Schüler des Jenisch-Gymnasiums machten den Test. Ergebnis: Jugendliche kommen leicht an die Droge Nummer 1.

Fast 137 Liter alkoholische Getränke hat jeder Deutsche im Jahr 2011 konsumiert. Das geht aus dem Jahrbuch Sucht hervor, das die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) kürzlich in Berlin präsentierte. Umgerechnet trank damit jeder Bürger rund 9,6 Liter reinen Alkohols. Die Studie belegt: Alkohol ist die Droge Nummer eins in Deutschland und damit auch Einstiegsdroge für Jugendliche.

"Kauf dir mal lieber eine Capri-Sonne", sagte der circa 30 Jahre alte Kassierer zu mir. Ich war 14 Jahre alt, als ich mit einem Bier an der Kasse einer Tankstelle stand. Der Kassierer war aufmerksam. Ist das die Regel oder doch eher eine glückliche Ausnahme?

Mit dieser Frage begannen wir - drei 16-Jährige und zwei 14-Jährige - unser Projekt. Um unserer Frage nachzugehen, klapperten wir Läden verschiedenster Kategorien ab und versuchten dort Alkohol zu kaufen. Die 14-Jährigen gingen mit Alkohol an die Kasse, der gemäß Jugendschutzgesetz erst ab 16 Jahren erlaubt ist. Die 16-Jährigen wollten Alkohol erstehen, der erst ab 18 Jahren zum Verkauf steht.

Zunächst sortierten wir die Läden nach Orten und Kategorien. Wir besuchten zum Beispiel Supermärkte, Kioske, Einkaufszentren und Weihnachtsmärkte. Das Alter der Verkäufer und deren Geschlecht bildete neben der offiziellen Altersfreigabe des Alkohols für uns ebenfalls einen Untersuchungsaspekt. Sobald die Kassierer die Preise in die Kasse eingescannt hatten, gaben wir uns ihnen gegenüber als Testkäufer zu erkennen und befragten sie zu ihrem nicht rechtgemäßen Handeln.

Unsere ersten Ergebnisse waren erfreulich. Die 14-Jährigen besuchten 23 Geschäfte und hatten mit ihren Testkäufen bei nur etwa 20 Prozent Erfolg. Die meisten Verkäufer, die den Alkohol ohne eine Alterskontrolle verkauft hätten, konnten oder wollten ihr Verhalten nicht begründen. Sie versuchten lediglich, uns so schnell wie möglich aus dem Geschäft zu bekommen. Das liegt vermutlich daran, dass die Verkäufer mit den Strafen absolut vertraut sind, die ihnen blühen, wenn sie Alkohol an zu junge Menschen verkaufen. Ein Verkäufer muss 50 Euro Strafe bezahlen und der Geschäftsinhaber sogar bis zu 3000 Euro. Weitaus alarmierender ist die Lage, wenn 16-Jährige Alkohol kaufen möchten, der ab 18 Jahren erlaubt ist. "Für Verkäufer ist es schwierig, nur zwei Jahre Altersunterschied in den Gesichtern der Jugendlichen zu erkennen", erklärte uns ein Kassierer. 70 Prozent der Läden, also weit mehr als die Hälfte, verkauften unseren minderjährigen Testkäufern in der Mittagszeit harten Alkohol, der erst ab 18 Jahren erlaubt ist, ohne einen Ausweis zu verlangen. In diesem Bereich hat die Jugendschutzverordnung offenbar nicht den Effekt, den sie haben sollte. 20 Prozent der erfolgreichen Testeinkäufe haben in Blankenese stattgefunden. Bei Tankstellen glückte uns der Versuch bei einem von fünf Testeinkäufen.

Anders sah das auf dem Weihnachtsmarkt aus. Dort wurde uns an zwei von vier Glühweinständen Glühwein verkauft.

Die Auswertung des Alters der Verkäufer ergab, dass die jungen Frauen eher Alkohol an Jugendliche verkaufen, als die älteren Männer. Wir stellen fest, dass jüngere Verkäufer eher Alkohol an Minderjährige verkaufen als ältere.

Es fällt außerdem auf, dass es für 16- bis 18-Jährig leichter ist, an harten Alkohol zu kommen, als für unter 16-Jährige, überhaupt Alkohol zu erhalten.

Die Kontrollen und damit die Umsetzung der Jugendschutzverordnung müssen unbedingt noch verbessert werden, denn es geht dabei um den sehr wichtigen Schutz Minderjähriger vor den Gefahren des Alkohols.