Berlin. Eine 40-jährige Frau empfindet ihr Leben als eintönig und festgefahren. Das ändert sich aber, als sie mit einer Freundin einen kurzen Wellness-Urlaub macht.

Annies (Bernadette Heerwagen) Alltag könnte aufregender sein. Einmal im Monat kommen Eltern und Schwiegereltern zu Kaffee und Kuchen vorbei, ihre Tochter Cora (Antonia Fulss) sitzt ständig zu Hause herum, und Ehemann Ralf (Thomas Loibl) drückt sich seit knapp drei Jahren um den Sex.

Das Leben der 40-Jährigen ist festgefahren, bekommt jedoch eine dramatische Wendung, als Annie mit ihrer besten Freundin Tine (Kathrin von Steinburg) einen kurzen Wellness-Urlaub unternimmt und den Reizen des Fitnesstrainers Raimund (Eugene Boateng) erliegt.

Wenn das ZDF an diesem Donnerstag um 20.15 Uhr die Komödie "Annie - kopfüber ins Leben" ausstrahlt, begeht die Protagonistin bereits zu Beginn einen Seitensprung. Unsympathisch macht sie das trotzdem nicht. Denn Annie steht zu ihrem Fehler und übernimmt die volle Verantwortung. Als sie ihrem Ehemann das Liebesabenteuer beichtet, reagiert er wütend; zumal er erfährt, dass Annie schwanger ist und das Kind behalten will. Während Ralf nach dieser Nachricht sofort auszieht, hält Cora überraschend zu ihrer Mutter. Mit dieser Versöhnung hören die Probleme aber nicht auf. Im Gegenteil: Als Raimund, der Vater des ungewollten Kindes, vor Annies Tür steht und sich schließlich einquartiert, geraten die Dinge außer Rand und Band.

Obwohl der Film als Komödie angelegt ist, fühlt er sich über weite Strecken wie ein Drama an. Für Komik sorgen allenfalls Annies Mutter und ihre Schwiegereltern, die sich angesichts der verwirrenden Situation zu zynischen Sprüchen hinreißen lassen. Ansonsten bleibt der Ton überwiegend ernst. Der Film wirft Fragen nach moralischem Verhalten auf und versucht, die Figuren so zu zeichnen, dass sie dem Ideal sehr nahekommen.

Insbesondere die Hauptfiguren werden als charakterstarke Persönlichkeiten eingeführt, die im Trubel der Verwicklungen Haltung zeigen. Indem Annie zu ihren Gefühlen steht, stets die Wahrheit sagt und sich für das Kind entscheidet, macht sie einen genauso integren Eindruck wie Raimund, der die Verantwortung nicht wegschiebt, sondern Unterstützung anbietet. Darsteller Eugene Boateng bezeichnet die Aufrichtigkeit seiner Figur als bewundernswert: "Er nimmt sich Zeit zur Reflektion und trifft seine Entscheidungen stets mit einem moralischen Kompass."

So lobenswert solche vorbildhaft handelnden Figuren in der realen Welt sind, für einen fiktionalen Film erweisen sie sich nicht gerade als Vorteil. Weil sie keine wirklichen Schwächen haben, wirken sie eindimensional und lassen sich nur schwer voneinander abgrenzen. Daran leidet nicht zuletzt die Handlung, der es sowohl an Spannung als auch an echten Konflikten fehlt. Und wenn sie doch aufkommen, werden sie umgehend glattgebügelt, um die Beteiligten nicht ins schlechte Licht zu rücken. Harmonie steht in diesem Film an oberster Stelle, weshalb er für die vertrackte Situation schließlich eine Lösung findet, mit der alle Beteiligten gut leben können.