Die Rede ist von fünf bis sechs Sendungen an zur allerbesten Sendezeit. Doch vor 2013 wird sich wegen Gottschalks RTL-Vertrag nichts tun.

Hamburg. Am Ende gab es nur Verlierer: Als die ARD Anfang Juni "Gottschalk live" absetzte, musste sie sich den Vorwurf gefallen lassen, einen der größten deutschen Entertainer schnöde abserviert zu haben. Thomas Gottschalk selbst hatte unter Beweis gestellt, dass er die miesen Vorabend-Quoten des Ersten noch unterbieten kann. Und die Produktionsgesellschaft Grundy Light Entertainment hatte auf eindrucksvolle Weise gezeigt, dass sie mit einem Vorabend-Talk gänzlich überfordert ist. Alle Beteiligten haben also etwas wieder gutzumachen.

Vor diesem Hintergrund machen die Gespräche Sinn, die der WDR, der bei der Produktion des Vorabend-Talks federführend war, derzeit mit Gottschalk führt. Dessen Moderationsvertrag mit der ARD besitzt nach wie vor Gültigkeit. Dort ist festgeschrieben, dass er neben "Gottschalk live" zusätzlich für das Erste weitere Galas und Events moderieren könnte. Einen Rechtsanspruch auf diese Sendungen soll das Erste aber nicht haben. Mit der Moderation von "Gottschalk live" habe der Entertainer seine vertraglichen Pflichten gegenüber der ARD erfüllt, heißt es in Senderkreisen.

Erschwerend kommt für das Erste hinzu, dass Gottschalk sich derzeit als Jurymitglied beim Wettbewerber RTL verlustiert. Zwar hatte die ARD mit ihm für das Jahr 2012 eine Exklusivvereinbarung geschlossen. Doch die war nicht Bestandteil des Moderations-, sondern des Produktionsvertrags. Letzteren hat das Erste bekanntlich von sich aus gekündigt. Und da ARD-Programmdirektor Volker Herres es sich nicht vorstellen kann, dass Gottschalk im Ersten vor die Kamera tritt und ein paar Tage später bei der Konkurrenz die Darbietungen von Handfurzern, Wolfgang-Petry-Imitatoren und Pornostars begutachtet, wird es wohl vor 2013 zu einem neuen ARD-Engagement des Moderators nicht kommen.

Extrem unwahrscheinlich ist zudem, dass ein solches Engagement auf Basis von Gottschalks altem Moderationsvertrag zustande kommt. Finanziell wäre das für ihn höchst unattraktiv. Deshalb soll derzeit über ein komplett neues Format mit dem Entertainer gesprochen. Dem Vernehmen nach soll es zur besten Sendezeit laufen und fünf bis sechs Sendungen umfassen - und natürlich extra vergütet werden.

Die Chancen stehen gar nicht so schlecht, dass Sender und Moderator sich einigen: Zwar ist Gottschalks Zorn darüber, wie er im Frühjahr von der ARD abserviert wurde, noch nicht gänzlich verraucht. Doch in seinem Umfeld heißt es, das Harmoniebedürfnis des Entertainers spreche für ein erneutes Engagement bei der ARD.