Ein Porträt zweier Sängerinnen, die unterschiedlicher nicht sein können: Antje Przywara und Jasmin Rathcke

Norderstedt. Es ist Donnerstagnachmittag. Aufgeregt machen wir uns auf den Weg zu unserer Gesangslehrerin Antje, die wir heute interviewen dürfen. Mit ihr wartet Jasmin, die ebenfalls Sängerin ist - sich aber einer ganz anderen Stilrichtung verschrieben hat. Antje singt leidenschaftlich Klassik, Jasmin hingegen Popmusik. Zwei Musikrichtungen, die unterschiedlicher nicht sein können. Vielen Jugendlichen gilt Klassik als langweilig und uncool, und viele Erwachsene meinen, von der "heutigen Musik" Kopfschmerzen zu bekommen. Bleibt die Frage: Was ist besser - Klassik oder Pop?

Die Sängerin und Gesangspädagogin Antje Przywara ist 26 Jahre alt, stammt aus Berlin und lebt in Norderstedt. Sie absolvierte ihr Diplom in klassischem Gesang und Gesangspädagogik an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. "Musik bedeutet mir sehr viel, weil sie seit meiner Kindheit einfach ein großer Bestandteil meines Lebens ist. Ohne Musik könnte ich mir mein Leben nicht mehr vorstellen. Die Musik ist wie eine Droge für mich", sagt Antje Przywara.

Auch Jasmin Rathcke hat sich ganz der Musik verschrieben - allerdings liebt die 31-Jährige Popmusik. Sie singt seit ihrer Kindheit leidenschaftlich gern, und zwar vor allem Pop-, Musical-, Gospel- und Rock-Songs. "Klingt jetzt kitschig, aber ich würde sagen, dass die Musik mir alles bedeutet. Wenn man anfängt, Musik zu machen und merkt, wie viel man anderen Leuten damit geben kann, macht einen das sehr glücklich. Außerdem hilft sie einem über Zeiten hinweg, in denen es einem nicht so gut geht. Ich behaupte mal, dass die Musik 8o Prozent meines Lebens einnimmt." Fest steht: Für die beiden Sängerinnen ist es eines der schönsten Gefühle, auf der Bühne zu stehen und Spaß zu haben.

Antje sagt, sie liebe es, wenn das Publikum wie gebannt zuhöre und sich freue. "Es fühlt sich unbeschreiblich schön an, wenn kurz vor dem Auftritt das ganze Adrenalin ausgeschüttet wird. Manchmal weine ich auch beim Singen. Ich habe zum Beispiel einmal in der ,Zauberflöte' die Pamina gespielt, und dort gibt es eine Szene, in der es um Tod und Verluste geht. In dieser Szene habe ich dann angefangen zu weinen und konnte auch nicht mehr aufhören", sagt Antje und bekommt auch jetzt ein wenig feuchte Augen.

Jasmin äußert sich ähnlich. "Vor Kurzem gab ich ein Konzert in einem Gefängnis im Rahmen eines Resozialisierungsprojektes. Vorher beschäftigte mich die Frage, wie die Auftrittssituation sich auf meine Darbietung auswirken würde. Als es dann soweit war, war es eine gute Erfahrung zu sehen, wie sehr unsere Lieder Brücken zwischen Häftlingen und Band schufen. Ein Insasse kam nach dem Konzert zu mir und erzählte von der Zeit vor seiner Straffälligkeit, in der er aktiver Hobbymusiker war. Er sagte berührt, wir hätten ihn daran erinnert, und er würde in seiner Freiheit jetzt lieber Gitarre spielen, anstatt Ärger machen zu wollen."

Ein anderes berührendes Erlebnis, das Jasmin immer in Erinnerung bleiben wird: "Eine Freundin von mir bekam ein Baby, und davon war ich sehr überwältigt. Da hatte ich plötzlich eine Eingebung für einen Song. Als ich mich vor das Mikrofon stellte, habe ich einfach meine Gedanken hinausgesungen. Ich war so berührt, dass mir die Tränen kamen. Ich habe die Aufnahme nicht wiederholt, man hört ein leichtes Zittern in der Stimme. Dieser Take ist vollkommen authentisch und schön, man fühlt sofort eine große Intensität."

Bleibt die Frage: Was hat die klassische Musik, was der Pop nicht hat - und umgekehrt natürlich. Jasmin ist sich sicher, dass eine klassische Sängerin nie diesen souligen Stil wie sie entwickeln wird. Und Antje behauptet, sie könne ihren Tonumfang mehr nutzen und in den Oktaven mehr in die Höhe gehen. Wären Antje und Jasmin bei einem gesanglichen Rollentausch aufgeschmissen? Diese Frage beantworten beide mit einem kräftigem "Ja"; denn dafür, so betonen sie, müsse man mehr in der anderen Rolle zu Hause sein und den Gesangsstil innerlich fühlen.

Seit Kurzem kann man Jasmins Lied "Bonnie Strange" bei Amazon und bei iTunes erwerben. Sie wird immer erfolgreicher und hat momentan schon mehr als 15.000 Gefällt-mir-Klicks auf Facebook. Auch Antje ist sehr erfolgreich. Sie spielt in vielen Kinder-Operetten mit und singt unter anderem im Hamburger Opernloft. Vor Kurzem spielte sie auch in der Operette "Die schöne Galathee" mit.