenuti - genannt Mat - ein früherer Boyband-Star, der in Berlin lebt und gerade mit seiner Freundin zusammengezogen ist. Im Gegensatz zu seinen Mitmenschen kann er aus unerklärlichen Gründen seine Depression, die sich nachts plötzlich neben ihm ins Bett legt, leibhaftig sehen. Ist das eine Halluzination? Hat er zuviel gekifft? Gespielt wird Mat von dem niederländischen Schauspieler Roel Dirven.

In weiteren Rollen standen zum Beispiel Kathrin Angerer als Panikstörung und Matthias Matschke als Posttraumatische Belastungsstörung vor der Kamera. Idee und Drehbuch stammen von Ipek Zübert, Regie führte Christian Zübert.

Die Miniserie "The Mopes" ist die vierte fiktionale Eigenproduktion des kleinen Pay-TV-Senders TNT Comedy - nach der schwarzen Comedyserie "Arthurs Gesetz", der Mockumentary "Andere Eltern" und dem Projekt "Ausgebremst" mit Maria Furtwängler.

Tschirners Rollenname "F32.1-2011/01" spielt auf die noch bis 2022 aktuelle Klassifikation für Krankheiten und Diagnosen ICD-10 an (auf Englisch: International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems), das die Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgibt. Beim Diagnoseschlüssel F32.1 handelt es sich um eine Mittelgradige depressive Episode.

Man merkt: Die Serie bildet beiläufig und ist dennoch unterhaltend. Zum Verständnis des Serientitels: Übersetzt heißt "the mopes" am ehesten wohl sowas wie "die Trauerklöße" - und "to have the mopes" bedeutet in etwa "seinen Moralischen haben".

Hauptdarstellerin Tschirner (Weimar-"Tatort", "Keinohrhasen") machte in jüngster Zeit öffentlich, selbst Depressionen gehabt zu haben. Doch nicht nur das macht die Serie überzeugend. Ihr Talent für hintergründige Komik lässt Monika als die Rolle ihres Lebens erscheinen. Ein fieser, überheblich wirkender Depressionstyp - F32.2 - hat ein Auge auf Musiker Mat geworfen. Gelingt es Monika, die auf ihren Status bedacht ist, dass ihr Fall nicht an diese lebensgefährliche schwere Depression weitergeleitet wird?

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