Thoma verrät, was er mit seinem Programm Volks.TV vorhat, das auch auf Hamburg 1 laufen wird: “Die Wirklichkeit von Social Media abbilden“.

Hamburg. So wie jetzt dürfte sich Helmut Thoma zuletzt vor knappen 30 Jahren gefühlt haben. Damals bereitete er als RTL-Chef sich und sein Team auf den Start des Privatfernsehens in Deutschland vor. Und nun sind wieder Pionierzeiten für den mittlerweile 72 Jahre alten TV-Manager. Mitte oder Ende April wird sein TV-Programm Volks.TV auf den Frequenzen von fünf Metropolensendern auf Sendung gehen. Einer von ihnen ist Hamburg 1, in dessen kleinem Konferenzraum Thoma gerade zusammen mit Senderchef Michael Schmidt sitzt.

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Volks.TV soll hinter den RTL-Sendern und der ProSieben Sat.1 Media AG die dritte Kraft im deutschen Privatfernsehen werden. Zum Sendestart wird Thomas Programm nur vier bis acht Stunden am Tag zu sehen sein. Im Herbst, voraussichtlich September, soll Volks.TV dann 16 Stunden täglich laufen. Der sanfte Einstieg ist offenbar dem Umstand geschuldet, dass Thoma noch nicht alle Geldgeber für sein Projekt beisammenhat.

Von den 31 Millionen Euro, die er benötigt, hat er bisher 15 bis 16 Millionen eingesammelt. Eine Wagniskapitalgesellschaft hat ebenso Geld zur Verfügung gestellt wie eine Produktionsfirma. Auch andere potenzielle Investoren seien prinzipiell interessiert, hätten aber Schwierigkeiten, sich unter dem Projekt etwas Konkretes vorzustellen. Das dürfte sich spätestens ab Ende April ändern. Volks.TV soll sich vorallem an 14- bis 29-Jährige richten. "Die Jugend ist unsere Chance", sagt Helmut Thoma. Die bereits existierenden Sender würden junge Leute nämlich nicht ansprechen. ARD und ZDF sowieso nicht, bei RTL sei der durchschnittliche Zuschauer schon 45 Jahre alt, und selbst beim jüngsten Privatsender ProSieben habe das Publikum im Schnitt das 39. Lebensjahr bereits vollendet. Volks.TV will für seine junge Zielgruppe "die ganze Wirklichkeit von SocialMedia" abbilden, wie Thoma das nennt. Der Zuschauer solle sich stets beteiligen können. Als Beispiel nennt er eine interaktive Castingshow, die man über einen YouTube-Channel veranstalten könne. Denkbar seien auch Videokonferenzen, an denen sich die Zuschauer über die Facetime-Funktion des iPhones beteiligen würden.

Und überhaupt, fügt Hamburg-1-Chef Michael Schmidt hinzu, sei Social Media für seinen Sender ja nichts Neues: Von 1995 bis 2000 sei "Dieter live" das erfolgreichste Format seines Kanals gewesen. In dieser Sendung zeigte ein Moderator, der entfernte Ähnlichkeit mit Dieter Bohlen hatte, Musikvideos und telefonierte mit Zuschauern.

Thoma hat im Internet-TV einen Schweizer Sender ausgemacht, "in dem die Vernetzung mit Social Media bereits sehr intensiv betrieben wird". Als Vorbild für Volks.TV will er diesen Kanal aber nicht verstanden wissen. In seinem Programm kann er sich durchaus auch andere Elemente vorstellen. Serien zum Beispiel. Filme eher nicht, die seien zu teuer. Aber auch Spielshows im Stil von "Der Preis ist heiß" oder dem "Glücksrad", die aber auch immer interaktive Elemente haben müssten, mit denen man den Zuschauer einbeziehen könne. Vorstellbar sei auch ein Studio in Berlin für politische Berichterstattung. Spiegel TV, mit denen er aber noch nicht gesprochen habe, sei da ein möglicher Kooperationspartner. Das dürfte man auf der Ericusspitze, wo man derzeit um jeden Auftrag kämpft, mit Interesse zur Kenntnis nehmen. Für Thoma ist aber auch "Bild.de" ein möglicher Partner.

Mit dem Vorsitzenden des Hamburger Presseclubs Klaus Ebert ist übrigens ein alter Bekannter von Thoma neu an Bord: Er machte den Hamburger einst zum Chef von RTL Nord. Nun hält Ebert Anteile an Volks.TV und soll sich um dessen Programm kümmern.