Schüler machen Zeitung
Fremdsprachen

Ich und das ganze Shing Shang Shong

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Lea Steuber, Klasse 8B, Walddörfer Gymnasium
Schüler im Chinesisch-Unterricht (Symbolfoto>

Schüler im Chinesisch-Unterricht (Symbolfoto>

Foto: picture alliance

Lea lernt Chinesisch. Die Achtklässlerin ist dankbar, dass ihre Schule ihr diese Chance bietet.

Hamburg.  Och ne, schon wieder ein Strich in die falsche Richtung, und wie war die Aussprache noch mal? Alltag für mich. Ich bin Lea, 14 Jahre alt, gehe in die achte Klasse und lerne seit Sommer 2016 Chinesisch. Jeden Dienstag und Mittwoch bleibe ich länger in der Schule, um mit zehn anderen Schülern, die sich auch dazu entschieden haben, Chinesisch als Wahlpflicht-Unterricht zu wählen, diese Sprache von weit her zu lernen. Wenn andere Basketball oder Theater spielen, lerne ich jetzt eben Chinesisch. Ich weiß noch genau, wie ich darauf gekommen bin, mit Chinesisch anzufangen. Wir hatten in der siebten Klasse eine Vertretungsstunde bei Herrn Chen. Er brachte uns ein Paar Wörter Chinesisch bei. An diesem Tag wusste ich: das mache ich ab der achten Klasse!

Oft hört Lea dumme Sprüche aber da steht sie drüber

Am Anfang kam es mir schon komisch vor, Chinesisch zu lernen, weil es einfach das absolute Gegenteil von der deutschen Sprache ist und sich auch stark abhebt von meinen anderen Fremdsprachen Englisch und Spanisch. Die Zeichen zu lernen ist zwar ziemlich schwer, dafür ist die Grammatik um so einfacher. Doch das schwerste ist die Aussprache mit vier verschiedenen Betonungen. Manchmal fühlt es sich an, als würde man Zungenbrecher üben. Doch ich bereue meine Entscheidung nicht, denn man lernt nicht nur die Sprache, sondern auch die Kultur kennen mit ihren vielen Bräuchen und Traditionen.

Teilweise lerne ich Chinesisch auch, weil ich in der Zukunft Vorteile mit meinen Kenntnissen haben werde. Wenn ich Chinesisch beherrsche, habe ich ein größeres Spektrum in der Berufswahl und kann bei Unternehmen punkten, die mit China kooperieren.

Mein Mitschülerin Antonia hat mir erzählt, warum sie Chinesisch lernt: „Weil ich es toll finde, mehrere Sprachen sprechen zu können. Ich finde es schön, später die Sprache einsetzen zu können und dafür lohnt es sich auch, länger in der Schule zu bleiben “.

Da sind wir uns einig. Die Chance, die uns unsere Schule damit gibt, finde ich ziemlich cool und außergewöhnlich. Der Raum, in dem wir lernen, ist anders gestaltet als die anderen Räume der Schule: ein antikes Klavier, chinesische Deko, in der Mitte ein großer hübscher Holztisch und das Lehrer Pult bestückt mit einem gemusterten Teppich. Die Atmosphäre ist angenehm, man fühlt sich nicht wie in der Schule, einfach anders. Dazu trägt noch bei, dass wir so nah bei Herrn Chen sitzen, dass er mit uns in einer normalen Lautstärke reden kann. Trotzdem ist es immer noch normaler Unterricht, in dem ich mich immer besonders konzentrieren muss.

Für jedes Zeichen gibt es eine bestimmte Abfolge, in der die Striche gezogen werden. Bei jedem Strich muss ich darauf achten, in welche Richtung ich ihn ziehe. Einige meiner Freunde halten mich für komisch, weil ich mir extra Mühe gebe und länger in der Schule bleibe. Oft, wenn sie schon Schluss haben, machen sie sich einen Spaß, und es kommen Sprüche wie: „Ach, du musst jetzt noch zu deinem Shing Shang Shong!“ Da stehe ich aber drüber. Diese neue Sprache zu lernen ist einfach eine dieser Chancen, die ich nur einmal habe und die nicht jeder Schüler in Hamburg bekommt. Für Außenstehende ist Chinesisch vielleicht ein großes Wirrwarr aus komischen Zeichen und Wörtern, für mich ein neuer Teil in meinem Leben.