Thomas Kausch, Moderator von “Fakt“, soll im NDR-Fernsehen ab 6. Juni die neuen, umstrittenen Regionalnachrichten moderieren.

Hamburg. Die Karriere des Thomas Kausch erreichte am 4. September 2005 ihren Höhepunkt. Da saß er neben Sabine Christiansen (ARD), Maybrit Illner (ZDF) und Peter Kloeppel (RTL) beim TV-Duell der Spitzenkandidaten und durfte Gerhard Schröder und seiner Herausforderin Angela Merkel Fragen stellen. Kausch war damals Nachrichtenchef und Anchorman von Sat.1. Er war ein Jahr zuvor vom ZDF gekommen. Der damalige Sat.1-Geschäftsführer Roger Schawinski hielt viel von ihm. Und die Kritiker ebenso.

Dennoch musste Kausch bereits im Juli 2007 gehen. Sein Sender war zwischenzeitlich verkauft worden. Die neuen Besitzer von Sat.1, die Finanzinvestoren Permira und KKR, hielten selbst produzierte Nachrichten nicht für erforderlich. Sie bedienten sich stattdessen beim Nachrichtensender N24.

Kausch kehrte nach seiner Entlassung zu den Öffentlich-Rechtlichen zurück. Er führte durch die gesellschaftspolitischen Themenabende von Arte. Und seit 2008 ist er Moderator von "Fakt", dem politischen Magazin im Ersten, das der MDR verantwortet. Es ist unwahrscheinlich, dass ihn diese Tätigkeit auslastet, denn "Fakt" läuft nur alle drei Wochen.

So überrascht es nicht, dass der Westfale demnächst noch eine weitere Aufgabe übernimmt. Nach Informationen des Abendblatts wird er einer von zwei Moderatoren von "NDR aktuell", den neuen Regionalnachrichten, die ab 6. Juni täglich um 21.45 Uhr im NDR Fernsehen laufen.

Erstaunlich an der Personalie ist, dass es dem NDR gelungen ist, einen Hochkaräter wie Kausch zu verpflichten, der auch als Auslandsreporter arbeitete und aus New York sowie aus Krisengebieten berichtete. Der Sender will sich bis Donnerstag, dann stellt er "NDR aktuell" offiziell vor, nicht zu den Moderatoren seiner Regionalnachrichten äußern. Die Sendung selbst ist NDR-intern umstritten: Sie sprengt das Sendeschema des NDR Fernsehens. Formate wie "Extra 3", "Panorama - Die Reporter", "Menschen und Schlagzeilen", der "Tatort" oder "Die Reportage" benötigen neue Sendeplätze.

Als problematisch gilt auch, dass die Änderung des Sendeschemas erst Anfang Juni erfolgt. Die Zuschauer, so senderinterne Kritiker, hätten keine Möglichkeit, sich an die neuen Sendeplätze zu gewöhnen. Denn nur wenige Wochen später verabschiedeten sich viele der betroffenen Sendungen in die Sommerpause. Deshalb sei ein massiver Quotenrückgang zu befürchten.

Unverständlich findet mancher im NDR auch, dass die Regionalnachrichten aus Hannover kommen, obwohl die geballte Nachrichtenkompetenz des Senders in Hamburg gebündelt ist. Intendant Lutz Marmor sagt aber, er habe bewusst eine standortpolitische Entscheidung getroffen. Schließlich habe Niedersachsen als größtes Land der Vier-Länder-Anstalt NDR ein Anrecht darauf, dass ein Teil des Programms auch innerhalb seiner Landesgrenzen produziert wird.

Und schließlich ist da noch das Konzept: Ist das Sendegebiet des NDR nicht viel zu groß für eine gemeinsame Regionalsendung? Interessiert es Zuschauer in Osnabrück, wenn auf Usedom eine Scheune brennt?

Angesichts dieser nicht eben optimalen Startbedingungen ist die Wahl des richtigen Moderators umso wichtiger. Mit dem 48 Jahre alten Wahl-Berliner Kausch, der vergangenes Jahr zum einjährigen Amtsjubiläum von Barack Obama mit "Dear Americans" ein politisches Reisebuch durch das neue Amerika veröffentlichte, dürfte der NDR nichts falsch gemacht haben. Spannend ist nun noch, wer sein Komoderator wird. Fest steht, dass es sich dabei um eine Frau handelt. Sie soll sich mit Kausch im Wechsel die Moderation von "NDR aktuell" teilen.