Lüneburg. Matthias Brandt ist einer der erfolgreichsten deutschen Schauspieler. “Das Geheimnis des Totenwaldes“ war eine Herausforderung - mit einer Maske, die ihn um Jahre altern lässt in der Rolle des traurigen LKA-Chefs, dessen Schwester verschwunden ist.

Schwere Film-Kost mit Topbesetzung im Advent: Matthias Brandt hat die Hauptrolle als verzweifelter Hamburger LKA-Chef, dessen Schwester in Niedersachsen vermisst wird und dem die Hände gebunden sind.

Die Aufgabe im ARD-Dreiteiler "Das Geheimnis des Totenwaldes", der am Mittwoch (2. Dezember im Ersten) beginnt, war auch für den erfahrenen Schauspieler eine Herausforderung. "Die meisten Krimis beschäftigen sich nur mit den Tätern und den Ermittlern. In diesem Fall ist es anders, weil es um die Opfer geht", erzählt Brandt im Telefonat mit der Deutschen Presse-Agentur.

Und erklärt: "Die Rolle war schon deswegen besonders, weil ein Zeitraum von über dreißig Jahren erzählt wird. Ich glaube, in künstlerischen Berufen kann man nicht so trennen, man trägt das dann schon mit sich herum." Wichtig sei es aber, das abzuschließen, wenn die Arbeit vorbei ist: "Sonst hängt es einem nach."

Besonders die Verwandlung in den traurigen Polizisten Thomas Bethge, der über Jahrzehnte die Ermittler im benachbarten Bundesland immer wieder auf den Zusammenhang des Verschwindens seiner Schwester und die kurz zuvor begangenen Doppelmorde in der Göhrde bei Lüneburg aufmerksam macht. Vergeblich.

Im Konflikt mit seiner zerrissenen Familie - die Mutter versucht sich zweimal umzubringen, der Schwager wird als Mörder verdächtigt - und den vielen Versäumnissen der Kollegen, beschließt der hochrangige Kriminalist Jahre nach seiner Pensionierung, selbst zu ermitteln.

Die aufwendige Maske, die ihn um Jahre altern lässt und die täglich stundenlang in den frühen Morgenstunden mit Silikon akribisch angepasst werden musste, lässt nicht viel Mimik bei Brandt zu. Authentisch ist die Handlung, die sich an die wahre Geschichte des umtriebigen Hamburger Kriminalisten Wolfgang Sielaff anlehnt, in jeder Minute. Autor des packenden Dramas ist Stefan Kolditz.

Besonders düster wirken die vielen Rückblenden in die Zeit Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre: Es wird viel geraucht und viel geschwiegen - auch Brandt verkörpert den Typ Mann der Nachkriegsgeneration, der alles mit sich ausmacht und daran fast zerbricht. Besonders an den Pannen, Schlampereien und der ablehnenden Haltung der Kollegen und der Staatsanwaltschaft bei den mysteriösen Mordfällen.

Die bedrückende Thematik hat ihn beim Dreh zwischen August und November 2019 sehr beschäftigt. "Das ist keine leichte Kost, eine bedrückende Geschichte, aber ich wüsste nicht, wie man es anders hätte erzählen können", sagt der 59-Jährige. Die vielen engen Szenen - unter Vor-Corona-Bedingungen unter Regisseur Sven Bohse gedreht - erstaunen fast mit heutigem Blick. "Weil so viel passiert ist in diesem Jahr, kommt es einem länger her vor und der Kontrast ist stärker. Der Unterschied ist extrem, weil man in ein anderes, früheres Leben hineinschaut", findet der jüngste Sohn des früheren Kanzlers Willy Brandt.

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