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Moderatorin Inka Schneider: „Ich liebe das rote Sofa!“

| Lesedauer: 8 Minuten
Alexander Josefowicz
Die 48-jährige Inka Schneider moderiert sei elf Jahren vom roten Sofa aus „DAS!“

Die 48-jährige Inka Schneider moderiert sei elf Jahren vom roten Sofa aus „DAS!“

Foto: NDR/Klaus Westermann

Nur prominent reicht nicht: „DAS!" feiert die 8000. Ausgabe, Inka Schneider hat 1500-mal moderiert. Ihr Wunschgast: Eine schrille Fürstin.

Inka Schneider sitzt seit fast einem Dutzend Jahren als Gastgeberin auf dem roten Sofa, das längst zum Markenzeichen des NDR-Vorabendmagazins „DAS!“ geworden ist. Die ehemalige Auslandskorrespondentin der ARD moderiert darüber hinaus das NDR-Medienmagazin „Zapp“.

Hamburger Abendblatt: Wissen Sie noch, wie viele „DAS!“-Sendungen Sie inzwischen moderiert haben?

Inka Schneider: Ich führe keine Strichliste, aber es müssten knapp 1500 Sendungen sein. Zwölf Jahre mit etwa 120 Sendungen pro Jahr, da kommt was zusammen!

Seit 2004 moderieren Sie „DAS!“. Wie viel Routine stellt sich in zwölf Jahren ein?

Schneider : Das Spannende an „DAS!“ – es gibt keine Routine! Jeder Gast ist anders und damit auch jede Sendung. Selbst wenn einer schon einmal bei mir auf der Couch war – was bei so vielen prominenten Gästen über die Jahre natürlich vorkommt –, sind Gespräch und Stimmung beim zweiten oder dritten Mal ganz anders. Es passiert ja immer so viel, also gibt es auch viel Neues, über das man reden kann. Oft sind auch ge­rade das die besonders schönen Ge­spräche, weil man sich schon kennt und bereits beschnuppert hat und die Gäste wissen, was sie erwartet. Sie dürfen ja nicht vergessen: Auch Prominente sind aufgeregt in der Live-Situation. Je wohler sich ein Gast fühlt, desto eher lässt er sich fallen und öffnet sein Näh­Zkästchen. Wir entwickeln uns auch weiter.

Inwiefern?

Schneider : Ich habe gerade mit Kollegen ein neues Format entworfen. „DAS! privat – der Gegenbesuch“. Die Idee ist entstanden, als unlängst Spitzenköchin Lea Linster bei mir zu Gast war. Wir haben uns super verstanden, viel gelacht und sogar Telefonnummern ausgetauscht, was durchaus ab und an passiert. Am Ende der Sendung sagte sie: Kommt doch mal zu mir! Gesagt, getan, wir waren da. Und der Titel hat eingelöst, was er verspricht, es wurde sehr privat. Das Ergebnis können Sie am 26. September um 17.30 Uhr im NDR Fernsehen sehen. Quasi ein Jubiläumsgeschenk!

Stellen sich inzwischen Heimatgefühle ein, wenn Sie auf dem roten Sofa sitzen? Oder ist das für Sie nur ein profanes Arbeitsmittel?

Schneider : Ich liebe das rote Sofa! Es ist zwar unbequem, hart gepolstert und mit einer sehr steilen Rückenlehne, nix zum gemütlich Fläzen, aber das hat den Vorteil, dass wir gerade sitzen und eine bessere Figur machen. Und wenn man mal überlegt, wer darauf schon alles gesessen hat! Irgendwie spürt man das. Das rote Sofa hat eine ganz besondere Aura – und natürlich längst Kultstatus. Ich bin sehr glücklich, dass ich so oft darauf sitzen darf!

Wie bereiten Sie sich auf die Gäste vor?

Schneider : Wir haben eine hervorragende Gästeredaktion und Gästeautoren. Die telefonieren im Vorfeld ausgiebig mit den Gästen, reden über ihre Karriere, schöne und weniger schöne Momente im Leben, Herausforderungen, Hobbys, aber auch über Tabus. Nicht jeder Gast will alles von sich erzählen, Privates soll nicht immer ausführlich thematisiert werden, das wird vermerkt und von uns Moderatoren respektiert. Ganz wichtig ist für uns, dass uns die Gäste vertrauen und sich bei uns aufgehoben und wohlfühlen, wir wollen niemanden entlarven. Wir wollen – stellvertretend für den Zuschauer – einen Menschen kennenlernen und die Zuschauer unterhalten. Die Vorgespräche spielen dafür eine ganz wichtige Rolle.

Wie geht es dann weiter?

Schneider : Wir Moderatoren bekommen ein Dossier dieser Telefoninterviews, außerdem das ganze Pressematerial und die Bücher, Filme und eventuell CDs der Gäste. Das ackern wir vor dem Sendetag durch. Am Sendetag selbst kommen wir um 12 Uhr zur ersten Sendekonferenz, in der der Ablauf besprochen wird. Was ist aktuell passiert, welche Beiträge senden wir, welche Szenen aus dem Leben der Gäste, überraschen wir den Gast mit einer Grußbotschaft oder mit einer Aktion? Mit diesen Sendebausteinen ziehen wir uns zurück ins Moderatorenzimmer, schauen uns alle Beiträge an und überlegen uns Fragen und Übergänge. Gegen 16.30 Uhr gehen wir ins Kostüm, überlegen, was wir anziehen, und lassen uns in der Maske hübsch machen. Das dauert etwa eine Stunde. Danach geht’s zurück an den Schreibtisch und um 18.30 Uhr ins Studio. Dort treffen wir zum ersten Mal unsere Gäste, die bis dahin von der Redaktion betreut werden. Kurzes Kennenlernen, Warmwerden, ein letztes Mal Abpudern und Achtung! Rotlicht! Aufgeregt bin ich nicht mehr, kein Herzklopfen, aber ich bin gespannt wie ein Flitzebogen. Und freu mich wirklich jedes Mal aufs Neue auf das Gespräch.

Schlägt die „DAS!“-Redaktion selbst Gäste vor oder treten Agenturen an die Redaktion heran? Und welchen Einfluss haben Sie auf die Auswahl?

Schneider : Einmal in der Woche haben wir eine Gästekonferenz. Da kann jeder – vom Praktikanten bis zum Moderator – Gästevorschläge machen. Wenn die Mehrheit den Gast und sein Thema interessant findet, laden wir ihn ein. Mein letzter erfolgreicher Vorschlag war Musikerlegende Klaus Doldinger. Er war vergangene Woche da und hat sehr spannend über die Anfänge des Jazz in Deutschland erzählt, über seinen in den 70er-Jahren noch völlig unbekannten Schlagzeuger Udo Lindenberg und über seine große Liebe Inge, die er auf einem seiner Konzerte angesprochen hat und mit der er seit 50 Jahren verheiratet ist. Nach solchen Gesprächen gehe ich sehr erfüllt nach Hause und empfinde es als großes Privileg, solch wunderbaren Menschen erleben und mich mit ihm unterhalten zu dürfen. Ein Geschenk!

Welche Gäste sind Ihnen die liebsten?

Schneider : Ich mag besonders die Gäste, die eine Leidenschaft haben, ein Thema, für das sie brennen, eine besondere Geschichte. Nur prominent reicht nicht. Im Gegenteil, oftmals entpuppen sich gerade die Unbekannten als wahre Perlen, auch weil sie nicht schon so auserzählt sind. Überraschungen – davon lebt das gute Gespräch. Und davon, dass man sich einlässt. Zuhört. Und sich aus den Antworten Fragen ergeben. Natürlich überlege ich mir viele Themen vorher und schreibe sie mir auch auf, aber wenn das Gespräch gut läuft – und das merke ich ganz früh – brauche ich die Karten gar nicht.

Und wer fehlt Ihnen noch auf Ihrer persönlichen „DAS!“-Gästeliste?

Schneider : Da gibt es einige. Allen voran Gloria von Thurn und Taxis! Sie hat mir schon als Jugendliche imponiert mit ihrer unkonventionellen Art und ihren wild gestylten Haaren. Und auch wie sie sich nach dem Tod ihres Mannes in das Unternehmen reingefuchst hat. Sie hat ein Faible für Paris, interessiert sich für Kunst. Eine vielschichtige, kluge Frau. Das mag ich. Gloria von Thurn und Taxis war auch zu Gast bei „DAS!“ – aber leider bei Hinnerk Baumgarten in der Sendung. Auch das kommt vor. Jetzt sitze ich die Wartezeit einfach aus.

Sie moderieren neben „DAS!“ auch das investigative Medienmagazin „Zapp“. Wie leicht fällt Ihnen der Spagat zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Formaten?

Schneider : Ich empfinde das nicht als Spagat. Beides sind journalistische Formate, nur mit anderen, sehr unterschiedlichen Themen. Und gerade das ist reizvoll. Außerdem darf ich zwei Seiten meiner Persönlichkeit ausspielen. Bei „Zapp“ als meinungsstarke Moderatorin, bei „DAS!“ als einfühlsame Gastgeberin. Ich bin sehr froh, dass ich beide Sendungen moderiere. Und jedes Mal dazulerne. Denn das ist ja das Wunderbare an meinem Beruf – ich bekomme ganz viel zurück!

„Best of DAS!“, Sa 16.45 Uhr, NDR,
„DAS!“, täglich, 18.45 Uhr, NDR

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