Berlin. Das Thema: Magersucht bei jungen Mädchen - die Besetzung: prominent. Anja Kling, Oliver Mommsen und der Nachwuchsstar Lisa-Marie Koroll bilden das Hauptdarstellertrio im Sat.1-Familiendrama “Aus Haut und Knochen“.

Magersucht - auch als Anorexia nervosa bezeichnet - zählt zu den psychischen Krankheiten mit der höchsten Sterberate. Rund 15 Prozent der meist weiblichen Betroffenen sollen Schätzungen zufolge entweder an Unterernährung oder durch Selbstmord sterben.

Oft beginnen die typische gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers und die daraus resultierende Weigerung einer Gewichtszunahme im Teenageralter. Gründe dafür mögen im teils übersteigerten Schlankheitsideal unserer Zeit liegen - aber nicht zuletzt auch in Familienverhältnissen, die junge Menschen regelrecht erdrücken.

Dem ernsten Thema widmet Sat.1 sein Familiendrama "Aus Haut und Knochen" (Dienstag, 1. Dezember, um 20.15 Uhr). Dank eines intelligenten Drehbuchs (von Burkhardt Wunderlich), feinfühliger Regie (Christina Schiewe, "Lotta - und der Schöne Schein") und diskret wahrhaftig agierender Schauspieler ist eine TV-Geschichte entstanden, die das Verständnis für die Krankheit fördert, ohne dass sie deprimierend schwer daherkommt.

Im Anschluss an die Arbeit von Rowboat Film- und Fernsehproduktion (Köln) für Sat.1 berichtet der Sender im Magazin "akte.Spezial - Wenn Essen Angst macht" (22.20 Uhr) über wahre Fälle.

Doch auch Lisa-Marie Koroll, Hauptdarstellerin in "Aus Haut und Knochen", ist eine Betroffene. Die 22-jährige litt mit 16 unter Essstörungen, die sie 2017 im Buch "Lass Konfetti für dich regnen" öffentlich machte. "Mittlerweile habe ich so einen Abstand, dass es für mich keine Gefahr mehr ist", sagt der ehemalige Kinderstar ("Familie Dr. Kleist", "Bibi & Tina") aus Eisenach laut einer Mitteilung des Senders.

Im Film spielt sie - in entsprechenden Szenen mit Körperdouble - die 16-Jährige Lara, die nur 43 Kilo wiegt, sich dennoch widerwärtig fett vorkommt. Ihre liebevollen bürgerlichen Eltern täuscht sie unter anderem mit mehreren Schichten dicker Pullover und versteckten Essensresten hinter dem Schrank.

Mutter Susanne (Anja Kling, "Freud") und Vater Peter (Oliver Mommsen, Ex-"Tatort" Bremen) ignorieren erste Warnhinweise, die auf die Krankheit ihrer Tochter hinweisen. Erst, nachdem das Mädchen bei einem Sommerfest von einem Jungen in den Pool gestoßen und danach von seinen nassen Klamotten befreit wird, sieht man den abgemagerten Körper. Während die Mutter entsetzt reagiert, weigert sich Peter die Realitäten anzuerkennen. Doch es beginnt eine Leidenszeit, in der die Eltern immer wieder feststellen, wie sehr sie von ihrer Tochter hintergangen werden.

Die fürsorgliche Susanne sucht die Ursachen bei sich selbst. Überschreitet aber immer wieder Grenzen, indem sie etwa in Laras Sachen herumschnüffelt. Peter ist später bereit, einen Platz in einer Therapiegruppe für das widerstrebende Mädchen zu suchen. Am Ende steht die bittere Erkenntnis, dass die Eltern ihre Tochter selbst in die Krankheit gestoßen haben, bei der das Mädchen Souveränität und Selbstbewusstsein in der scheinbaren Beherrschung des eigenen Körpers anstrebte.

Dazu erklärt die bei alledem anrührend natürlich wirkende Koroll im Sat.1-Interview: "Mir ist es wichtig zu zeigen, was für einen Kampf betroffene Mädchen tagtäglich mit sich selbst führen und dass der größte Gegner eigentlich sie selbst sind."

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