Münster. Verleumdungen, Hetze und falsche Wahrheiten: Im neuen Fall (“Alles Lügen“) begeben sich der Ermittler Wilsberg und seine Freunde in die Welt der Fakes im World Wide Web. Und Overbeck wird eine Internet-Berühmtheit.

Bilder können lügen. Diese schmerzhafte Erfahrung muss Wilsbergs bester Kumpel Ekki (Oliver Korittke) in dieser sich um Cybermobbing, Internet-Hetze und Fake-News drehenden Folge der ZDF-Krimi-Serie "Wilsberg" (Samstag, 20.15 Uhr) gleich zu Anfang machen.

Eben noch scherzte er mit dem Münsteraner Buchantiquar und Privatermittler (Leonard Lansink) auf dem Wochenmarkt über ein Festmahl aus Kaviar und Champagner, schon wird der Finanzbeamte heftig von einem Mann attackiert, der sich durch den Fiskus in den Ruin getrieben sieht. Es kommt zur Rangelei - vor den gezückten Handys der Passanten. Ein Video, das den Eindruck erweckt, der sich nur zur Wehr setzende Ekki sei ein gewalttätiger Pöbler gegen die Schwachen der Gesellschaft, findet im Internet rasende Verbreitung.

Der Vorfall katapultiert den Privatdetektiv Wilsberg hinein in einen Fall, in dem es vor Verleumdungen und Kampagnen nur so wimmelt. Opfer werden dabei die, die es gut meinen. Das Böse dagegen lauert im Internet, wo ein Portal Verschwörungsideen und plumpe Erfindungen als vermeintliche Wahrheiten verkauft. Nach der Lüge ist es die Eifersucht, die in diesem doch eher simpel gestrickten Krimiplot (Buch: Sönke Lars Neuwöhner, Nathalia Geb; Regie: Hans Jörg Thurn) eine wichtige Rolle spielt.

Im Visier der Lügenkampagnen des Portals ist auch die Ärztin Britta Lüders (Brigitte Zeh) - Medizinerin mit Helfersyndrom, die Obdachlose bei sich wohnen lässt und Junkies beim Ausstieg aus der Sucht helfen will. Einer ihrer ehemaligen Patienten hat sich nun offenbar gegen sie gewandt. Er hat mit erfundenen wie boshaften Geschichten im Netz eine Kampagne gegen die Ärztin losgetreten, die längst zum Selbstläufer geworden zu sein scheint. Wilsberg lässt sich nicht lange bitten, der hübschen und sympathischen Ärztin zu helfen. Doch als er den Mann zur Rede stellen will, liegt dieser erschlagen auf seinem Schreibtisch.

Wilsberg auf Mörder- und Wahrheitssuche begegnet sodann einer Reihe von Verdächtigen: Da ist der jähzornige Obdachlose Paul Schlächter, der es nicht ertragen kann, wenn schlecht über die von ihm verehrte Ärztin geredet wird. Da ist aber auch der schmierige Initiator des Pseudo-Enthüllungsportals Beiderbeke (Andreas Pietschmann). Und haben eigentlich seine beiden Mitarbeiterinnen - die eine schlicht dämlich, die andere gewieft - etwas zu verbergen? Und wer zieht die Strippen im Hintergrund?

Das Thema Internethetze hat Potenzial. Doch die "Wilsberg"-Macher bleiben an der Oberfläche und skizzieren die Mechanismen eher schablonenhaft. So ist beispielsweise doch eher unglaubwürdig, dass den Figuren bei jedem Fehltritt gleich eine Horde Handyvideo-drehender Passanten auflauert, die ihre Bilder gleich in die Hände von "Beiderbeke News" spielen.

Verlässlich kann der Zuschauer auf den Unterhaltungswert der beliebten Krimi-Figuren setzen: Wie gewohnt macht sich vor allem der Polizist Overbeck (Roland Jankowsky) zum Narren - dieses Mal vor dem gesamten World Wide Web. In einer Mischung auf enttäuschtem Cop und Wutbürger gibt er den Influencer "Ovinator" und lässt sich von Likes und Klicks berauschen. Schlussendlich wird er gar eine geläuterte Fernsehberühmtheit: Der gebürtige Bielefelder Oliver Welke lädt den Münster-Ermittler in seine "heute-Show" - mit einem durchaus wahrhaftigen Auftritt. Doch bis es soweit ist, müssen Wilsberg und seine Freunde erst einmal einen Mörder entlarven.

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