Popmusik läuft, der Geruch eines Parfüms liegt im Raum, überall befindet sich Kleidung, und helle Lampen erleuchten den fensterlosen Raum. Das ist der normale Zustand in dem Bekleidungsladen, in dem der 18-jährige Ole dreimal wöchentlich für jeweils sechs Stunden arbeitet. Er hat die Schule erfolgreich mit dem Abitur abgeschlossen und jobbt hier aus einem ganz bestimmten Grund, wie er erzählt: „Ich möchte Erfahrungen sammeln und Geld für meine geplante große Reise ins Ausland verdienen.“
Es ist Montagmittag, die Bekleidungsboutique ist nur mäßig besucht. „Gerade sind keine Ferien oder Wochenende. Deshalb ist so wenig los“, erklärt Ole. „Jetzt ist es sehr ruhig und entspannt, aber es gibt sehr viel anstrengendere Phasen.“ Er ist gerade dabei, mit einem weiteren Mitarbeiter T-Shirts und Pullover neu zu legen und zu sortieren. Ole selbst wirkt sehr entspannt: „Alle Mitarbeiter sind in meinem Alter. Das trägt zu einem tollen Arbeitsklima bei.“
Nach ungefähr einer Viertelstunde ist er fertig und fängt an, sich dem riesigen Jeansregal zu widmen. Ole hat aber auch noch andere Aufgaben, wie beispielsweise im Lager Lieferungen auszupacken, zu sichern und zu sortieren oder an der Kasse zu arbeiten. Auf die Frage, was ihm nicht so gut an seinem Job gefalle, antwortet er: „Es gibt keine frische Luft und kein Sonnenlicht im Laden und manche Aufgaben sind teilweise langweilig. Außerdem habe ich keine wirklich festen Arbeitszeiten, da diese sich wöchentlich ändern.“
Rund jeder Dritte übt einen Nebenjob aus
Nebenjobs hat Ole schon seit Längerem: „Ich hatte mit 15 meinen ersten Job, bei dem meine Aufgabe darin bestand, Flyer zu verteilen.“ Dass Schüler in diesem Alter Nebenjobs ausüben, ist nicht ungewöhnlich. Denn nach Schätzung des Deutschen Kinderhilfswerks hat bundesweit mindestens ein Drittel aller Kinder ab 13 Jahren einen Nebenjob und arbeitet im Schnitt mehr als drei Stunden pro Woche. Nach einer Umfrage des Statistik-Portals Statista arbeiten sogar knapp 30 Prozent der befragten Jugendlichen sechs bis zehn Stunden pro Woche in einem Nebenjob. Die beliebtesten Tätigkeiten sind dabei Babysitting und das Austragen von Zeitungen.
Es ist Samstagvormittag und der
16 Jahre alte Fynn ist gerade damit beschäftigt, sich in dem kleinen Lagerraum der Apotheke die Adressen der Kunden und die dazugehörigen Medikamente zu notieren. In dieser Apotheke geht Fynn seinem Job ein-, manchmal zweimal in der Woche nach. Auch Fynn hat seine Gründe, aus denen er seinen Nebenjob macht: „Man hat durch den Job immer ein bisschen extra Geld und lernt damit umzugehen. Ich kann mir meine Wünsche so immer schneller erfüllen. Zudem sind meine Eltern der Meinung, dass ich lernen soll, selbst Geld zu verdienen.“
Seine Arbeitszeit begrenzt sich auf zwei bis drei Stunden pro Woche. Seinen Job erklärt er so: „Ich bin Bote der Apotheke. Meine Aufgaben bestehen darin, Medikamente aus der Apotheke an die Kunden zu liefern. Das mache ich mit dem Fahrrad.“ Diesen Job übt Fynn schon seit etwa eineinhalb Jahren aus. Nach einer halben Stunde hat Fynn alle Medikamente zusammen und macht sich mit seinem Fahrrad auf den Weg. „Ich mag den Job, weil man sich Zeit lassen und theoretisch auch Pausen machen kann. Außerdem sind alle sehr nett“, sagt Fynn, der um die acht bis zehn Kilometer fährt, um Medikamente auszuliefern. Nach ungefähr zweieinhalb Stunden Fahrrad fahren und Medikamente ausliefern ist Fynn fertig. Medikamente, die nicht ausgeliefert werden konnten, weil die Kunden nicht da waren, stellt Fynn in einem kleinen Schuppen ab. Zudem notiert er, wo er Geld kassiert hat, wo niemand zu Hause war und wie viele Stunden er unterwegs war. „Manchmal hat man halt nicht so viel Motivation“, erzählt er weiter. „Bei Regen ist es ein bisschen nervig, wobei ich dann eine Stunde extra bezahlt bekomme.“
Solche Nebenjobs haben viele Vorteile. Sie fördern die eigene Unabhängigkeit und Selbstständigkeit. Aber man muss aufpassen, die Schule nicht zu vernachlässigen. Man braucht nämlich auch noch Zeit zum Lernen und benötigt Freizeit. Zu Stress sollte ein Nebenjob nicht führen. Letztendlich ist ein Nebenjob etwas Gutes, da man Erfahrungen für das Leben sammelt. Überdies lernt man, sich schon einmal an den späteren Arbeitsalltag zu gewöhnen.
Fynn und Ole können das bezeugen. „Durch meinen Nebenjob habe ich gelernt, mein Geld viel mehr wertzuschätzen. Mit dem selbst verdienten Geld überlege ich mir viel genauer, wofür ich es ausgebe“, sagt Fynn.
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