Hamburg. Luna ist 16 Jahre alt und produziert im Rahmen eines Schulprojekts einen Podcast für Hamburgs Erstwähler. Darin stellt sie zehn Parteien vor, die sich zur Bürgerschaftswahl am 23. Februar aufstellen. Die erste Folge von „Meine erste Wahl“ wurde am 28. Januar bei Spotify und iTunes veröffentlicht. Die "Schüler machen Zeitung"-Jugendredaktion hat Luna getroffen.
Hamburger Abendblatt: Du machst einen Podcast für Erstwähler. Was ist das Besondere daran?
Luna: Ich versuche, die Parteien neutral vorzustellen. Es geht darum, andere Erstwähler zu erreichen. Im Gespräch mit Mitschülern oder Freunden habe ich oft gemerkt, dass viele zwar eine Idee haben, wofür die Parteien stehen, sich aber nicht wirklich für Politik interessieren. Der Aufwand, sich alle Parteien mal gründlich anzuschauen, ist für viele einfach viel zu groß. Deshalb habe ich versucht, das Informative auf die Interessen der Erstwähler herunterzubrechen.
Und wie baust du den Podcast dann auf?
Pro Folge spreche ich mit einer Partei. Die Interviews dauern meist zwischen 30 und 40 Minuten. Es wird immer auch eine gekürzte Version veröffentlicht, die zwischen fünf und zehn Minuten lang ist. In denen gibt es auf die Fragen die kompakten Antworten. Aber es wird auch die lange Version für die Hörer veröffentlicht, die am vollen Gespräch interessiert sind. Ich stelle zwölf Standard-Fragen.
Teilweise gibt es aber auch Fragen zu bestimmten Themen, die mir im Wahlprogramm besonders aufgefallen sind. Die spreche ich gesondert an, weil sie für Erstwähler interessant sind – zum Beispiel, wenn andere Parteien das nicht in ihrem Wahlprogramm haben. Am Anfang jeder Folge beginne ich mit dem Thema Klimapolitik. Unter anderem frage ich, wie mit den Streikenden von „Fridays for Future“ umgegangen werden soll. Das betrifft ja viele Erstwähler. Dann geht es mit den Themen Infrastruktur, Bildungs- und Sozialpolitik weiter.
Da interessiert mich zum Beispiel die Chancengleichheit an Hamburger Schulen. Oder ob es ein neues Schulfach geben soll, in dem man lernt, wie beispielsweise die Wahlen in Hamburg funktionieren. Ich habe viele Mitschüler, die einfach nicht wissen, wie sie wählen sollen, wie der Wahlzettel aussehen wird und wie viele Stimmen sie haben. Am Ende des Gesprächs dürfen meine Interviewpartner auch noch über ein Thema sprechen, das ihnen besonders am Herzen liegt.
Was hat dir bei deiner Arbeit am Podcast besonders gut gefallen?
Ich fand es toll, dass alle angefragten Parteien mitgemacht haben. Von Anfang an haben sie mich ernst genommen, obwohl ich nur eine Schülerin bin. Ohne Erfahrung, keine Influencerin oder Journalistin. Toll fand ich auch, dass die meisten Parteien mir junge Politikerinnen und Politiker als Gesprächspartner zur Verfügung gestellt haben. Zufällig wurden es dann auch noch fünf Frauen und fünf Männer.
Und was war das größte Problem, mit dem du bei der Durchführung und Vorbereitung des Podcasts konfrontiert warst?
Hürden waren vor allem die Längen der Parteiprogramme. Die Grünen haben zum Beispiel ein Programm über 143 Seiten, das ist einfach extrem viel zu lesen. Die Vorbereitung verschlingt sehr viel Zeit. Und teilweise hatte ich auch Hemmungen, Politiker zu unterbrechen. Aber manchmal muss man einfach konkreter nachfragen und unbequem werden.
Was möchtest du Leuten in deinem Alter, die jetzt auch das erste Mal wählen können, noch mit auf den Weg geben?
Dass die Leute, mit denen ich spreche, Repräsentanten ihrer Partei, aber trotzdem nicht unbedingt wirklich repräsentativ für ihre Partei sind. Ich finde, das muss man klar differenzieren, da die Antworten sehr vom Wahlprogramm abweichen können. Politiker haben immer noch eine persönliche Meinung, die eben nicht der Meinung ihrer Partei gleicht. Es ist wichtig, sich noch mal selbst zu informieren und sich die Parteien genau anzuschauen.
Aber natürlich ist mir vor allem wichtig, dass Erstwähler wählen gehen. Ich finde es toll, dass das Wahlalter auf 16 herabgesenkt wurde, was ja auch mir als Erstwählerin die Chance gibt, jetzt zu wählen. Man sollte seine Stimme nutzen, denn es ist ein Privileg, in diesem jungen Alter wählen zu können und Teil dieses demokratischen Prozesses zu sein. Wir können alle fünf Jahre Einfluss darauf nehmen, wer in die Hamburgische Bürgerschaft einzieht – und diese Stimme sollten wir nutzen.
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