Berlin. Zwischen Nostalgie und Lebenslügen: Bastian Pastewka, Fabian Busch und Hans Löw in einer Arte-Komödie über das Älterwerden.

Das Abi ist lange her, die Kontakte sind eingeschlafen, doch Jahrzehnte später treffen sich drei Schulfreunde, um Versäumtem nicht länger nachzutrauern. Ob das gelingen kann, will die Komödie "Der Sommer nach dem Abitur" zeigen, die am Freitag um 20.15 Uhr auf Arte zu sehen ist.

Madness steht auf ihren T-Shirts, es ist der Name ihrer Lieblingsband zu Schulzeiten Ende der 80er Jahre. Jetzt stehen die drei Jungs kurz vor der 50 und treffen sich, um den Konzertbesuch anzutreten, der mal direkt nach dem Abitur geplant war.

Der Pharmavertreter Alexander (Bastian Pastewka), der Ratgeberautor Ole (Fabian Busch) und der Lebenskünstler Paul (Hans Löw) machen sich also Jahrzehnte später in einem klapprigen Golf der ersten Generation auf den Weg. Doch die geplante vergnügliche Nostalgietour gerät zum Desaster, denn die drei Freunde von einst erkennen bald, dass sie einfach nicht mehr zusammenpassen.

Ole ist - wie von den anderen vermutet - doch kein Buddhist, sondern einfach ziemlich schüchtern, Alexander wirft ständig irgendwelche Pillen und die Essensreste anderer in sich hinein, und Paul hat zwar einen Schlag bei den Frauen, klaut ansonsten aber Geld und Auto. Er trifft auf seinen Sohn, von dem er nie etwas wissen wollte.

Regisseur Eoin Moore (52, "Polizeiruf 110") hat eine insgesamt nur mäßig unterhaltsame Tragikomödie über heftige Lebenslügen, verpasste Träume und herbe Existenzängste gedreht. Doch leider zünden hier die Gags nicht so recht, die Jungs von der Band sind auch nicht mehr dieselben, Frauen dienen hier allenfalls als Staffage. Die Schauspieler indes geben sich alle Mühe. In kleinen Nebenrollen glänzen Charly Hübner als schmieriger Filialleiter eines Discounters und Anneke Kim Sarnau als kühl-korrekte Apothekerin.

Nach der erfolgreichen schwarzen Komödie "Mutter muss weg" (2012) ist dies die zweite Zusammenarbeit zwischen Bastian Pastewka (die letzte Staffel "Pastewka" läuft derzeit bei Amazon) und dem Drehbuchautor Marc Terjung (54, "Danni Lowinski"). Doch zwischen beiden Filmen liegen Welten, denn "Der Sommer nach dem Abitur" bleibt weit hinter seinen Möglichkeiten zurück.

Die Idee zum Film mag ja noch ganz witzig sein, doch die drei Hauptfiguren treten viel zu schablonenhaft auf, die Handlung bleibt weitgehend ideenlos und der Erkenntnisgewinn für den Zuschauer hält sich in Grenzen. Immerhin stimmt die Musik, der Hit "Our House" der Gruppe Madness ist gleich mehrfach zu hören. Ihre Reise zum Konzert hätten die drei Jungs im Film übrigens direkt nach dem Abitur, also um 1989 herum, gar nicht machen können. Denn ihre Lieblingsband hatte sich zu jener Zeit bereits aufgelöst und fand erst 1992 neu zusammen.