Lars Beckers Fernsehfilm “Trau niemals deiner Frau“ ist eine Krimikomödie mit genau gesetzten Pointen. Heute ist sie im ZDF zu sehen.

Von außen betrachtet wirkt Niklas Siegl wie ein Glückspilz. Der Juwelier lebt in einem feudalen Haus in einem feinen Viertel von Wien, er ist mit einer mindestens 20 Jahre jüngeren attraktiven Frau verheiratet, in sein edles Geschäft fährt er mit einem großen Range Rover. Innen sieht es jedoch etwas anders aus. Der Weinkeller in der Villa ist leer, die Kunden bleiben weg, dafür ist der Gerichtsvollzieher ein häufiger, wenn auch nicht gern gesehener Gast in Siegls Preziosen-Palast. "Bitte nicht die Juwelen", fleht Siegl den sauertöpfischen Beamten an, und der gibt sich fürs Erste mit der Pfändung des teuren Geländewagens zufrieden.

Auch bei Siegls Frau Carolin läuft es nicht gerade ideal. In ihrer schnieken Mode-Boutique taucht ein Mann auf, den sie schon lange aus ihrem Leben gestrichen hat. Timo, gerade aus dem Gefängnis entlassen, war mal der Partner der hübschen Neu-Wienerin mit einer nicht ganz astreinen Vergangenheit. Jetzt möchte er sein Leben mit der früheren Komplizin fortsetzen. Allerdings ist er pleite. Carolin möchte ihn so schnell wie möglich loswerden, aber über das Geld, um sich von ihm freizukaufen, verfügt sie auch nicht.

"Trau niemals deiner Frau" heißt die Krimi-Komödie, die Lars Becker inszeniert hat - und das abseits seiner Hamburger Heimat und auch, ohne dass er das Drehbuch zu diesem TV-Film geschrieben hat. Ein bisschen Hamburg gibt es dennoch: Carolin (Lisa Maria Potthoff) und Timo (Fritz Karl) kommen beide aus der Hansestadt, waren dort Bonnie & Clyde an der Elbe und haben sich jeder für sich nach Österreich abgesetzt.

Becker, erfolgreicher Autor und Regisseur der "Nachtschicht", kennt sich sowohl im Genre des Krimis als auch in der Komödie aus. Seine Provinz-Posse "Das Gelbe vom Ei" zählt immer noch zum witzigsten, was es an deutscher Fernsehunterhaltung seit Jahren gegeben hat. Auch wenn er in Wien drehen musste, wo er sich bei Weitem nicht so gut auskennt wie in Hamburg, konnte er zumindest ein paar Schauspieler begrüßen, die zu seiner "Familie" dazugehören. Fritz Karl hat zuletzt bei allen wichtigen Becker-Produktionen mitgespielt, Lisa Maria Potthoff war in "Nachtschicht: Das tote Mädchen" vor zwei Jahren dabei.

Das Drehbuch zu "Trau niemals deiner Frau" hat Detlef Michel geschrieben. Der Titel verkürzt den Plot jedoch. Nicht nur der Juwelier traut seiner sich zunehmend merkwürdig verhaltenden Frau nicht mehr. Die Story entwickelt sich zu einem wahren Potpourri der Pleitiers, in dem jeder den anderen übers Ohr zu hauen versucht. Wer Vertrauen zeigt, hat verloren. Denn zum Trio Niklas, Carolin und Timo gesellen sich noch die Brüder Ettmayer hinzu: der eine ein Privatdetektiv ohne Büro, dem Tisch und Stühle im Wortsinn unter dem Hintern gepfändet worden sind, der andere ein verschuldeter Kriminalkommissar, sein Hauptlaster: die Frauen.

Auch Niklas Siegls Nachbarin und Versicherungsagentin stößt später zu diesem Reigen der Abgebrannten hinzu. Geld brauchen alle, die Idee dazu liefert der Juwelier. Warum nicht seine Frau entführen und dann als Lösegeld den Juwelenladen ausrauben? Er kassiert die Versicherungsprämie und allen ist geholfen. Doch der Plan entwickelt eine Eigendynamik, an der die Ettmayers nicht ganz unschuldig sind.

Lars Becker inszeniert diese Geschichte als ein Spiel mit immer neuen Wendungen. Dabei entwickelt er viel Sympathie für seine Figuren. Jede von ihnen hat etwas auf dem Kerbholz, aber jede besitzt auch ihren eigenen Charme. Becker zeigt sich in dieser Auftragsarbeit wieder als exzellenter Handwerker mit tadellosem Rhythmusgefühl und genau gesetzten Pointen.

Aus der Schauspielerriege ragt Harald Krassnitzer heraus, den Fernsehzuschauer vor allem als Wiener "Tatort"-Kommissar und als "Winzerkönig" kennen. Krassnitzer spielt den Juwelier anfangs als leicht vertrottelten Gesellen. Doch hinter seiner Fellmütze mit den wehenden Ohren und seinem leicht naiv wirkenden Plauderton steckt ein blitzgescheiter Kopf, der die Puppen tanzen lässt.

"Trau niemals deiner Frau" ist eine amüsante Kriminalkomödie, die ohne moralischen Zeigefinger auskommt. Erpressung und Überfall wirken hier wie Kavaliersdelikte, richtige Schurken gibt es nicht. Bezahlen muss am Ende die Versicherung. Und die Moral von der Geschichte: Ein Glückspilz bleibt ein Glückspilz.

"Trau niemals deiner Frau" heute, 20.15, ZDF