Hamburg. Kürzlich sah ich ein Video auf YouTube von 1992. Es zeigt die damals zwölf Jahre alte Severn Suzuki, während sie beim Uno-Gipfel für nachhaltige Entwicklung in Rio de Janeiro eine Rede vor den Abgesandten der Regierungen der ganzen Welt hält.
Severn war Gründerin von ECO, eine Kinderumweltorganisation. Die Gruppe bestand aus 12- bis 13-Jährigen, die etwas verändern wollten. Sie hatten die Reise nach Rio aus eigener Tasche bezahlt. Severn sprach sechs Minuten über Umweltzerstörung und über die Sorgen der kommenden Generationen und wurde damit weltberühmt. Severn Suzuki ist heute 35 Jahre alt, zweifache Mutter und: Umweltaktivistin.
Als ich das Video sah, war ich sehr erstaunt über die klaren Worte, und gleichzeitig hat es mich zum Nachdenken gebracht. Severns Rede galt den Erwachsenen. Ich war erschüttert, als ich Severn über aussterbende Tiere sprechen hörte. Sie träumte von Regenwäldern voll von Vögeln und Schmetterlingen, aber sie fragte sich, ob ihre Kinder das noch würden sehen können.
Sie sagte, dass sie die Antworten auf diese Probleme nicht kenne, aber sie bemerkte, dass das auch bei den Erwachsenen nicht anders sei und diese somit nichts zerstören sollten, ohne zu wissen, wie man es wieder repariere. Als anderen Punkt bemerkte Severn, dass man das Geld, das für Krieg ausgegeben wird, lieber gegen Armut und Umweltzerstörung verwenden solle. Schließlich seien wir, auch wenn uns Grenzen trennen, alle eine Familie. Wenn ich überlege, wann sie das alles gesagt hat, und weiß, dass sich seitdem nicht viel geändert hat, empfinde ich es als ziemlich deprimierend. Viele Erwachsene sind der Meinung, dass die „heutige Jugend“ sich nicht um die Umwelt sorgt oder für Politik interessiert. Das stimmt nicht. Viele Jugendliche machen sich Gedanken darum. Severn ist ein tolles Vorbild für uns alle.
Wenn ich überlege, dass es in wenigen Jahren unsere Aufgabe sein wird, sich Gedanken um die Lösung der Probleme dieser Welt zu machen, denke ich, dass es an der Zeit ist, uns Jugendlichen zu vertrauen. Denn momentan vertrauen wir auf euch Erwachsenen.
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