Berlin. Der Traum vom ewigen digitalen Leben, ab wann entpuppt er sich als Alptraum? Um diese Frage dreht sich der Thriller “Exit“. Eine spannende, visuell eher blasse Reise in die Zukunft.

Schöne neue Welt: Im Tokio des Jahres 2047 sitzen vier deutsche Jungunternehmer im Hotel, um ihr Start-up-Unternehmen "Infinitalk" für viel Geld an einen Investor zu verkaufen.

Linus (Friedrich Mücke), seine Freundin Luca (Laura de Boer), ihr Partner Malik (Jan Krauter) und der Programmierer Bahl (Aram Tafreshian) haben eine Hologramm-Technologie entwickelt, mit der das Aussehen und auch alle Eigenschaften eines Menschen digitalisiert und für die Ewigkeit konserviert werden können.

Und so sitzt Linus zu Beginn am Bildschirm und unterhält sich mit seiner vor drei Jahren verstorbenen Mutter, die so lebensecht wirkt, als stände sie im selben Raum wie ihr Sohn. Richtig schön und furchtbar gruselig.

Wie wollen wir in der Zukunft leben? Diese Frage stellt sich der gut besetzte Science-Fiction-Thriller "Exit", der am Mittwoch (28.10.) um 20.15 Uhr im Ersten läuft. Es geht um den Traum vom ewigen digitalen Leben, der sich auch als Alptraum entpuppen kann. Der Film ist der erste in einer Reihe von geplanten "Near-Future"-Produktionen, die vom Südwestrundfunk (SWR) und dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) für das Erste realisiert werden sollen. Dabei geht es um die großen Fragen von Technik, Digitalisierung und künstlicher Intelligenz.

Aber trotz aller Zukunftsmusik und einiger optischer Gimmicks kann auch "Exit" nicht auf bewährte Krimi-Elemente verzichten. Der Investor Linden Li (David K.S. Tse) entpuppt sich als skrupelloser Schurke, der über Leichen geht. Nur die skeptische Luca mit ihrer weiblichen Intuition durchschaut diesen finsteren Typen. Ihre Partner drängen sie dennoch dazu, den Verkaufsvertrag endlich zu unterschreiben, aber Luca zögert, und auch Linus kommen erste Bedenken. Als Luca in der nächsten Nacht spurlos verschwindet, beginnt für Linus ein Alptraum, der ihn an die Grenze von Realität und Simulation führt.

Regisseur Sebastian Marka und sein Drehbuchautor Erol Yesilkaya haben, basierend auf der Kurzgeschichte "Nachspiel" von Simon Urban, einen ambitionierten Thriller inszeniert, der zunächst eher konventionell daherkommt, aber zum Ende hin noch einmal mit einer überraschenden Finte aufwarten kann.

Visuell bleibt "Exit" aber weitgehend blass: Der Film spielt fast ausschließlich in einem düsteren Hotel, immer wieder treffen sich die Protagonisten in endlosen Gängen vor meist verschlossenen Türen. Da sieht die Zukunft rein optisch trotz einiger hübscher Ideen noch ziemlich alt aus.

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