Berlin. Das Fernsehprogramm steht in dieser Woche stark im Zeichen des Auschwitz-Gedenktages. 3sat zeigt die Verfilmung des bekanntesten Tagebuchs der Welt - konsequent aus der Sicht eines Teenagers.

Anne Franks Tagebuch gehört zu den Büchern, die man unbedingt gelesen haben sollte - gerade angesichts des Erstarkens von rechtem Populismus in Europa.

Eindringlich beschreibt das jüdische Mädchen, wie es in einem Versteck in Amsterdam den Zweiten Weltkrieg und die Schreckensherrschaft der Nazis erlebt. Viele Male wurde das Schicksal ihrer Familie verfilmt. Als erster deutscher Regisseur hat Hans Steinbichler die Geschichte 2016 ins Kino gebracht. 3sat strahlt "Das Tagebuch der Anne Frank" an diesem Dienstag um 20.15 Uhr aus.

Das Drama spielt zwischen 1942 und 1944, als die Franks untertauchten und schließlich verraten und deportiert wurden. Es ist konsequent aus Annes Sicht erzählt. Dadurch wird noch viel offenkundiger, wie absurd und unmenschlich der Naziterror und vor allem die Verfolgung der Juden war. Denn was unterschied Anne und ihre Freunde von den anderen Jugendlichen? Nichts.

Mit Lea von Acken in der Hauptrolle ist dem Münchner Filmemacher ein anrührendes, packendes Porträt eines mutigen Mädchens gelungen, das bis zuletzt an seine Stärke glaubt und dessen Hoffnungen auf eine gute Zukunft so grausam vernichtet werden. Was Anne zwischen 13 und 15 Jahren im Trotz der Pubertät in ihr Tagebuch schreibt, ist auch mehr als 70 Jahre nach ihrem Tod im KZ Bergen-Belsen Anfang 1945 immer noch aktuell. Das macht den vom Anne Frank Fonds in Basel geförderten Film nachvollziehbar für Jugendliche heute. Anne ist keine unnahbare Ikone, sondern ein normaler Teenager zwischen Freude und Traurigkeit, der gegen Eltern rebelliert, albern ist, schwärmt, träumt und sich trotz aller Widrigkeiten die Zukunft ausmalt.

Der Film beginnt 1942, als alles noch in Ordnung ist - weitgehend. Die Franks haben ihre alte Heimat Frankfurt am Main wegen zunehmender Repressalien verlassen, aber in Amsterdam fühlen sie sich recht wohl. Anne - Spitzname Quecksilber - feiert ihren 13. Geburtstag fröhlich mit vielen Freundinnen. Doch die Stimmung kippt langsam. Alle müssen gelbe Judensterne tragen und die Anfeindungen nehmen zu. Gerüchte von Arbeits- und Todeslagern machen die Runde. Als Annes 16-jährige Schwester Margot zum Arbeitsdienst einberufen werden soll, taucht die Familie ab. Nur wenige Menschen wissen, dass sie sich in den oberen Stockwerken eines Hinterhauses verbergen und dort tagsüber auf Zehenspitzen umherschleichen, um sich nicht zu verraten.

Hier fängt Steinbichlers Film erst so richtig an. Bis zum Schluss gibt es kaum Bilder von draußen. Acht Leute finden am Ende in den verschachtelten Räumen Unterschlupf - ein beklemmendes Kammerspiel.

Trotz aller Ängste und Einschränkungen ist es eine Atmosphäre, in der eine bescheidene Hoffnung gedeihen kann. "Ich höre den anrollenden Donner immer lauter, der auch uns töten wird, ich fühle das Leid von Millionen Menschen mit. Und doch, wenn ich zum Himmel schaue, denke ich, dass sich alles wieder zum Guten wenden wird", notiert die mittlerweile 15-Jährige am 15. Juli 1944 in ihr Tagebuch. Am 21. Juli wagt sie die schüchterne Hoffnung, dank der Alliierten im Oktober vielleicht wieder in die Schule gehen zu können.

In diese Traumwelt platzt dann aber doch eines Tages unerwartet das Grauen: der Verrat, die Gestapo-Männer, die mit Gewehren die Hinterhaus-Bewohner abführen. Ein Schock, auch für den Zuschauer, hatte er sich doch im Laufe des Films der leisen Hoffnung nicht erwehren können, dass für dieses lebensfrohe, mutige Mädchen und ihre Familie vielleicht doch alles noch gut ausgehe. Es kam anders.